Australian Open

Kiwis Corner: Wenn Zverev Dampf abgelassen hat, ist er sofort wieder bei 150 Prozent

Nicolas Kiefer analysiert für Sports Illustrated die Australian Open. In seiner Kolumne spricht Kiwi über die Wutausbrüche von Alex Zverev auf dem Court. Kiwi war als Spieler ebenso emotional und musste ab und zu auch mal Dampf ablassen. 

Nicolas Kiefer
Credit: Sports Illustrated

Alex Zverev steht im Achtelfinale und hat wieder wichtige Kräfte gespart. Zwar hat er sich gegen Radu Albot sieben Doppelfehler geleistet, aber das wird er in den nächsten Spielen abstellen. Das gehört zu seinem Spiel dazu, wenn er beim zweiten Aufschlag etwas riskiert. 

Die entscheidende Frage ist, wieviel Prozent seiner ersten Aufschläge gewinnt er? Da hat er 83 Prozent verwandelt, was wirklich stark ist. Das muss man sehen, und nicht die Doppelfehler. 

Beim Match gegen Albot hat Zverev geschimpft und gehadert. Das kennen wir von ihm, auch dass er seinen Schläger mal auf den Platz donnert. Das finde ich gut, das ist etwas Positives. Damit zeigt er, dass er diesen Sport liebt und lebt. 

Es ist immer gut, einen Spieler mit Emotionen zu sehen, als einen Spieler, der keine Emotionen hat. Ich denke, dass diese Emotionen für ihn und für sein Spiel eine entscheidende Rolle spielen.

Wenn Sascha einmal seine Ventile öffnet, dann fängt er sich sehr schnell wieder. Das ist auch eine Kunst eines Topspielers. Bei manchen Spielern geht nach Wutausbrüchen gar nichts mehr. Aber Zverev ist sofort wieder bei 150 Prozent. 

Ich war auch ein Spieler mit sehr viel Emotionen und musste auch das eine oder andere Mal Dampf ablassen. Aber da ist jeder Spieler anders. Ich war auch sehr, sehr emotional und kann nachempfinden, was Zverev auf dem Court macht.

Alexander Zverev
Credit: Getty Images
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Wenn Zverev Dampf abgelassen hat, geht’s ihm wieder gut. Dann hat er sich vom negativen Ballast befreit. Andere Spieler machen das mit sich aus. Wenn man Roger Federer zum Vergleich nimmt, dann zeigt er ganz selten Emotionen. 

Im Achtelfinale geht’s gegen den Kanadier Denis Shapovalov. Dann beginnt die heiße Phase des Turniers, dann geht’s ans Eingemachte. Jetzt kommen die starken Gegner. Aber ich denke, dass Zverev auch gegen Shapovalov gewinnen wird. 

Natürlich kann es jetzt passieren, dass Zverev mal einen Satz verlieren wird. Die Gegenwehr wird größer. Aber Zverev ist viel zu stabil und schlägt viel zu gut auf, um diesen Gegner nicht zu besiegen. Das wird ein Test, um zu sehen, wie gut ist Zverev wirklich drauf. 

Ich freue mich auf dieses Match. Gegen einen Linkshänder zu spielen, ist immer schwer. Das wird Zverev in den nächsten Trainingseinheiten aber sicherlich mit seinem Bruder trainieren, der ja auch Linkshänder ist. So stellt er sich auf Shapovalov ein.

Im Viertelfinale könnte es zu einem Aufeinandertreffen von Rafael Nadal und Zverev kommen. Das ist natürlich ein Match, was viele Fans sehen wollen – ich natürlich auch. Aber erstmal muss Zverev den Kanadier Shapovalov aus dem Weg räumen. 

Euer Kiwi.

Zur Person: Nicolas Kiefer ist ein ehemaliger Tennis-Profi, der 2010 seine Karriere beendete. Seine größten Erfolge waren Olympia-Silber im Doppel 2004 an der Seite von Rainer Schüttler sowie sechs Turniersiege auf der ATP-Tour. Bei den Australian Open stand er 2006 im Halbfinale. 1997 war er Viertelfinalist in Wimbledon sowie im Jahr 2000 bei den US Open. Bei den French Open erreichte er 2005 das Achtelfinale. 

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