Australian Open

Kiwis Corner: Zverev muss an seiner Körpersprache arbeiten, um ein ganz Großer zu werden

Nicolas Kiefer analysiert für Sports Illustrated die Australian Open. In seiner Kolumne spricht er über das Aus von Alexander Zverev im Achtelfinale. Der 24 Jahre alte Hamburger muss an seiner Körpersprache arbeiten, um ein ganz Großer zu werden.

Nicolas Kiefer
Credit: Sports Illustrated

Der Sieg von Denis Shapovalov ist verdient. Der Kanadier hat viel aggressiver gespielt. Aus deutscher Sicht ist die Niederlage von Alex Zverev natürlich absolut enttäuschend - eine klare Niederlage in drei Sätzen.

Er war viel zu passiv und hat zu weit hinter der Grundlinie gestanden, keine Aggressivität ausgestrahlt. Zverev konnte nicht so spielen, wie er es gewohnt ist. Als er Olympiasieger oder auch Weltmeister geworden ist, hat Sascha das Spiel dominiert, was ihm gegen Shapovalov überhaupt nicht gelungen ist.
  
Hinzu kommt, dass Zverev mit dem Linkshänder-Aufschlag von Shapovalov überhaupt nicht zurechtgekommen ist. Von der Grundlinie kamen ungewöhnlicherweise viele unnötige "Unforced Errors" hinzu, leichte Returnfehler und viele Rahmenbälle. 

Wenn’s bei Zverev nicht läuft, zeigt er es zu sehr

Im Match gegen Shapovalov hatte Zverev acht Doppelfehler. Shapovalov hatte sogar elf. Aber seine Aufschläge waren aggressiv gespielt. Sascha hingegen wirkte bei seinen Aufschlägen sehr ängstlich und unsicher. Er ist teilweise nicht in die Streckung gekommen. 

Was mir ebenfalls aufgefallen ist, war seine schlechte Körpersprache, keine Emotionen. So kenne ich Sascha Zverev nicht. 

Das ist natürlich ein Riesenunterschied zu Novak Djokovic, Roger Federer und Rafael Nadal. Bei den "Big 3" gibt es solche Hänger nicht. Auch wenn es mal nicht läuft, behalten sie trotzdem ihr hohes Niveau. 

Wenn’s bei Zverev nicht läuft, dann zeigt er es zu sehr. Er sollte an seiner Körpersprache arbeiten. Brust raus und weiterkämpfen! Zeigen, dass er da ist, auch wenn es mal nicht so läuft. Das ist eine Kunst der absoluten Topspieler. Auch wenn Federer, Djokovic oder Nadal einen schlechten Tag haben, zeigen sie ihren Frust nicht und es sieht immer noch verdammt gut aus. 

Ich hoffe, dass Sascha Zverev aus dieser Niederlage – die ihm sicherlich sehr, sehr weh tut – die richtigen Schlüsse zieht und etwas lernt. Er wird dieses Match mit seinem Team genau analysieren und seine Lehren daraus ziehen. 

Sein Ziel ist es, in diesem Jahr die Nummer eins zu werden. Das sind seine Ansprüche – und das ist gut so. Sein Ausscheiden ist schade. Da war sicher mehr drin. Leider hat das nicht geklappt. Deshalb lautet das Motto - Mund abwischen und weitermachen.

Euer Kiwi.

Zur Person: Nicolas Kiefer ist ein ehemaliger Tennis-Profi, der 2010 seine Karriere beendete. Seine größten Erfolge waren Olympia-Silber im Doppel 2004 an der Seite von Rainer Schüttler sowie sechs Turniersiege auf der ATP-Tour. Bei den Australian Open stand er 2006 im Halbfinale. 1997 war er Viertelfinalist in Wimbledon sowie im Jahr 2000 bei den US Open. Bei den French Open erreichte er 2005 das Achtelfinale. 

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