Sports-Illustrated-Interview

Alexander Zverev: "Als Tennisspieler will man natürlich die Nummer 1 werden"

Alexander Zverev schlägt in Wimbledon auf. Rasen ist zwar nicht sein Lieblingsbelag, aber der 26-jährige Hamburger hat neues Selbstbewusstsein getankt. Nach seiner schweren Fußverletzung ist er wieder 100 Prozent fit. Sports Illustrated hat mit ihm gesprochen.

Alex Zverev schlägt 2023 in Wimbledon auf
Credit: Adidas

Sports Illustrated: Mit welchen Ambitionen und Zielen starten Sie dieses Jahr in Wimbledon?

Sascha Zverev: Ich freue mich nach zwei Jahren wieder hier in Wimbledon zu sein. Zwar ist Rasen nicht mein liebster Belag, aber ich habe zuletzt gut in Halle/Westfalen gespielt und trainiere sehr gut in Wimbledon. Ich möchte mir keine Grenzen setzen. Man braucht ein gutes Los, um nicht gleich auf die starken Aufschläger zu treffen. Novak Djokovic ist der große Favorit und es gibt sicherlich einige andere Spieler, die auf Rasen weiter kommen können als auf anderen Belägen. Ich bin gespannt, wie weit ich komme. 

Sports Illustrated: Nach Ihrer tollen Leistung bei den French Open: Haben Sie das Gefühl, dass Sie wieder der "alte" Sascha Zverev sind?

Zverev: Um ehrlich zu sein, in Paris ist der Knoten geplatzt. Nach meiner Verletzung habe ich immer gesagt, dass ich dieses eine Resultat brauche und das habe ich mit meinem Halbfinale in Roland Garros geschafft. Darüber bin ich natürlich sehr, sehr froh. Mal schauen, ob ich an die Leistungen bei den French Open und meine Matches in Halle/Westfalen anknüpfen kann. Ich habe gutes Tennis gespielt. 

Sports Illustrated: John McEnroe ist sich sicher, dass Sie wieder auf Platz zwei der Weltrangliste kommen. Wie hoch ist Ihre Motivation, vielleicht sogar die Nummer 1 im ATP-Ranking zu werden?

Zverev: Die Nummer 2 im Tennis ist immer ein bisschen relativ. Als Tennisspieler will man natürlich die Nummer 1 werden. Im vergangenen Jahr war ich nah dran. Ich hätte eigentlich nur noch ein Match gewinnen müssen in den folgenden drei Monaten nach Paris, egal bei welchem Turnier. Das war nicht einfach für mich zu akzeptieren. Klar möchte ich zurückkommen. Ich freue mich jetzt auf die nächsten Wochen und vor allem auch Jahre. 

Sports Illustrated: Novak Djokovic kann in Wimbledon seinen 24. Grand-Slam-Titel klarmachen. Ist er für Sie der größte Tennisspieler aller Zeiten?

Zverev: Statistisch gesehen hat Novak Djokovic alle Rekorde. Die meisten Wochen die Nummer 1 der Welt, die meisten Grand-Slam-Siege und die meisten Masters-Siege. Es gibt keine einzige Sache in den wichtigen Kategorien, wo er nicht führend ist. Deswegen ist es schwer zu sagen, dass er das vom Tennisspielen her nicht ist. 

Siebenfacher Wimbledon-Champion Novak Djokovic
Siebenfacher Wimbledon-Champion Novak Djokovic
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Mit Carlos Alcaraz rücken junge Spieler nach. Haben Sie Respekt davor, dass Ihnen die neue Generation die Show stiehlt und an Ihnen vorbeizieht?

Zverev: Vorbeiziehen tut niemand. Aber ich glaube, dass Carlos Alcaraz ein Spieler ist, vor dem jeder Respekt hat. Ich habe vor vielen Spielern Respekt. Aber Alcaraz hat seine Chance im vergangenen Jahr unfassbar gut genutzt. Bei den US Open war er sehr stark, wo einige Spieler wegen Verletzungen nicht dabei oder nicht in Topform waren. Davor muss man den Hut ziehen. Ende 2021 hat man gesehen, dass sich drei Spieler mit Novak Djokovic, Daniil Medwedew und mir an der Spitze stabilisiert haben. Das war die Zeit bevor Djokovic Probleme hatte in Länder einzureisen, Medwedew operiert wurde und ich mich am Fuß verletzte. 2023 muss man sagen, dass Alcaraz zu dieser Gruppe gehört. Ich denke, dass er die nächsten zehn bis 15 Jahre in den Top 3 der Weltrangliste steht. Aber andere Spieler sind auch dort. 

Sports Illustrated: Ihr Bruder Mischa ist bei vielen Turnieren dabei. Welche Rolle spielt er für Sie in Ihrer Arbeit als Tennisprofi und auch als Mensch? 

Zverev: Mein Bruder ist unheimlich wichtig für mich. Als Tennisprofi spielt er für mich vielleicht nicht mehr die große Rolle, weil ich mein Trainerteam um mich habe und Leute, die immer mit mir reisen. Aber Mischa ist mein Bruder. Darüber brauchen wir gar nicht reden. Er ist jemand, der mir sehr, sehr nah ist und das auch mein Leben lang war.  

Sports Illustrated: In den vergangenen Jahren haben Sie mit vielen Höhen und Tiefen einen echten Reifeprozess durchgemacht. Kann man sagen, dass Sie Ihre Verletzung 2022 bei den French Open mental noch stärker gemacht hat?

Zverev: Diese Verletzung wünscht man sich natürlich nicht. Man möchte auch keine Verletzung haben, bei der man sechs bis sieben Monate ausfällt und sich unter Schmerzen zurückkämpfen muss. Aber im Leben passiert alles mit einem Grund. Die Verletzung hat mir bereits ein paar Dinge beigebracht. 

Sports Illustrated: Haben Sie Angst davor, dass Sie sich wieder verletzen können?

Zverev: Das nicht mehr. 

Sports Illustrated: Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft?

Zverev: Sportlich möchte ich wieder dahin zurückkommen, wo ich war. Ich möchte mich als Spieler weiter verbessern. Ich möchte Grand-Slam-Turniere gewinnen und die Nummer 1 der Welt werden. Das sind meine großen Ziele. Außerdem möchte ich mit meiner Alexander-Zverev-Foundation weiter helfen und für den guten Zweck Geld sammeln.

 

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