Radsport

District Ride: Ex-MTB-Star Tarek Rasouli organisiert Mega-Event in Nürnberg

Tarek Rasouli, ehemaliger BMX-Star, brach sich 2002 den Halswirbel und sitzt seitdem im Rollstuhl. Seit vielen Jahren organisiert er mit seiner Agentur Mega-Events im MTB-Sport. Im Interview spricht er über Corona, die Bike-Trends und den Red Bull District Ride in Nürnberg.

Tarek Rasouli
Credit: Flo Hagena
  • Ex-BMX-Fahrer Tarek Rasouli über Red Bull District Ride in Nürnberg
  • Mountainbike-Slopestyle-Event in der Nürnberger Altstadt 
  • Rasouli sieht viel Potenzial für neue Tricks nach der längeren Auszeit 

Zur Person: Der Münchner Tarek Rasouli war in den 1990er-Jahren ein Star der Mountainbike-Szene. Als einziger Europäer war er Teil der legendären Crew "Flo-Riders" der MTB-Marke Rocky Mountain. Rasouli war Teil der "Kranked"-Serie, jener legendären Filmreihe, die regelmäßig die Crème-de-la-Crème der MTB-Freeride-Szene für spektakuläre Filmaufnahmen vor der Kamera versammelte.

Bei den Dreharbeiten zu "Kranked 5" im Jahr 2002 kam die Zäsur in Rasoulis Leben. Das Team war zu Dreharbeiten in British Columbia, als Rasouli bei der Probefahrt zu einem Dreh im Bike-Resort Sun Peaks den Landehügel übersprang, sein Bike in mehreren Metern Höhe wegwarf und auf den Beinen landete. Sein oberster Lendenwirbel brach, was nicht nur das Ende seiner Karriere als aktiver Mountainbiker bedeutete, sondern auch eine Querschnittslähmung.

Mittlerweile hat Rasouli mit seiner Agentur „Rasoulution“ einige der größten Namen in der Freeride-Szene unter Vertrag. Darunter die schottische Trial-Ikone Danny MacAskill, den österreichischen YouTube-Star Fabio Wibmer oder Deutschlands Freeride-Hoffnung Erik Fedko. Außerdem organisiert er einige der Megaevents der Mountainbike-Szene. Darunter auch der Red Bull District Ride, der vom 2. bis 3. September 2022 in Nürnberg stattfindet.

Tarek Rasouli
Tarek Rasouli
Credit: Flo Hagena
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Sports Illustrated: Fünf Jahre ist es her, dass sich die MTB-Slopestyle-Elite zuletzt in der Nürnberger Altstadt traf. Dazwischen liegen eine globale Pandemie und ein nie dagewesener Fahrrad-Boom. Wie hat sich der MTB-Sport und das Umfeld, in dem er vermarktet wird, in dieser Zeit verändert?
 
Tarek Rasouli: Auf jeden Fall sind in den letzten fünf Jahren der Mountainbike-Sport und die Industrie dahinter gewachsen. Die Pandemie gab einen extra Schub. Fitnessstudios waren geschlossen und die Freiheit eines Jeden wurde gezwungenermaßen eingegrenzt. Dadurch stieg der Drang nach Outdoor-Sport. Für viele war vor allem das Mountainbike, wie auch das Rennrad die erste Wahl, um Zeit draußen zu verbringen. Im Umkehrschluss boomte der stationäre sowie auch der Online-Fahrradhandel wie nie zuvor und Bikes waren fast überall ausverkauft. Immer mehr Menschen sind dann wieder in die Berge gefahren, um ihre neuen Bikes im entsprechenden Terrain auszuprobieren. Durch E-Mountainbikes fanden noch mehr Menschen den Zugang zum Sport. Wenn ein Wachstum auf dem Markt so stark ist, dann merken das auch die Profisportler in dieser Sportart. Sie werden weniger austauschbar bzw. der Bedarf an Protagonisten und Botschafter für Marken steigt. Die Sportler, die auch beim Red Bull District Ride an den Start gehen, waren während der Pandemie weniger am Reisen, da kaum Wettkämpfe stattgefunden haben. Dafür hatten sie mehr Zeit zu trainieren und sich auf ihre Fortschritte sowie neue Tricks zu konzentrieren. Und das macht sich bemerkbar. Das fahrerische Level und das Trickniveau waren noch nie so hoch wie in diesem Jahr. Selbst die Moderatoren von Events oder auch Judges haben hin und wieder nicht mehr alle Tricknamen spontan auf Lager. Das gab es bisher eher in Videospielen.

Sports Illustrated: Einige Stars der MTB-Szene sind bereits Internet-Berühmtheiten mit 100.000en Followern. Ist die Followerschaft eines Fahrers auf Social Media heutzutage nicht sogar die relevantere Währung, als Titel bei Contests zu erringen? Die größten Stars der Szene wie Danny MacAskill oder Fabio Wibmer machen nicht primär durch Erfolge bei Contests, sondern durch ihren spektakulären YouTube-Content auf sich aufmerksam.

Rasouli: Da ist auf jeden Fall was dran. Die Währung ist oftmals natürlich die Anzahl der Fans, sprich die Reichweite eines jeden Athleten. Wobei man auch etwas unterscheiden muss, denn Reichweite ist nicht immer gleichzusetzen mit direktem Impact auf Sales und Wert für eine Marke. Wichtig ist auch, dass die richtige Zielgruppe erreicht wird. Wenn ein Rider beim Red Bull District Ride gewinnt oder auch bei der Red Bull Rampage, dann ist das immer noch enorm wertvoll für die Marken. Das ist dann ungefähr wie, wenn ein bekannter Contentfahrer ein Video veröffentlicht, das zweistellige Millionen Views erreicht. In der Szene selbst haben Contest-Gewinner mehr Impact und auch mehr Ansehen, doch im Mainstream haben sicherlich die mit den meisten Followern die höhere Bekanntheit. 

Trick-Möglichkeiten sind in den urbanen Zentren unendlich

Sports Illustrated: Das "Freeriden" kann ja durchaus auch als Lebensgefühl verstanden werden: Spektakuläre Trails in atemberaubender Natur, die Athleten als draufgängerische, coole "Outlaws". Worin besteht die Motivation, diesen Sport in die urbanen Zentren dieser Welt zu rücken?

Rasouli: Der Sport ist nach wie vor nicht so bekannt wie konventionellere Sportarten, welche man normalerweise in Städten sieht. Es ist definitiv schwieriger die Menschen von den Städten in die Berge zu locken, um ihnen dort die phänomenale Action von Mountainbike Slopestyle näher zu bringen, als anders herum. Direkt in der Stadt ist es leichter mehrere Zehntausende von Besuchern anzulocken. Außerdem kann das Freeriden auf gewisse Art und Weise schon in der Stadt losgehen. Für Kids ist es oftmals das BMX, Teenager steigen dann bereits auf ein MTB-Dirt bzw. Slopestyle-Bike und toben sich schnell mal in der Stadt aus. Es werden Treppen heruntergefahren, runter- oder raufgesprungen, man verwendet kleine Kanten oder Randsteine für einen Sprung oder einen Wheelie. Natürlich sollen Events wie der Red Bull District Ride auch inspirieren mit dem Biken zu beginnen. Das kann dann entweder, wenn vorhanden, im Skate- oder Bikepark in der Stadt, auf einem Dirt-Jump oder auch auf einem Pumptrack sein. Durch den Support von Eltern oder eben als Erwachsener kann es dann irgendwann in die Berge in die großen Bikeparks gehen.

"Es sind die 15 weltbesten Fahrer am Start, die man sonst fast nur auf Instagram, TikTok oder YouTube zu sehen bekommt."

Sports Illustrated: Was macht diesen Red Bull District Ride in Nürnberg so sehenswert? Warum sollten die Menschen am 2. und 3. September in die Nürnberger Altstadt kommen?

Rasouli: Es ist einfach unglaublich und einzigartig in einer so schönen Stadt wie Nürnberg mit vielen historischen Gebäuden und Denkmälern einen so progressiven jungen Sport auf höchstem Niveau erleben zu können. Es sind die 15 weltbesten Fahrer am Start, die man sonst fast nur auf Instagram, TikTok oder YouTube zu sehen bekommt. Sie packen in Nürnberg die extremsten Tricks aus. In 2017 wurden über 80.000 Zuschauer Zeuge von einem sogenannten "World‘s-First", also einem Trick, der vorher noch auf keinem Event gezeigt wurde. Das war Nicholi Rogatkin’s 1440. Den Trick haben auf YouTube knapp 150 Mio. Menschen gesehen. Aber live auf dem Hauptmarkt inmitten von zehntausenden Menschen ist das etwas ganz anderes. 

Dieses Jahr wird es noch spannender, denn die Strecke ist so gigantisch wie nie zuvor. Am Hauptmarkt im Big Air District springen die Fahrer erstmalig über einen sog. Log Jump, einem Baumstamm, in eine riesige Landung, die bisher lediglich als Anfahrt für den Finalsprung galt. Die Fahrer werden hier wie von einer Kanone rausgeschossen und drehen sich dabei möglicherweise auch noch in unterschiedlichen Körperachsen. Vor der Burgmauer am Castle Drop District werden Tausende Zuschauer Zeuge, wie die Fahrer in den Abgrund herunterspringen und sich dabei mit ihrem Bike drehen, ob seitlich oder kopfüber. Klar kann man das Event auch noch in den sozialen Medien nachverfolgen, aber live ist es einfach ein unvergessliches Erlebnis.

MBT-Sport als Verbindung von Außergewöhnlichem und Gewöhnlichem

Red Bull District Ride
Red Bull District Ride
Credit: Red Bull Media Pool
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Sports Illustrated: Worin liegt der größte Reiz dieses Sports für seine Athleten? Ist es die Gefahr, die ständig mitfährt und mitspringt?

Rasouli: Nein, die Gefahr ist es in erster Linie nicht. Natürlich gibt es einen Push, wenn Rider aus dem Fenster des Bürgermeister-Büros im Dirt District rausfahren und sie von über 40.000 Menschen auf dem Hauptmarkt wie Rockstars gefeiert werden. Dann ist das ein absoluter Buzz und spornt an, seine beste Performance zu zeigen. Generell fahren die Athleten jedoch meistens mit Freunden auf Jumps, wo wenige Zuschauer vertreten sind. Es ist dann ein Freiheitsgefühl, wie man es vielleicht vom Surfen oder auch vom Laufen in der Natur kennt. Doch ähnlich wie ein Wellenritt sind es insbesondere die Sprünge in der Höhe, also mehrere Meter über dem Boden, die das Adrenalin höher steigen lässt und von vielen Riders so geschätzt wird. Ich denke Mountainbike-Slopestyle und Freeride ist auch eine Art des Ausdrucks und der Wunsch nach etwas Außergewöhnlichem mit etwas Gewöhnlichem, nämlich dem Fahrrad zu verbinden und darzustellen.

"In der Luft steht die Zeit manchmal still, doch die Rider sind mit sich und ihrem Bike eins"

Sports Illustrated: Für alle – und das werden viele sein –, die noch nie mit einem Fahrrad gesprungen sind: Wie fühlt es sich an, mit dem Mountainbike eine Rampe herunter- und wieder hochzufahren und dann den Boden unter den Reifen zu verlieren, um spektakuläre Tricks zu vollführen?

Rasouli: Sprünge beginnt man immer auf kleinem Niveau, z.B. auf einem Pumptrack oder einer sogenannten Table-Line im Dirtpark. Wenn man dann so weit ist, wie die Athleten der FMB World Tour, von denen die 15 besten Fahrer auch in Nürnberg an den Start gehen werden, dann ist die Größe von den meisten Sprüngen natürlich schon was, dass sie vielleicht schon mal im Training gemacht haben. Wenn man, wie die Athleten der FMB World Tour, von denen die 15 besten Fahrer auch beim Red Bull District Ride in Nürnberg an den Start gehen werden, sind da natürlich Sprünge von einer gewissen Größe dabei. Sie lieben das Gefühl durch die Luft zu fliegen und sich dabei einmal oder mehrmals in oder gegen den Uhrzeigersinn, vorwärts oder rückwärts kopfüber zu drehen. Eine Rampe wie in Nürnberg am Hauptmarkt runterzufahren bzw. runterzuspringen und dann mit ordentlich Speed auf eine circa vier Meter hohe Absprungrampe zuzurasen, ist Adrenalin pur. In der Luft steht die Zeit manchmal still, doch die Rider sind mit sich und ihrem Bike eins. Sie sind zu 100 Prozent konzentriert. Wenn sie dann landen und den Sprung in ihrer eigenen Perfektion gemeistert haben und die Zuschauer jubeln, dann ist es ein Gefühl von Leichtigkeit kombiniert mit größter Freude und maximale Ausschüttung von Endorphin.

Rasouli hofft auf einen weiteren World's First in Nürnberg

Sports Illustrated: Was wünschen Sie sich für das Event in Nürnberg und für die Zukunft des MTB-Sports in Deutschland?

Rasouli: Ich wünsche mir, dass mindestens so viele Menschen kommen wie vor fünf Jahren. Außerdem wäre es genial, wieder einen World’s First in Nürnberg zu sehen. Doch vor allem hoffen wir auch zwei sonnige, erfolgreiche Eventtage mit verletzungsfreien Runs aller Rider trotz höchstmöglicher Performance. Und schließlich, dass alle Welt vom Event berichten, denn die Rider, die in Nürnberg ihr Bestes geben, haben es verdient.

Für den MTB-Sport in Deutschland wünsche ich mir, dass sich mehr Städte und Gemeinden für Trainingsgelände wie Pumptracks, Dirt- oder Bikeparks einsetzen und diese auch bauen bzw. bauen lassen, um Jugendlichen wie auch Familien zu ermöglichen, den Sport auszuüben. Meines Erachtens nach könnte der Mountainbike-Sport schon wie zum Beispiel in Schweden auch in den Schulen als Wahlunterricht angeboten werden. Desweiteren hoffe ich, dass sich mehr Marken außerhalb der Bike-Industrie in dem Sport positionieren und diese wertvolle Zielgruppe auch für sich erkennen. Für den Sport und die Athleten wünsche ich mir, dass sie wesentlich stärker in den allgemeineren wie auch Lifestyle Medien vertreten sein werden. Daher freue ich mich besonders, dass die Sports Illustrated einen Schritt in diese Richtung macht. 

Red Bull District Ride 2
Red Bull District Ride 2
Credit: Red Bull Media Pool
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Informationen zum Red Bull District Ride

Der Red Bull District Ride kehrt nach fünf Jahren wieder nach Nürnberg zurück! Am 2. und 3. September 2022 verwandelt sich die malerische Altstadt der Frankenmetropole zur sechsten Auflage des Highlight-Events in ein Mountainbike-Slopestyle-Paradies. Mit dabei sind die Spitzenreiter des FMB World Rankings, Emil Johansson und der Deutsche Erik Fedko. Der zweite deutsche Athlet im Fahrerfeld ist Lukas Knopf, der sich über eine der zwei Wildcards freuen darf. ServusTV Deutschland und ServusTV On sind am 03. September ab 16:05 live bei den Entscheidungen dabei. Es wird spektakulär.

Mit bis zu 80.000 Zuschauern ist der Red Bull District Ride das größte, urbane MTB Slopestyle Event der Welt. Als Highlight in jedem Athletenkalender ist der Red Bull District Ride immer wieder Schauplatz mitreißender Action und noch nie gesehener Tricks – sogenannter "World‘s Firsts" – auf dem Mountainbike. Der einzigartige Kurs ist in fünf verschiedene Districts unterteilt und erstreckt sich von der Kaiserburg bis zum Hauptmarkt, wo das große Finale mit dem Big Air Jump im Herzen von Nürnberg stattfindet und damit Spannung pur für die Zuschauer verspricht.

Red Bull District Ride im TV 

Die ServusTV Deutschland und ServusTV On Zuschauer können am Samstag das große Highlight des Red Bull District Rides verfolgen: Beim Slopestyle Contest treten die 15 besten MTB-Slopestyle-Rider der Welt an. Zu ihnen gehören auch die beiden Local Heroes Erik Fedko und Lukas Knopf. Erik Fedko hat eine besondere Verbindung zum Red Bull District Ride – schließlich nahm seine Karriere hier so richtig Fahrt auf.

2017 hatte sich der deutsche Slopestyle-Superstar auf einen Schlag in die Elite des Sports katapultiert, als er mit einer Wildcard beim legendären Contest in der Frankenmetropole antrat und den fünften Platz belegte. Seitdem hat er sich an der Spitze des World Rankings etabliert. Als zweiter Local Hero geht Lukas Knopf als Wildcard Gewinner an den Start. Lukas Knopf konnte schon 2014 und 2017 in der Qualifkationsphase sein Können zeigen, diesmal kann er sich auch erstmals am Finaltag auf der großen Bühne so richtig beweisen.

Sonntag, 03. September, ab 16:05 Uhr / Red Bull District Ride bei ServusTV Deutschland und ServusTV On

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