Perfect Match: Pizza & Fußball

Die Schönheit der Stadt des Lichts – in Lissabon mit Julian Weigl

Lissabon ist immer eine Reise wert. Das findet auch Julian Weigl, der seit 2020 bei Benfica Lissabon spielt. Der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler ist glücklich, in der portugiesischen Metropole zu leben. Hier schreibt er, was die  "Stadt des Lichts" für ihn besonders macht.

Julian Weigl in Lissabon
Credit: Instagram "juweigl"
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Inhalt

SELTEN HAT MICH ein Kellner so ratlos sitzen lassen wie im November 2019 im Fortaleza do Guincho. Verlegen schaute ich abwechselnd auf das viele Besteck, das akkurat vor mir aufgereiht lag, und die Weiten des Atlantiks, der sich direkt hinter dem Panoramafenster vor mir erstreckte. Ich hatte keine Ahnung, was das war, das in dem kleinen Schüsselchen direkt vor mir stand. Erst hielt ich es für Krabbenchips, die man mir hier in diesem sehr feinen Restaurant als Gruß aus der Küche servierte. Aber nach genauerem Hinsehen hatte ich Zweifel.


Warum fing denn niemand von den anderen an zu essen, fragte ich mich und schaute zu Rui Costa, der portugiesischen Fußball-Legende, der 2003 mit dem AC Mailand die Champions League gewonnen hatte. "Beiß einfach rein, wird schon schmecken", ermutigte ich mich selbst, während ich das Gefühl hatte, dass mich alle anstarren würden. 

Julian Weigl im Trikot von Benfica Lissabon
Bei der Arbeit: Julian Weigl im Trikot von Benfica Lissabon
Credit: Getty Images
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Die Verantwortlichen von Benfica Lissabon hatten mich eingeladen, um mir ihren Verein und ihre Stadt zu zeigen, und auch, um sich vorzustellen und mich kennenzulernen, weil sie mich nach Portugal holen wollten. Am Morgen war ich heimlich angereist. Ich war noch ein Spieler von Borussia Dortmund, wir hatten noch Partien in der Hinrunde zu absolvieren. Unter anderem gegen Leipzig, die vor uns in der Tabelle standen.
 
Unerkannt kam ich in Lissabon an. Als man mir das Benfica-Gelände zeigte, erlebte ich die erste Überraschung. Der ganze Trainingskomplex, der abgeschottet liegt und auf den weder Zuschauer noch Journalisten kommen, war anders, war größer und mit viel mehr Hightech ausgestattet, als ich es mir jemals ausgemalt hätte. Unterwasserlaufbänder, ein Kraftraum, dreimal so groß wie der bei der Borussia, alles darauf ausgerichtet, Spieler besser zu machen und ihnen optimale Bedingungen zu liefern. Schnell erzeugte der Verein eine Begeisterung, die ich so nicht erwartet hätte. 

Das Estádio da Luz in Lissabon
Einer der großen europäischen Fußballtempel: Das Estádio da Luz (Fassungsvermögen: 65.647 Zuschauer) ist die Heimstätte von Benfica
Credit: Getty Images
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Nach der Klubführung fuhren wir nach Cascais, einen prächtigen Stadtteil im Südwesten vom Zentrum, um zu Mittag zu essen. Draußen brachen kleine Wellen und rauschten an den weißgelben Puderzuckerstrand. Drinnen zerbrach ich mir noch immer den Kopf, was da vor mir stehen könnte. Plötzlich kam der Kellner und goss heißes Wasser über die vermeintlichen Krabbenchips, die keine waren. Es war ein gepresstes und elegant geformtes Handtuch gewesen, das sich nun entfaltete und mit dem wir uns die Hände säuberten. Zum Glück hatte ich nicht reingebissen. Dieser Novembertag blieb voller Überraschungen. Benfica überraschte mich. Ebenso wie Lissabon. 

die gelben Trambahnen von Lissabon
Mobile Ikonen Lissabons: die gelben Trambahnen (hier vor der Kathedrale) sind typisch für Portugals Hauptstadt
Credit: Getty Images
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Als ich abends abgehetzt am Flughafen ankam und als Letzter in die Maschine sprang, schaute ich durch die offene Cockpittür. Weil der Pilot exakt in diesem Moment über seine Schulter Richtung Kabine sah, trafen sich unsere Blicke. Und er erkannte mich sofort. Zwölf Stunden lang hatte mich niemand identifiziert. Die Reise, von der keiner wissen durfte, war geheim geblieben. Und nun ertappte mich, auf der letzten Etappe, der Pilot. 

Zu meiner großen Überraschung lud er mich ganz kurz ins Cockpit ein. Beim Abflug, den ich dann wieder von meinem Platz aus erlebte, genoss ich sehr bewusst die atemberaubende Aussicht auf Lissabon. Über der Stadt des Lichtes, wie Lissabon genannt wird, dämmerte es zwar, trotzdem erkannte ich in diesem Moment ihre einzigartige Schönheit. 

Julian Weigl in Lissabon
Über den Dächern von Lissabon: Julian Weigl mit seinem Schwager
Credit: Instagram
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Wir besiegten mit Dortmund Slavia Prag, Mainz, holten gegen Leipzig einen Punkt. In dem Spiel traf ich sogar zum 1:0. Im Januar 2020 wechselte ich schließlich, ein paar Wochen nach meinem Geheimtrip, nach Lissabon. 

Ich zog mit meiner Frau in die Nähe von Aroeira, einer wunderschönen Gegend auf der anderen Seite des Flusses Tejo, auf der auch das Trainingsgelände liegt. Die kilometerlangen Sandstrände sind perfekt, um runterzukommen und mit unserem Hund Maison spazieren zu gehen. Jedes Mal, wenn ich über die rostrote Brücke des 25. April auf Lissabon zufuhr, ging mir das Herz auf. Aber trotz seiner Schönheit war Aroeira nicht Lissabon. Es war dort schön, aber auch einsam. 

Corona, das seit Januar 2020 die Welt in Atem hält, trug mit seinen Lockdowns dazu bei, dass wir Lissabon zunächst so gar nicht kennenlernten. Erst viel, viel später schlenderten Sarah und ich durch Belém, ein früheres Fischerörtchen. 

Entdeckerdenkmal Belém
Viel fotografiertes Monument: Das Entdeckerdenkmal im Stadtteil Belém
Credit: Getty Images
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Im Hinterhof der Biblioteca Central de Marinha entdeckten wir ein Café, klein, romantisch und vor allem nicht touristisch. Wir probierten bei diesem Ausflug Pastéis de Belém, winzige Puddingtörtchen aus Eiersahnecreme und Blätterteig, für Lissabonner die Vereinigung aus Genuss und Glück. Die Sonne erstrahlte in den bunten Gebäuden der Stadt. Und wir beschlossen, hierherzuziehen. 

Seitdem wir in Belém leben, fühlen wir uns der Stadt richtig zugehörig. Lissabon ist prächtig. Und Benfica ein besonderer Verein. Jeder Einzelne, und das spürt man, der für diesen Klub arbeiten darf, hat die höchste Identifikation mit dem Klub. Benfica strahlt aus seinem Inneren heraus. Wie es sich gehört für einen Klub, der 37 Mal portugiesischer Meister und 26 Mal Pokalsieger wurde und im Estádio da Luz spielt. 

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