Baums Taktik-Check

Baums Taktik-Check: Darum macht es Dortmund im Saison-Finale anders als Schalke

Manuel Baum blickt im Taktik-Check bei Sports Illustrated auf das Bundesliga-Finale und das entscheidende Spiel zwischen Borussia Dortmund und Mainz 05. Für den BVB ein Scheideweg: Meister oder Schalke 04 sein. Baum hat sich für ein Szenario entschieden.

Baums Taktik-Check: Borussia Dortmund
Credit: Imago
  • Baums Taktik-Check: Borussia Dortmund gegen 1. FSV Mainz 05
  • Manuel Baum: "Dortmund muss zeigen, dass sie dem Druck gewachsen sind"
  • BVB: Deutscher Meister – oder wie Schalke "Meister der Herzen" werden

Borussia Dortmund:

Borussia Dortmund hat mittlerweile das 4-3-3 System verinnerlicht. Die Anordnung im Zentrum hängt dabei in hohem Maße von der Interpretation der Einzelspieler ab. Als Fixpunkt und Verbindungsspieler zwischen Defensive und Offensive im Zentrum ist Can gesetzt und sorgt für die Stabilität. Diese Stabilität wird von Spiel zu Spiel besser, was sich auch an den Ergebnissen in der Rückrunde zeigt. Die individuelle Fehleranzahl geht ebenfalls deutlich zurück. Nichtsdestotrotz bleibt der BVB in der Abwehrkette, besonders im Spielaufbau, immer wieder für leichte Fehler anfällig. Probleme bekommen sie meistens nach schnellen Umschaltmomenten der Gegner.

In Ballbesitz versucht der BVB, den Gegner am Strafraum fest zu spielen. Mit vielen kurzen Pässen, einer hohen technischen und kognitiven Qualität und viel Spielfreude entwickeln sie ihre Offensivpower. Hierbei glänzen zuletzt vor allem Malen und auch wieder Adeyemi über die Flügel. Um den Gegner gut bespielen zu können und viel Ballbesitz zu haben, überladen sie das Zentrum mit vielen Spielern. Immer wieder kommen die offensiven Außenspieler ins Zentrum und machen am Flügel Platz für Ryerson oder Wolf. Nach Ballgewinnen schaltet Dortmund über Malen und vor allem Adeyemi brutal schnell um.

BVB-Spieler Karim Adeyemi
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Nach einem Ballverlust steht die Dortmunder Abwehrkette sehr hoch und versucht sofort, den Ball zurückzugewinnen. Diese hohe Abwehrkette verursacht immer wieder Kontermöglichkeiten für den Gegner, die Dortmund in den letzten Spielen aber sehr gut im Griff hatte. Gegen den Ball verteidigt Dortmund häufig im Angriffspressing. Vor allem bei gegnerischem Abstoß pressen sie früh und attackieren den Gegner aggressiv im eigenen Drittel.

1. FSV Mainz 05:

Mit dem Ball spielt Mainz in einem 3-4-3, wobei sie gerne den langen Ball suchen, um über Ablagen und zweite Bälle in die Spielfortsetzung zu kommen. Mainz spielt die viertmeisten langen Bälle der Bundesliga, von denen allerdings nur knapp ein Drittel erfolgreich sind. Im Aufbau gehen sie wenig Risiko und versuchen vor allem über die Flügel zu Flanken zu kommen, als sich durch das Zentrum zu kombinieren. Nur zwei Mannschaften schlagen mehr Flanken als Mainz und nur eine Mannschaft erzielt mehr Tore aus Kopfbällen. Häufig fehlen aber konkrete Lösungen im Angriffsspiel und sie haben mit geringen Ballbesitzanteilen Probleme aus dem freien Spiel zu Toren zu kommen. Allerdings läuft Mainz in der Rückrunde deutlich mehr als in der Hinrunde, haben den zweitbesten xGoals-Wert und sind deutlich effizienter! Hinzukommt die Stärke bei Standardsituationen. Mainz hat knapp ein Drittel seiner Tore aus Standardsituationen erzielt und kopfballstarke Spieler mit über 1,90 m Körpergröße in den Reihen.

Kopfballstark: Ludovic Ajorque
Kopfballstark: Ludovic Ajorque
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Bei Ballverlusten gehen sie in ein aggressives Gegenpressing mit einer hohen läuferischen Intensität. Sollten sie keinen Zugriff bekommen, fallen sie in ein tieferes 5-3-2 mit Mittelfeldpressing. In dieser Formation bearbeitet Mainz den Gegner intensiv mit vielen Sprints und versucht daraus seine Umschaltmomente mit langen Bällen zu kreieren. Entscheidender Spieler ist hier Barreiro.

Auffällig ist der Lauf in der Rückrunde. Mainz holte aus 11 Spielen 7 Siege und ist mit 25 Punkten das zweitbeste Rückrundenteam. Insgesamt eine Mannschaft mit hoher Intensität, die ihr Trainer Bo Svensson vorlebt (schon 10 gelbe Karten). In den letzten Spielen hat Mainz aber eine Schwächephase und nur noch geringe Chancen auf die internationalen Plätze.

Mögliches Spielszenario:

Das letzte Spiel der Saison verdient sich den Namen Finale. Jedenfalls für die Dortmunder winkt nicht weniger als die Meisterschaft bei einem Sieg. Um in Deutschland Meister zu werden, muss man da sein, wenn Bayern schwächelt und die Dortmunder haben es jetzt in der eigenen Hand zu zeigen, ob sie dem Druck gewachsen sind oder sich mit Schalke um den Meister der Herzen bewerben. Mit dem Ball wird Dortmund sich am Mainzer Strafraum fest spielen und die Lücke in der eng gestaffelten 5er-Kette suchen. Eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann und nicht ob die Tür aufgeht, denn Dortmund ist auch auf engem Raum enorm stark. Sollte Mainz aggressiv mit den 8ern herausstechen, können sie die Ballzirkulation unterbinden und in die wenigen Umschaltmomente kommen. Hier ist die Dortmunder Restverteidigung gefordert, die aber an so einem Tag ausnahmsweise konzentrierter auftreten wird.

Mainz kann noch am Rivalen Frankfurt vorbeiziehen, aber nach einer Reihe von Niederlagen, ist die Hoffnung auf Europa leider nur noch Theorie. Die Mainzer müssen Zielspieler Ajorque ersetzen (5. Gelbe) und werden daher weniger offensive Bälle festmachen können. Weil sie diese Option nicht besitzen, kann es zu mehr flachen Spieleröffnungen kommen, in denen eine hohe Gefahr für Ballverluste und Dortmunder Umschaltmomente besteht.

Bei zunehmendem Druck werden mehr unkontrollierte Bälle auf die Offensivspieler folgen. Die Abwehr muss sich besonders auf Haller fokussieren, der rechtzeitig in bestechender Form aufläuft und fünf der letzten zehn Tore erzielte. Zu hoffen ist, dass Coach Svensson zum Saisonausklang sein skandinavisches Temperament im Zaum hat und Schiedsrichter Marco Fritz nicht noch einschreiten muss. Auf jeden Fall aber ein intensives Spiel für das Gespann.

FAZIT:

Dortmund lässt sich die Meisterschaft diesmal nicht nehmen!

Zur Person: Manuel Baum ist Fußball-Trainer und -Experte. Seine Karriere begann er als Torwart beim TSV 1860 München, wo er in der Jugend spielte. 2012 wurde Baum Trainer bei der SpVgg Unterhaching. 2016 übernahm er den FC Augsburg und 2020 den FC Schalke 04. 

Manuel Baums @Tiefenlauf ist hier als Deep Briefing zum Download erhältlich. 

Fußballexperte Manuel Baum
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