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Braucht es mehr Football in Deutschland? Patrick Esume sagt: Unbedingt!!!

"Football is Family" lautet ein geflügeltes Wort bei den Amerikanern. Dass an diesem Spruch viel Wahres dran ist, konnten wir in den Tagen rund um das NFL Munich Game in der Allianz Arena am 13. November feststellen. Unser Kolumnist Patrick Esume fordert: Mehr davon!

Patrick Esume
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Sports Illustrated 05/22
Manuel Neuer und Leon Goretzka im Exklusiv-Interview
Die neue Ausgabe von Sports Illustrated mit Manuel Neuer und Leon Goretzka im Exklusiv-Interview
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Inhalt

Nicht nur für Football-Deutschland, für ganz Sportdeutschland ist das erste Liga-Spiel der NFL in München ein Ritterschlag. Ja, die NFL war schon mal hier, Anfang der 1990er-Jahre in Berlin, aber das waren preseason games. Vorbereitungsspiele ohne Bedeutung. Das Spiel der Tampa Bay Buccaneers gegen die Seattle Seahawks in der Allianz Arena ist dagegen etwas ganz Besonderes. Durch dieses Einzelevent rückt der Football in den ganz großen Fokus, vergleichbar mit einem Spiel bei einer Fußball-EM oder -WM in Deutschland. Unser Sport kommt aus der Nische in die großen Boulevard-Blätter, auch dank Bucs-Quarterback Tom Brady, dem Michael Jordan des Footballs.

Doch es geht für den Football um viel mehr als dieses eine Spiel, das medial natürlich die höchste Aufmerksamkeit bekommen wird. Dass die NFL darüber hinaus in Düsseldorf eine dauerhafte Dependance hat, ist ein entscheidender Vorteil. Die Liga will so den Sport in der breiten Gesellschaft etablieren und bringt beispielsweise Flag Football – eine kontaktlose Variante des American Footballs – an die Schulen. Das Ziel: Football Kindern und Jugendlichen nahezubringen – und so langfristige Kunden zu haben.

Patrick Esume: "Braucht es mehr Football in Deutschland: Ich sage: Unbedingt"

Natürlich könnte man sich fragen: Braucht es mehr Football in Deutschland? Ich sage: Unbedingt, denn die Nachfrage diktiert den Markt, und der will Football sehen. Einer der größten Vorteile der Sportart: Sie ist überschaubar. Die regular season besteht aus 17 Spielen pro Team, dazu kommen maximal vier weitere Spiele in den Playoffs. Beim Fußball dagegen gibt es so viele Competitions, dass man leicht den Überblick verlieren kann: Liga, nationale und internationale Pokale, die Nations League und so weiter... Dass die NFL vergleichsweise wenige Spiele hat, erhöht den Stellenwert der einzelnen Partien immens – und damit auch den Wert des Spiels in München. Das hat man ja nicht zuletzt an der gigantischen Ticket-Nachfrage gesehen. 

NFL-Star Tom Brady nach dem NFL-Spiel in München
NFL-Star Tom Brady nach dem NFL-Spiel in München
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Dass die NFL einzelne Spiele ins Ausland vergibt und in London oder Mexiko-Stadt antritt, ist seit vielen Jahren Usus. Auch das ist ein Unterscheid zum Fußball: Als es in Deutschland vor einigen Jahren den Vorschlag gab, etwa das Pokalfinale in China zu spielen, führte das zu heftigen Protesten. Denn der Fußballfan ist auch oft Mitglied im Verein und hat dadurch ein Mitspracherecht.

In Deutschland kann die NFL noch 10 bis 20 Millionen Fans für sich gewinnen

In den USA ist das nicht so, die NFL-Teams sind Businesses, Unternehmen, keine Vereine. Deren Hauptaugenmerk: Geld verdienen. Und dafür braucht es Wachstum und neue Fans. Brett Gosper, Europa-Chef der NFL, hat gesagt, dass die nächsten 50 Millionen Fans nicht aus Amerika kommen werden, da sei der Markt erschöpft. Deswegen spielt Europa und speziell Deutschland eine so große Rolle: Hier kann die NFL noch zehn bis 20 Millionen Fans für sich begeistern.

Dass der Football sich im Fernsehen als zweitbeliebteste Sportart hinter dem Fußball etabliert hat, hat man in der Bundesliga registriert. Bayerns CEO Oliver Kahn sagte kürzlich in „Sport Bild“: „Wenn mir etwas Sorgen bereitet: Wir nehmen es als gottgegeben hin, dass Fußball immer der Nummer-eins-Zuschauersport ist. Wenn man aber sieht, wie jüngere Generationen Sport konsumieren und wie viele andere Optionen sie haben, muss man das ernst nehmen.“ Dass man für das NFL-Spiel Tickets in siebenstelliger Zahl hätte verkaufen können, „sind Entwicklungen, die wir nicht einfach ignorieren können“.

 

Der Fußball muss sich fragen: Was können wir von den Amerikanern lernen, damit wir den gleichen Effekt haben in dieser jungen Zielgruppe? Das bedeutet nicht, dass Football Fußball verdrängt. Er fügt der Sportlandschaft etwas hinzu. Was die NFL in Perfektion geschafft hat: eine Sportart mit einem Lifestyle zu verknüpfen, der für Gemeinsamkeit und Miteinander steht. Das funktioniert auch in Deutschland, gerade in diesen schwierigen Zeiten mit Covid und Krieg. Nicht umsonst gibt es den Slogan: "Football is family". Weil er stimmt.

 


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