Kritik an Gnabry ist ungerecht: Bayern-Star kann in Freizeit machen was er will
- Serge Gnabry: Diskussion um Fashion Week dominiert
- FC Bayern München: Hasan Salihamidžićs Äußerung ist ungerecht
- Fußballer sind Fußballer, dann Mensch
Serge Gnabry und die Haute Couture Paris Fashion Week. Man kann sicher sein, dass diese Thematik auch die kommenden Tage für Schlagzeilen sorgen wird. Selbst, wenn das 1:1 des FC Bayern München gegen den 1. FC Köln bereits etwas in den Hintergrund gerückt ist. Ja, auch wir nutzen diese Gelegenheit. Stellt sich nur die Frage: Warum?
Warum genau dominiert der Auftritt Gnabrys bei einer Modenschau – an seinem freien Tag wohlgemerkt – das Narrativ um die aktuelle Lage des FC Bayern München? Warum wird bald wieder eine Runde aus Experten in einem TV-Studio diskutieren, weshalb "der Gnabry" da einen riesigen Fehler begangen hat? Und was dachte sich Hasan Salihamidžić am Dienstagabend?
Umgang mit Serge Gnabry ist falsch
"Das ist genau das, was ich nicht mag. Genau das, was nicht Bayern München ist", sagte Bayerns Sportvorstand nach dem enttäuschenden Remis gegen Köln über den 27-Jährigen. "Irgendwo rumzuturnen, wenn man einen freien Tag hat." In aller Öffentlichkeit stellte Salihamidžić seinen Bayern-Spieler an den Pranger, goß unnötigerweise literweise Öl ins Feuer einer Debatte, die es eigentlich nicht geben sollte.
In dieser geht es nicht um die uninspirierte, blasse und fahrige Vorstellung der gesamten Mannschaft, es geht nicht um die sportliche Enttäuschung auf dem Rasen an diesem frostigen Dienstagabend. Es geht um einen Fußball-Profi, der vor zwei Tagen eine Modenschau besuchte.
Gnabry fährt zur Fashion Week - na und?!
Okay, zugegeben, auch Gnabry glänzte gegen Köln keineswegs. Seine Auswechslung zur Pause war folgerichtig. Aber: Warum muss das in Verbindung mit seinem Ausflug nach Paris stehen? Hätte der deutsche Nationalspieler nicht auch schlecht spielen können, wenn er den Sonntag einfach auf dem Sofa verbracht hätte? Einer zockt am freien Tag FIFA, der nächste fährt in seine Heimat, der andere interessiert sich eben für Mode und macht einen Ausflug. Na und?!
Auch im Jahr 2023 werden Sportler weiter in teilweise inhumane Anforderungsprofile gepfercht, wie sie sich gefälligst zu verhalten haben. Der Fußballer ist zuerst Fußballer, dann Mensch, auch an freien Tagen. Ausleben und Individualität ist nicht. Interessen, Hobbys und Stile, die eben nicht der Norm entsprechen, werden weiter abschätzend beäugt. Seit den Tagen von Günther Netzer, dem ersten großen Exzentriker des deutschen Fußballs, hat sich bei dieser Auffassung nichts geändert.
Ich habe am vergangenen, freien Wochenende übrigens einen Trip nach Dresden unternommen. Am Montag hatte ich dann sogar eine kleine Schreibblockade. Woran das lag? Keine Ahnung. Mein Chef hat es glücklicherweise nicht angesprochen.
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