Tennis

Anke Huber: "Haben im Frauen-Tennis hart um gleiche Bezahlung gekämpft"

Anke Huber ist in den 1990er-Jahren neben Steffi Graf der Star im deutschen Frauentennis. Mit Sports Illustrated spricht die heute 48-Jährige über die Turnierszene hierzulande, die deutschen Stars, das Tennis-Business und Equal Pay.

Anke Huber über die Turnierszene hierzulande, die deutschen Stars und das Tennis-Business.
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Sports Illustrated: Sie sind Sportliche Leiterin beim Porsche Tennis Grand Prix, einem der wichtigsten deutschen Turniere. Welchen Stellenwert hat das Turnier – und wie stehen die deutschen Events im internationalen Vergleich da?

Anke Huber: Deutsche Turniere haben und hatten international schon immer einen hohen Stellenwert. Der Porsche Tennis Grand Prix ist sicherlich eines der renommiertesten Events mit langer Tradition und einem exklusiven Teilnehmerfeld. Diesmal hatten wir acht Spielerinnen der Top 10 und 15 der Top 20 der Weltrangliste in der Porsche-Arena. Im Finale gewann mit Iga Swiatek zum dritten Mal in Folge die amtierende Nummer eins der Welt das Turnier, in diesem Jahr gegen die aktuelle Nummer zwei, was auf der WTA-Tour auch nicht so häufig vorkommt. Das Turnier gibt es seit 1978, es gehört in der Spielerinnenumfrage immer zu einem der beliebtesten und ist als Indoor-Event auf Sand eine ideale Vorbereitung auf die French Open. Stimmung und Atmosphäre sind jedes Jahr außergewöhnlich. Ich freue mich für das Tennis in Deutschland, dass in den vergangenen Jahren auch wieder hochklassige neue Turniere dazugekommen sind. Vielleicht haben wir es aber verpasst, in der Hochzeit um Becker und Graf ein größeres Turnier wie zum Beispiel Indian Wells oder Key Biscayne in Deutschland zu etablieren. Dann wären wir vielleicht nicht ganz so von den deutschen Spielern abhängig.


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Sports Illustrated: Fehlt dem deutschen Tennis im Moment die Galionsfigur?

Huber: Mit Angie Kerber hatten wir jahrelang eine absolute Topspielerin. Sie hat drei Grand Slams gewonnen und war die Nummer eins der Welt. Mit ihr, Julia Görges und Andrea Petkovic hatten wir drei deutsche Spielerinnen in den Top 10 der Weltrangliste. Sabine Lisicki stand im Wimbledon-Finale. Bei den Herren gibt es momentan Alexander Zverev, der nach seiner schweren Verletzung sicher noch ein bisschen braucht, um wieder in Bestform zu kommen. Dafür zeigten Daniel Altmaier und Jan-Lennard Struff zuletzt gute Leistungen. Natürlich ist es immer gut, wenn eine Sportart ein nationales Vorbild hat, an dem sich andere orientieren können. Aber das kann man nicht planen. Es gab immer mal Zeiten, wo wir eine kleine Lücke hatten. Auch nach Steffi Graf und meiner besten Zeit hat es eine Weile bis zur goldenen Generation um Angie gedauert.

Sports Illustrated: Ein Business-Blick aufs Tennis: Wo steht der Sport hier? Und wie kann er sich künftig positionieren in einem Umfeld, in dem auch Sportarten wie Football immer stärker in den Mainstream drängen?

Huber: International steht Tennis gut da. Die Preisgelder bei den Turnieren steigen immer weiter. Die TV-Zahlen sind gut, jetzt hat es auch Netflix für sich entdeckt, was der Popularität sicher hilft. Tennis wird immer ein Sport bleiben, den die Menschen gerne sehen und den sie auch selbst gerne spielen. In Deutschland allerdings steht Fußball über allem. Umso mehr freut es mich, dass wir wieder mehr deutsche Turniere haben, und ich hoffe, auch wieder Erfolge von deutschen Spielern und Spielerinnen feiern zu können.

Porsche Tennis Grand Prix
Porsche Tennis Grand Prix
Credit: PR
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Sports Illustrated: International ist Padel ein großer Trend, auch in Deutschland wird die Sportart, die dem Tennis sehr ähnelt, immer populärer. Erwächst hier neue Konkurrenz – oder kann das Tennis vom Padel-Boom profitieren?

Huber: Padel ist ein toller Sport und etwas einfacher zu erlernen als Tennis. Das ist eine gute Ergänzung. Auch deswegen hatten wir beim Porsche Tennis Grand Prix dieses Jahr erstmalig die Racket Sports World im Rahmenprogramm. Dabei haben sich verschiedene Schlägersportarten wie zum Beispiel Padel oder Touchtennis präsentiert.

Sports Illustrated: Equal Pay ist ein Thema, das gerade viele Sportarten beschäftigt. Im Tennis ist die – relative – finanzielle Gleichberechtigung schon lange viel weiter. Inwieweit können andere Disziplinen vom Tennis lernen?

Huber: Tennis ist, was Equal Prize Money angeht, ein Vorreiter. Dafür haben unsere Vorgängerinnen und auch noch meine Spielerinnengeneration hart gekämpft. Außerdem ist es natürlich ein großer Vorteil, dass die Grand-Slam-Turniere schon immer als "Combined Events" gespielt wurden, also ein Turnier mit Damen und Herren. In vielen Sportarten ist das nicht so. Es kommt auch immer darauf an, wie die Resonanz der Zuschauer sowie die Reichweite und das Interesse der Fans sind. 

 

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