Kommentar

Julian Nagelsmann: Seine Entlassung beim FC Bayern war vollkommen sinnlos

Das hätte der FC Bayern auch einfacher haben können: Raus im Pokal und in der Champions League mit dem Rücken zur Wand. Fragt sich: Wer trägt die Schuld? Nagelsmann? Nein. Tuchel? Auch nicht. Es ist der Tausch dieser beiden zum absolut falschen Zeitpunkt.

Julian Nagelsmann
Credit: Getty Images

Der Deutsche Rekordmeister ist im Pokal raus und seit der 0:3-Niederlage am Dienstag gegen ManCity stehen die Zeichen auch in der Champions League eher ungünstig. 

Dass Thomas Tuchel zwei seiner ersten vier Spiele als Trainer des FC Bayern verlor (genauso viele Niederlagen übrigens, wie Julian Nagelsmann seit September vergangenen Jahres einfuhr), ist Makulatur, eine den Umständen geschuldete Randnotiz. Denn Thomas Tuchel ist nicht der falsche Trainer für den FC Bayern. Er wird seine Erfolge einfahren, zweifelsohne. Doch ein Trainerwechsel zu diesem Zeitpunkt der Saison hat den FC Bayern in seiner Statik stark ins Wanken gebracht.

FC Bayern: Nicht der Trainer, sondern der Trainerwechsel torpediert die Saisonziele des Rekordmeisters

Ja, die Nagelsmann-Bayern verloren in Leverkusen (durch zwei Bayer-Elfmeter wohlgemerkt), und ja, nach dem 25. Spieltag stand man in der Liga nur auf Platz zwei. Doch man glaubte Herbert Hainer gerne, als er Nagelsmann eine Jobgarantie aussprach. Nur Tage vor Nagelsmanns Entlassung als Chefcoach des FC Bayern wurde Präsident Herbert Hainer im Kicker mit folgendem Ausspruch zitiert: 

„Wir haben das mit einem Fünfjahresvertrag dokumentiert, weil wir mit ihm etwas aufbauen wollen. (...) Die Trainer-Diskussion zwischendurch kam von außen, die haben nicht wir vom Zaun gebrochen."

Nach zehn Meisterschaften in Folge hätte man glauben können, der FC Bayern hätte die Muße und auch die Courage für Kontinuität. Doch dem Vorstand rund um Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn ging es anscheinend doch weniger um die nächsten zehn Jahre als um die kommenden zehn Wochen (die jetzt ja doch ruhiger werden dürften, als es den Mannen an der Säbener Straße 51 lieb ist).

Wer spielt, kann verlieren. Und tatsächlich ist die Möglichkeit, in der Liga zwischenzeitlich auf Rang 2 zu liegen (wie es der FC Bayern nach Spieltag 25 tat) und auch mal ein Bundesligaspiel zu verlieren, im System "Bundesliga" mit eingepreist. Das scheint man beim FC Bayern fast schon vergessen zu haben. 

Man stelle sich vor: Sogar wenn der FC Bayern am Ende nicht Deutscher Meister werden sollte, greift kein Sportgericht ein, um die Saison zu annullieren. Fragt sich allerdings, wem in der Führungsetage beim FC Bayern Herbert Hainer dann eine seiner gefürchteten "Jobgarantien" aussprechen muss.

Denn: Die Entlassung von Julian Nagelsmann beim FC Bayern brachte nur Verlierer hervor.

Der Wechsel von Nagelsmann zu Tuchel brachte bislang nur Verlierer hervor

Das Ruder nochmal herumzureißen, um wieder auf Triple-Kurs zu segeln, das war das Ziel der Trainer-Rochade beim FC Bayern. Wobei, Stand jetzt schien der Kurs unter Nagelsmann doch gar nicht so schlecht. Dafür kann Thomas Tuchel wenig. Er wurde (auch wenn schon mit einem Bein im Neoprenanzug) ins kalte Wasser geworfen. Momentan allerdings, ist auch er ein Verlierer dieser Situation. Auch Nagelsmann hat verloren. Die Möglichkeit nämlich, jene Ära einzuleiten und zu prägen, von der man sich beim FC Bayern noch vor kurzem so gerne reden hörte. 

Die Mannschaft wiederum hat verloren, weil der Trainerwechsel zu einer so wichtigen Saisonphase kam. Hier etwas an der Statik eines Mannschaftsgefüges zu verändern, ist ein riskantes Experiment. Es ist, Stand jetzt, misslungen. 

Sicher, wir alle wissen, wie der Fußball ist: Stünden die Bayern jetzt im Pokal-Halbfinale und hätten nicht haushoch gegen ManCity in der Champions League verloren, hätte Salihamidzic den Rollkragen-Pullover und die Birkenstocks auspacken können: Wir hätten ihn den "Steve Jobs des deutschen Fußballs" genannt. So allerdings steht auch er momentan als Verlierer da. Nicht als Visionär, sondern als Nervösling, der am Schleudersitz die Nerven verloren hat.

Ähnlich geht's da auch Oliver Kahn, der den Sockel seiner Titanen-Büste an der Säbener aktuell erst wieder stabilisieren muss. 

Kahn und Salihamdzic: Die Visionäre von gestern sind die Verlierer von heute – doch auch andersrum kann's wieder schnell gehen

Und wer weiß: Vielleicht ist ja schon das Rückspiel gegen Manchester City in der Champions League (am 19. April um 21 Uhr, live bei DAZN) jener Kitt, der die Lecks im Speedboot FC Bayern schließt und die ganze Unternehmung wieder auf Erfolgskurs bringt. 

Dieser Text wäre dann Makulatur, und der Haussegen an der Säbener Straße 51 hinge wieder gerade. Auch das wäre wunderbar.

Nur: Ebendies hätten wir auch mit Julian Nagelsmann als Trainer haben können. Julian Nagelsmann würde als Trainer des FC Bayern in der momentanen Phase keinen Deut besser oder schlechter funktionieren als Thomas Tuchel. In Zukunft wird der FC Bayern mit Tuchel erfolgreich sein (wäre er womöglich auch mit Nagelsmann gewesen), für den Moment aber brachte der überhastete Trainerwechsel nichts als Instabilität und könnte den FC Bayern sogar die aktuelle Saison kosten. Er war so gesehen mehr als sinnlos. Obgleich man sich auf die Tuchel-Bayern (so Tuchel denn die Zeit hatte, einige Monate mit dem Team zu arbeiten) durchaus freuen darf.

 

 


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