Tag der Entscheidung

Urteilsverkündung! Boris Becker muss zweieinhalb Jahre ins Gefängnis

Boris Becker muss zweieinhalb Jahre wegen Insolvenzverschleppung ins Gefängnis. Das hat Richterin Deborah Taylor in London entschieden. Bei guter Führung kann der ehemalige Tennis-Star die Hälfte seiner Strafe auf Bewährung absitzen.

Boris Becker
Credit: Imago
  • Boris Becker muss zweieinhalb Jahre ins Gefängnis
  • Richterin Deborah Taylor fällt Knallhart-Urteil im Becker-Prozess
  • Becker bereits 2002 in Deutschland zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt

"Ich habe die Einwände, die für Sie vorgetragen wurden, in Betracht gezogen. Aber Sie machten persönlich Gebrauch vom Firmenkonto. Sie haben Eigentum unterschlagen, versteckt. So ging viel Geld ging", erklärte Richterin Deborah Taylor bei ihrer Urteilsverkündung.

Der ehemalige Tennis-Star hatte Vermögen im Wert von mehr als einer Million Euro in seinem Insolvenzverfahren verschwiegen. Die Laienrichter am Londoner Gerichtshof Southwark Crown Court und Richterin Taylor zogen nun die gerichtliche Konsequenz.

"Es wird eng für ihn", hatte Star-Anwalt Paul Vogel, Experte für britisches Strafrecht, zuvor gegenüber "Sport Bild" erklärt. "Vergleicht man die Lage mit ähnlichen Fällen, spricht viel dafür, dass das Gericht eine Haftstrafe anordnet, die Boris Becker auch absitzen muss."

Im schlimmsten Fall hätten Becker bis zu sieben Jahre Haft gedroht. Die Strafhöhe wäre niedriger ausgefallen, wenn Becker zu Beginn der Verhandlungen auf schuldig plädiert hätte. Aber Becker schloss zu Prozessbeginn eigene Fehler aus.

Boris Becker gilt als Wiederholungstäter

Letztendlich hatte Becker nicht das Glück, dass seine Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde. Taylor galt bereits im Vorfeld als knallharte Richterin, die 37 Jahre nach seinem unvergesslichen Wimbledonsieg ein Exempel an Becker statuierte. 

1985 gewann der 17 Jahre alte Becker als jüngster Spieler das wohl berühmteste Tennisturnier der Welt und schrieb Geschichte. Der entscheidende Punkt war, dass ihm die Richterin Verschleierungshandlungen nachweisen konnte.

Boris Becker auf dem Weg zum Gericht in London
Boris Becker auf dem Weg zum Gericht in London
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Bei seinem Insolvenzverfahren in England galt Becker als Wiederholungstäter. Bereits 2002 war Becker in Deutschland wegen 1,7 Millionen Euro Steuerhinterziehung schon einmal verurteilt worden. Damals zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung.

Becker schuldet 15 Gläubigern insgesamt 59 Millionen Euro

Becker ist 2017 in Großbritannien gerichtlich für zahlungsunfähig erklärt worden. Daraufhin musste er sein gesamtes Vermögen offenlegen. Aber offenbar verschwieg Becker mehrere Besitztümer. Außerdem überwies er unerlaubter Weise Geld auf andere Konten.

Insgesamt fordern 15 Gläubiger von Becker die Summe von 59 Millionen Euro zurück. Allein 37 Millionen Euro soll Becker seinem ehemaligen Geschäftspartner Hans-Dieter Cleven schulden.

Becker wurde im Zusammenhang mit seiner Insolvenz von 2017 in vier Fällen nach dem Insolvenzgesetz für schuldig befunden. Ihm wird vorgeworfen, Vermögenswerte im Wert von mehreren Millionen Euro versteckt zu haben, um Schulden nicht zahlen zu müssen.

Boris Becker 2017 für zahlungsunfähig erklärt

Die Tennis-Legende wurde vor fünf Jahren wegen eines unbezahlten Darlehens von mehr als 3,5 Millionen Euro für sein Anwesen auf Mallorca für bankrott erklärt. Danach verstrickte sich die ehemalige Nummer eins der Tennis-Weltrangliste immer mehr in Probleme.

Becker wurde für schuldig befunden, nach seiner Insolvenz Hunderttausende von Euro von seinem Geschäftskonto überwiesen, ein Vermögen in Deutschland nicht deklariert und Schulden in Höhe von 825.000 Euro verschwiegen zu haben.

"Sie müssen ihn genauso behandeln, wie Sie jemanden behandeln würden, von dem Sie noch nichts gehört haben und der nicht in der Öffentlichkeit steht", erklärte Richterin Taylor gegenüber der Jury aus elf Männern und einer Frau.

Becker-Verteidiger: "Er war in einer verzweifelten Finanzlage"

Beckers Verteidiger Jonathan Laidlaw erklärte in seinem Abschlussplädoyer: "Ich bleibe dabei, er war in einer verzweifelten Finanzlage. Er wählte selber aus, wen er wann bezahlte. Das ist kriminell. Aber es wurde nicht vorsätzlich aus Gemeinheit getan."

Mit seiner Aussage nahm Laidlaw vor dem Gericht in London dahingehend Bezug, dass es sich bei dem Geld um Zahlungen an seine Ex-Frau sowie seine Gattin Lilly und seine Kinder gehandelt habe, die von ihm abhängig gewesen seien.  

Becker lebt seit 2012 in Großbritannien und war bis zum 29. April auf Kaution auf freiem Fuß. Jetzt muss Becker mindestens 15 Monate ins Gefängnis. Der 54-Jährige kann nach der Verkündung des Urteil Rechtsmittel einlegen.

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