Radsport

Vuelta-Debüt im ersten Profi-Jahr: Radsport-Talent Felix Engelhardt im Porträt

Felix Engelhardt feiert gleich in seinem ersten Profi-Jahr sein Debüt bei der Vuelta a España. Bereits im Frühjahr hatte er seinen ersten Sieg bei den Profis geholt. In unserer Rubrik "Faces to Watch" porträtieren wir das 23-jährige Radsport-Talent von Jayco-AlUla.

Felix Engelhardt während des Flèche Wallonne 2023 auf seinem Rennrad
Credit: Imago

Felix Engelhardt könnte auch Surfer sein: Braun gebrannt und tiefenentspannt empfängt der Jung-Radprofi Sports Illustrated Anfang März zum Interview. Dabei ist der 23-Jährige gerade nur kurz zu Besuch in der schwäbischen Heimat in Aufheim nahe Ulm, gleich geht es wieder ab zum Training nach Spanien.  

In den Wochen zuvor hat er ein Wettkampfpensum abgespult, das ihn gleich mit voller Wucht hat ankommen lassen im Profi-Dasein, das er seit diesem Jahr führt: Am 22. Januar ging es los mit einem Rennen in Valencia. Eine Woche später sprang er kurzfristig bei der aufgrund des saudischen Namenssponsors für sein Team Jayco-AlUla wichtigen Saudi Tour ein. Mitte Februar folgte die Vuelta a Andalucía, danach das traditionelle Opening Weekend in Belgien, wo er mit dem Klassiker Omloop Het Nieuwsblad sein erstes Rennen auf der World Tour bestritt, der höchstklassigen Rennserie des Weltverbandes UCI. Eine weitere Woche später stand gleich World-Tour-Rennen Nummer zwei, Strade Bianche in der Toskana an.

Felix Engelhardt: Anfänge beim SSV Ulm 1846

„Zwischen den Rennen ist eigentlich nicht wirklich Zeit zu trainieren“, sagt Engelhardt. Das sei einer der gravierendsten Unterschiede zum U23-Bereich, in dem er sich die vier Saisons davor mit dem österreichischen Nachwuchsteam Tirol KTM bewegt hatte. Ein weiterer: „Du fliegst jetzt zu jedem Rennen.“ Zudem sei wesentlich mehr Personal um die Fahrer herum im Einsatz, vom Physiotherapeuten bis zum Ernährungsberater.

An all das war vor einigen Jahren nicht zu denken. Angefangen hat alles auf einem Ausflug mit der Familie: Mit 13 oder 14 Jahren, genau weiß er es nicht mehr, stieß Engelhardt in einem Radgeschäft auf Werbung des SSV Ulm 1846, der Nachwuchs für seine Radsport-Abteilung suchte. „Ich habe dann erst im zweiten Jahr U15 so richtig losgelegt.“ Nach drei Jahren beim SSV Ulm wechselte er zum RSC Kempten, um beim Nachwuchsteam Auto Eder fahren zu können, das damals nur für Sportler bayerischer Vereine offenstand.

Inzwischen lebt und trainiert Engelhardt überwiegend in Innsbruck. Er schwärmt von der Stadt: „Dort hast du auch im Winter eigentlich immer Sonne.“ Zudem profitiere er von der großen Radsport-Community, nicht zuletzt einige Freunde aus seinen Zeiten beim Tiroler Nachwuchsteam leben ebenfalls dort.

Felix Engelhardt belohnt Vertrauen von Jayco-AlUla mit erstem Profi-Sieg

Der Einstieg bei Jayco-AlUla sei ihm recht einfach gemacht worden, sagt Engelhardt. Da die zahlreichen australischen Fahrer – Jayco-AlUla fährt unter australischer Lizenz – erst zu Saisonbeginn nach Europa kommen, konnte er seine neuen Kollegen quasi in Etappen kennenlernen, was es ihm leichter gemacht habe. „Die australische Mentalität wird auch sehr gelebt im Team“, sagt Engelhardt. Gelassenheit, Lockerheit und flache Hierarchien sind Stichwörter, die er verwendet.

Während er in den großen Rennen als Helfer für die Stars des Teams eingesetzt wird – so bei der Saudi Tour als einer der Anfahrer für Sprint-Kapitän Dylan Groenewegen –, bekomme er bei kleineren Events viele Freiheiten vom Team. Ein solches Rennen ist Per Sempre Alfredo, ein Eintagesrennen in der Toskana. Dort holt Engelhardt im März seinen ersten Profisieg mit einem Sprint. Der war noch nicht unbedingt vorgesehen in seiner persönlichen Planung, zwei Wochen zuvor hatte er noch gesagt: „Mein Wunsch wäre natürlich schon, im nächsten Jahr mal einen Podestplatz zu holen.“ Nun wird er sich neue Ziele setzen müssen.


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Engelhardts Erfolge scheinen es an sich zu haben, dass sie unverhofft kommen. Bei den Junioren war er zwar immer vorn dabei, ein großer Erfolg blieb jedoch lange aus. Bereits vor der Saison 2022 habe er mit Profiteams verhandelt, es habe sich jedoch nichts ergeben. „Ich habe also alles auf das letzte U23-Jahr gesetzt.“ Mit Erfolg: Im Sommer des vergangenen Jahres holte sich Engelhardt den Titel des U23-Europameisters.

Debüt bei Vuelta: Jayco-AlUla mit "jungem und hungrigem Aufgebot"

Das Rennen kann er noch aus dem Kopf beschreiben. Eine Woche zuvor war er bei der Deutschen Meisterschaft gestürzt, musste am Kinn genäht werden: „Das hat mich richtig angekotzt.“ In Portugal sei er dann in eine Gruppe geraten, die „irgendwann nicht mehr weiterlief“. Er attackierte also, nahm drei weitere Fahrer mit und setzte sich letztendlich auch gegen diese durch. „Es ist immer noch ein Gänsehaut-Feeling.“

Für seinen Einstand gibt es nach dem Sieg in der Toskana jedenfalls nur lobende Worte vom Sportlichen Leiter David McPartland: „Er hatte einen guten Saisonstart in sein erstes Jahr mit uns und ist schon auf einem guten Level.“ Deswegen habe man ihm auch die Chance gegeben, auf Sieg zu fahren. Und er hat sie genutzt.

Vom 26. August bis zum 17. September erhält Felix Engelhardt dann die nächste Chance von seinem Team: Er feiert sein Debüt bei einer der drei Grand Tours des Radsports, der Vuelta a España. Dort tritt Jayco-AlUla mit einem "jungen und hungrigen Aufgebot" an, wie es auf der Homepage des Teams heißt.

Neben Engelhardt feiern auch noch Hagos Welay Berhe und Jan Maas auf einer Grand Tour. Auch der Äthiopier Berhe bekommt direkt in seinem ersten Profijahr das Vertrauen, sich bei der Drei-Wochen-Rundfahrt zu beweisen.


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