Fußball

Von Maradona bis Guardiola: Die größten Doping-Fälle in der Fußball-Geschichte

Der Fall Mario Vušković wird die Fußball-Welt wohl noch eine Weile beschäftigen. Während das Verfahren gegen den HSV-Profi immer noch läuft, blicken wir zurück: Das sind die größten Doping-Fälle der Fußball-Geschichte. Von Maradona bis Guardiola.

Diego Maradona wird bei der WM 1994 von einer Frau im weißen "Medical"-Anzug zur Doping-Kontrolle begleitet
Credit: Getty Images
  • Dopingfall Vušković beschäftigt die Fußball-Welt
  • Märchen von sauberem Fußball bereits mehrfach widerlegt
  • Das sind die größten Doping-Fälle im Fußball der vergangenen Jahrzehnte

Hat Mario Vušković gedopt? Diese Frage wird wohl am Ende der Internationale Sportgerichtshof CAS klären müssen - falls sie wegen des Streits um die Zuverlässigkeit der Testmethode überhaupt geklärt werden kann. Nach dem Urteil am 30. März kündigte der HSV jedenfalls eine Berufung an, zunächst geht es am DFB-Bundesgericht weiter.

 

Wir blicken derweil zurück auf die größten Doping-Fälle der Fußball-Geschichte. Denn die These, dass Doping im Fußball nichts bringe, gehört nach Einschätzung zahlreicher Experten ins Reich der Märchen. Zu diesem Schluss sind wohl auch die folgenden Sportler, Funktionäre und Ärzte gekommen - sonst hätten sie wohl kaum zu verbotenen Substanzen gegriffen.

Diego Maradona: Kokain-Sucht und ein unglaublicher Doping-Cocktail

Diego Maradona wurde während seiner Karriere gleich mehrfach auffällig: Hauptsächlich lag das an seiner Kokain-Sucht, denn auch die Droge steht auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Am meisten verwundert bis heute, warum der argentinische Superstar den Kontrolleuren nicht häufiger und früher ins Netz ging.

Maradonas erster positiver Test 1991 beendete seine erfolgreiche Ära bei Neapel jäh. Zuvor hatte der Verein noch mittels falscher Urinproben geholfen, eine positive Dopingprobe zu vermeiden - Maradonas Sucht war längst ein offenes Geheimnis. Nun wurde er allerdings erwischt und für 15 Monate gesperrt.

Bei der WM 1994 beendete ein weiterer positiver Befund dann Maradonas Nationalmannschaftskarriere. Gefunden wurde nach dem Spiel ein regelrechter Dopingcocktail, der so in keinem Medikament vorkommt, wie die FIFA verlauten ließ: Insgesamt fünf Stimulanzien, konkret das als Erkältungsmittel eingesetzte Ephedrin, Norephedrin und weitere verwandte Stoffe, wurden in Maradonas Urin nachgewiesen. Eingesetzt wurden sie beim chronisch übergewichtigen Maradona wohl zur Gewichtsabnahme.

Der Superstar beteuerte seine Unschuld: "Es ist, als hätten sie mir die Beine abgeschnitten", jammerte er. Ob er wirklich nicht wusste, was ihm sein Leibarzt da verabreicht hatte, wird bis heute diskutiert.

1997 dann der dritte nachgewiesene Dopingverstoß, dieses Mal wieder Kokain. Die Probe wurde nach einem Spiel von Maradonas Boca Juniors gegen die Argentinos Juniors genommen. Maradona focht das Ergebnis zwar an und spielte noch eine Weile weiter. Als er jedoch die Aussichtslosigkeit seines Ansinnens erkannte, beendete er seine Karriere.

EPO bei Juventus Turin? Der Fall Riccardo Agricola

Systematisches Doping mit Erythropoetin (EPO) bringt man für gewöhnlich als erstes mit dem Radsport in Verbindung. Doch zu den Hochzeiten des EPO-Dopings soll der Klassiker des Blutdopings auch bei Juventus Turin eingesetzt worden sein - wenngleich Teamarzt Riccardo Agricola in letzter Instanz letztlich nur wegen anderer Doping-Vergehen vom obersten italienischen Gericht verurteilt wurde.

Die Staatsanwaltschaft hatte Agricola und Geschäftsführer Antonio Giraudo vor, die Juve-Stars zwischen 1994 und 1998 sowohl mit legalen Substanzen, die bei übermäßigem Gebrauch leistungssteigernd wirken (dafür wurde zumindest Agricola letztlich auch verurteilt) als auch mit EPO gedopt zu haben.

EPO, dessen Konsum auch Mario Vušković vorgeworfen wird, ist ein Stoff, der auch natürlich im Körper vorkommt. Künstlich hergestellt, wird es zur Steigerung der Anzahl roter Blutkörperchen eingesetzt - entweder bei Menschen mit entsprechendem Krankheitsbild oder eben bei Leistungssportlern. Das führt dann zu einem verbesserten Sauerstofftransport und somit zu einer besseren Ausdauer. Eine umfassende Geschichte zum Skandal bei Juve, der einen Schatten die goldene Ära des Klubs wirft, haben unsere Kollegen aus den USA bereits 2019 veröffentlicht.

Roland Wolfarth: Der erste enthüllte Doping-Fall der Bundesliga

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Die Bedeutung dieses Satzes musste Roland Wolfarth schmerzlich erfahren. Anfang 1995 wechselte er von AS St. Etienne zurück in die deutsche Heimat, zum VfL Bochum. Bereits wenige Tage später bestritt er ein Hallenturnier, musste zur Dopingkontrolle - und wurde direkt zum ersten bekannt gewordenen Doping-Fall der Bundesliga-Geschichte.

Auf die Öffnung der B-Probe verzichteten Spieler und Verein, denn schnell war klar, was schief gelaufen war: Wolfarth hatte wie Maradona einen Hang zum Übergewicht. Er holte sich deswegen in der Apotheke einen Appetitzügler - ohne zu prüfen, welcher Wirkstoff im Medikament war und ob er den als Leistungssportler auch nehmen darf. Durfte er nicht, denn drin war Norephedrin - also einer jener Wirkstoffe, die auch in Maradonas Urin gefunden wurden. Zwei Monate Sperre und 60 000 Mark Geldstrafe waren die Folge.

Eufemiano Fuentes: Verbindungen zu Real und Barcelona?

Eufemiano Fuentes ist einer der bekanntesten Dopingärzte, die je überführt wurden. Unter anderem der deutsche Radsport-Star Jan Ullrich gehörte zu seinen Kunden. Doch es gibt im Fall Fuentes auch zahlreiche Spuren, die in den Fußball führen. So sagte er selbst zunächst, er habe unter anderem Real Madrid und den FC Barcelona mit Dopingmitteln versorgt. Nachdem er von den Klubs unter Druck gesetzt worden war, zog er seine Aussagen jedoch zurück.

Auch Hinweise, dass die spanische Justiz die Fußball-Branche des Landes schützen wollte, gibt es: Akten wurden zu Verschlusssachen, die über den Fall berichtende Zeitung "Le Monde" zu Schadensersatz verurteilt - ohne im Prozess Beweise vorlegen zu dürfen.

2013 wurde dann bekannt, dass Fuentes wohl an Real Sociedad von 1999 bis 2004 Dopingprodukte lieferte. 2003 hätte der Klub fast die Meisterschaft gewonnen. Die beteiligten Profis, darunter Xabi Alonso, bestreiten bis heute, je mit Doping in Berührung gekommen zu sein.

Pep Guardiola: Haft-Urteil wegen Steroid-Dopings

Auch der heutige Star-Trainer Pep Guardiola reihte sich als Profi ein in die Riege der gedopten Fußballer. Nach seinem Wechsel von Barcelona nach Brescia im Jahr 2001 wurde er zweimal positiv auf das Steroid Nandrolon getestet. Vier Monate Sperre waren die Folge. 2005 folgte dann ein strafrechtliches Urteil, allerdings lebte Guardiola da bereits längst nicht mehr in Italien: Die verhängte Haftstrafe von sieben Monaten trat er nie an.

Toni Schumacher: Als Nestbeschmutzer ausgebootet

Wer über Doping-Praktiken im Leistungssport auspackt und eventuell gar andeutet, dass es sich um ein systemisches Problem handelt, gilt schnell als Nestbeschmutzer. So geschehen auch bei Toni Schumacher. 1987 veröffentlichte er sein Buch "Anpfiff" und beschrieb dort auch aus seinem persönlichen Blickwinkel das Dopingproblem. Er gab zu, selbst das Aufputschmittel Captagon konsumiert zu haben und erwähnte auch Dopingpraktiken bei eineigen - namentlich nicht genannten Mitspielern. Die Folge: Rauswurf beim FC Köln und aus der Nationalmannschaft.

Die Freiburger Sportmedizin: Doping-Zentrum der BRD

Die Sportmedizin an der Freiburger Uniklinik war in früheren Jahrzehnten die Hochburg des systematischen Dopings in der Bundesrepublik. Zum Kundenkreis des dort arbeitenden Armin Klümper gehörten in den 1970er- und 1980er-Jahren der VfB Stuttgart und der damalige Zweitligist SC Freiburg, wie ein 2015 veröffentlichtes Gutachten ergab.

Mit "Panzerschokolade" zum WM-Titel?

1954 gab es noch keinen Anti-Doping-Kampf und auch sonst war Doping in der Öffentlichkeit kein Thema. Mittlerweile wird jedoch vermutet, dass der erste deutsche WM-Titel unter anderem mit pharmakologischer Unterstützung errungen wurde. Klar ist, dass die Spieler Spritzen erhielten. Was drin war, wird sich wohl nie mit letzter Sicherheit klären lassen. Experten sehen jedoch Hinweise auf Pervitin - nichts anderes als ein Handelsname für Metamphetamin. Als "Panzerschokolade" putschte es bereits im 2. Weltkrieg deutsche Soldaten auf - und 1954 womöglich die WM-Helden.


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