1. Bundesliga

"Wir zittern nicht vor Köln!" - Gladbach-Keeper Sommer vor Derby selbstbewusst

Torhüter Yann Sommer spricht vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln mit Sports Illustrated über das Derby, die aktuelle Situation von Borussia Mönchengladbach und seinen Vertrag. Der 33-Jahre alte Schweizer befindet sich in absoluter in Topform und zittert nicht vor dem "Effzeh".

Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach)
Credit: Getty Images

Sports Illustrated: Nach dem 1:4 in der Hinrunde steigt am Samstag das Derby gegen den "Effzeh". Zittert Gladbach schon vor den starken Kölnern?

Yann Sommer: Wir zittern auf keinen Fall vor Köln. Aber klar, die Kölner sind in einer sehr guten Verfassung. Wir hatten bisher eher eine schwierige Saison. Jetzt steht aber ein Derby an. Für den Klub, die Fans und die Mannschaft sind die Spiele gegen Köln immer echte Highlights. Wir freuen uns riesig drauf, dass wir mit 54.000 Zuschauern vor ausverkauftem Haus spielen. Das wird ein spannendes Derby.

Sports Illustrated: Mit einem Sieg gegen Köln würde die theoretische Chance auf das internationale Geschäft wieder aufleben. Wie realistisch ist das?

Sommer: Wenn man so ein Spiel gewinnt, kann das unserer Mannschaft im Saisonendspurt einen extremen Push verleihen. Dieses Spiel ist prestigeträchtig und wir sind sehr motiviert, dass wir am Samstag gegen Köln gewinnen. Aber wir wissen auch um unsere Situation und werden versuchen, uns gegen alle Schwierigkeiten zu wehren.

Sports Illustrated: Im vergangenen Jahr landete Gladbach in der Tabelle auf Platz acht. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit fünf Spieltage vor dem Saisonende aus?

Sommer: Das war keine gute Saison von uns, das muss man ganz klar sagen. Wir haben viel zu viele Gegentore bekommen und hatten keine Konstanz. Für die Moral und den Kopf aller Spieler war das kein einfaches Jahr. Das haben wir alle gespürt. Aber in den letzten Spielen merkt man, dass wir die Situation angenommen haben. Natürlich funktioniert immer noch nicht alles, wie wir es uns vorstellen. Aber wir stemmen uns gegen die Situation und das ist das Wichtigste. Wir haben in den letzten vier Spielen zehn Punkte geholt und hatten nur ein Gegentor. Das ist sehr, sehr positiv. Jetzt haben wir noch fünf Spiele und wollen einen versöhnlichen Saisonabschluss schaffen.

Sports Illustrated: Ihr Vertrag bei Borussia Mönchengladbach läuft 2023 aus. Wollen Sie bei den "Fohlen" bleiben?

Sommer: Das werden wir sehen. Im Moment möchte ich meine Energie zu 100 Prozent in diese Saison stecken. So eine Saison zehrt extrem. Da hatte ich in den letzten Wochen nicht viel Zeit, um mich um andere Dinge zu kümmern. Aber ich bin seit acht Jahren hier und habe viele schöne Dinge mit dem Verein erlebt. Borussia Mönchengladbach war meine erste Station im Ausland, nachdem ich vom FC Basel weggegangen bin. Es macht Spaß.

Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach)
Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach)
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Sie befinden sich zurzeit in herausragender Form. Wie motivieren Sie als Torhüter Ihre Vorderleute im Team?

Sommer: Ich denke, dass wir als Team verstanden haben, um was es geht. Wir wissen jetzt, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Ich hatte lange das Gefühl, dass wir als Mannschaft die Balance nicht gefunden haben. Wir haben zu viel zugelassen und im Schnitt zwei Gegentore pro Spiel bekommen. Das ist natürlich viel zu viel – und da versuche ich als Torwart von hinten auch gegenzusteuern.

Sports Illustrated: Sportdirektor Max Eberl hatte einen Burnout und ist nicht mehr da. Wie sehr hat sich der Verein nach seinem Abschied verändert?

Sommer: Das ist schwer zu sagen, weil er noch nicht lange weg ist. Jetzt haben wir mit Roland Virkus einen Nachfolger, der bisher einen guten Job macht und nah an der Mannschaft dran ist. Wenn ein Mann wie Max Eberl fehlt, der im Klub so viel umgesetzt, erreicht und bewegt hat, ist es vollkommen normal, dass man eine Art Umbruch hat. Das ist wieder eine Chance für jemanden Neues wie Roland Virkus.

Sports Illustrated: Waren Sie schon einmal psychisch am Anschlag?

Sommer: Zum Glück nicht. Ich habe seit vielen Jahren einen Mentalcoach an meiner Seite, mit dem ich zusammen viele Dinge vor- und nachbereite. Ich tausche mich viel mit ihm aus, auch in Drucksituationen oder vor Spielen, die anstehen. Wenn ich mal Zweifel oder Probleme habe, dann bespreche ich das mit ihm. Das tut mir gut. Der Job als Fußballer ist mit viel Druck verbunden. Da ist jeder individuell etwas anfälliger für solche Sachen und der andere weniger. Dann ist es wichtig, dass man auch sich selbst hört. 

Sports Illustrated: Ihr Mentaltrainer betreute auch Roger Federer. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Sommer: Das stimmt. Er war früher auch mal Fußball-Coach einer Juniorenauswahl. In dieser Mannschaft waren viele junge Spieler aus meiner Umgebung. Er hat uns damals trainiert. Ein paar Jahre später habe ich ihn kontaktiert und so arbeiten wir seit vielen sehr erfolgreich Jahren zusammen.

Sports Illustrated: Die Zukunft von Trainer Adi Hütter ist offen. Würden Sie mit ihm gerne weiter zusammenarbeiten?

Sommer: Auf jeden Fall. Wenn eine Saison so läuft, wie sie jetzt bei uns gelaufen ist, dann ist es im Fußball oft so, dass der Trainer in der Öffentlichkeit in Frage gestellt wird. Ich komme mit Adi Hütter zwischenmenschlich sehr gut zurecht und schätze ihn sehr. Wir wollen zusammen mit ihm erfolgreich sein.

Sports Illustrated: In der Bundesliga dominiert der FC Bayern. In der Champions League sind die Münchner raus. Ist der deutsche Fußball nur noch zweitklassig?

Sommer: Nein, das denke ich nicht. Der FC Bayern war in den vergangenen Jahren international immer unfassbar erfolgreich. Jetzt sind die Bayern etwas unglücklich rausgeflogen. Aber ich erlebe jedes Wochenende, dass die Bundesliga eine sehr gute Liga ist.

Sports Illustrated: Die Schweiz trifft bei der WM auf Brasilien, Serbien und Kamerun. Welche Chancen rechnen Sie sich mit der Schweizer "Nati" in Katar aus?

Sommer: Wir rechnen uns gute Chancen aus. Die Vorrundengruppe ist eine große Challenge, aber wir haben viel Vertrauen in unsere Qualität und freuen uns auf die Herausforderung. Wir werden alles tun, um in dieser Gruppe zu bestehen.

Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach)
Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach)
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Sie sind 33 Jahre jung und haben 72 Spiele in der Nationalmannschaft absolviert. Machen Sie die 100 voll?

Sommer: Das kann ich jetzt noch nicht sagen (lacht…). Ich freue mich erstmal auf die WM. Dann schauen wir weiter. Ich habe immer gesagt, solange ich mich gut fühle, mein Körper mitmacht, ich Spaß am Fußball habe und solange ich noch gut bin, stehe ich zwischen den Pfosten. Wenn ich merke, dass es mal nicht mehr so ist, werde ich irgendwann einen Schlussstrich ziehen.

Sports Illustrated: Wie sind Sie Torhüter geworden?

Sommer: Ich war immer schon Torwart. Ich habe mit vier oder fünf Jahren zum ersten Mal zwischen den Pfosten gestanden. Mein Trainer beim FC Herrliberg hat damals gefragt, wer ins Tor gehen möchte. Ich bin aufgestanden und habe ich mich als Erster gemeldet. Das hat mir am meisten Spaß gemacht. Ich habe früh gemerkt, dass ich im Tor besser bin als draußen. Ich habe aber auch immer wieder mal im Sturm gespielt, um etwas anderes kennenzulernen. Das hat mir gutgetan.

Sports Illustrated: Was macht Yann Sommer als Privatmensch am liebsten?

Sommer: Im Moment ist mein größtes Hobby meine Familie. Das genieße ich jeden Tag. Ich habe zwei kleine Mädchen. Wenn ich von Spielen nach Hause komme, freue ich mich auf jede Minute mit ihnen und meiner Frau. Wenn ich mal Zeit für mich selbst habe, lese ich gerne Bücher oder spiele Gitarre. Am liebsten höre ich Bruce Springsteen.

Sports Illustrated: Achten Sie auf Ihre Ernährung?

Sommer: Ich versuche mich sehr frisch und ausgewogen zu ernähren. Ich achte bei Lebensmitteln sehr auf Qualität und Herkunft. Das aller wichtigste bei der Ernährung bleibt aber immer der Genuss und die Freude am Essen.

Sports Illustrated: Was ist Ihr größter Wunsch für die Zukunft?

Sommer: Als Fußballer möchte ich weiterhin fit und motiviert bleiben. Mein größter Wunsch ist, dass meine Familie und ich gesund bleiben – und dass wir viele schöne, tolle Momente zusammen erleben können.

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