2. Bundesliga

Kommentar: Schalke-Sponsor Gazprom – ein unseliger Deal, der beendet gehört

Wie wichtig dem Fußball seine Fans sind, betonen hohe Funktionäre bei jeder Gelegenheit, verhandeln jedoch millionenschwere Sponsorendeals mit Unternehmen, denen das Wohl der Gesellschaft herzlich egal scheint. Den Gazprom-Deal des FC Schalke verhandelte Wladimir Putin mit. Jetzt muss Schluss sein. Ein Kommentar

Credit: Getty Images
  • FC Schalke muss Sponsoren-Deal mit Gazprom hinterfragen
  • Gazprom-Geld für Schalke ist mit Blut und Tränen beschmutzt
  • Champions-League-Finale darf nicht in St. Petersburg stattfinden

Die jüngsten Entwicklungen in Osteuropa verfolge man, so formulierte es Schalke 04 dieser Tage, mit "großer Sorge". Man zeigt sich also wieder "besorgt". So wie sich Spitzenpolitiker in diesem Lande und der EU schon über die vergangenen Wochen wiederholt "besorgt" und zuletzt "sehr besorgt" zeigten. "Besorgt" - ein Wort, das in seiner unendlichen Larmoyanz und Zahnlosigkeit mittlerweile kaum mehr erträglich ist. 

Worum es Kanzler Scholz und den Politikern bei EU und NATO in ihrer Besorgnis geht, ist klar, steht jeden Tag in jeder Gazette. Doch worum geht es Schalke 04, dem zweitgrößten - wenn gerade auch zweitklassigen - Fußballklub Deutschlands? Um kolportierte neun Millionen Euro jährlich. Die nämlich soll Gazprom (oder genauer: Gazprom Germania, der deutsche Ableger des Gasriesen aus St. Petersburg) den Schalkern jährlich zahlen. Bei einem Aufstieg winke wohl eine Aufstockung auf 15 Millionen Euro jährlich. Geld, das der hochverschuldete Traditionsverein gut gebrauchen könnte. 

Doch gerade, weil es sich bei Schalke um einen Verein mit großer Tradition und tiefen Wurzeln in der deutschen Fußballlandschaft handelt, muss man sich jetzt (noch mehr als ohnehin) fragen: Wie viel sind Schalke diese Millionen wert? Denn manches Geld stinkt. 

FC Schalke 04 muss Geschäftsverbindung mit Gazprom beenden

Es stinkt nicht nach Öl oder Gas, sondern es ist beschmutzt mit Blut und Tränen. Der Sport ist nicht unpolitisch. Und sich in ewigen Kampagnen zu ergehen, während doch - wie bei der EM 2020 - ein Rückzieher gemacht wird, wenn tatsächliche Maßnahmen (wie die Regenbogen-Beleuchtung am Münchner Stadion) im Portemonnaie schmerzen würden, kann nicht mehr toleriert werden. Der Fußball ist nicht mehr der Sport aller Menschen, wenn es ihm für eine (oder auch ein paar) Handvoll Dollar egal ist, dass seine vielen Fans – ob nun in Ungarn, der arabischen Welt oder aktuell in der Ukraine - unterdrückt oder sogar getötet werden. 

Und man wird sagen: "Uns ist das doch nicht egal. Wir sind besorgt." In Sorge sein ist ein untätiger Vorgang. Nichts bewegt sich, nichts wird besser. Es muss sich aber etwas ändern im Fußball. Gerade in einer Zeit, die vielerorts auf der Erde so schwer ist, sollte der Fußball mehr für die Menschen da sein, als für seine Geldgeber. 

Schalke - dessen Gazprom-Vertreter im Aufsichtsrat, Matthias Warnig sein Mandat gerade niederlegte – sollte, ja muss die geschäftlichen Verbindungen zu Gazprom und Russland kappen. 

Und auch die UEFA, zu deren Großsponsoren Gazprom zählt, muss darüber nachdenken, was den Fußball auf Dauer mehr stärkt: Millionen von Fans oder die schnellen Millionen aus unseligen Händen: Der Schritt, St. Petersburg die Ausrichtung des diesjährigen Champions-League-Finales zu entziehen (so wie es im Rahmen einer Sondersitzung des UEFA-Exekutivkomitees am morgigen Freitag wohl entschieden werden soll), ist einer in die richtige Richtung.

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