Baums Taktik-Check

Baums Taktik-Check: Darum gewinnt Bayern gegen Leipzig

Fußball-Experte Manuel Baum blickt im Taktik-Check für Sports Illustrated diese Woche auf das Topspiel des Spieltages: Der FC Bayern trifft auf RB Leipzig. So stehen die Chancen, dass Leipzig den Bayern auf dem Weg zum Titel Steine in den Weg legt.

Fotomontage mit Manuel Baum in Denkerpose vor dem Logo von "Baums Taktik-Check" vor einer Spielszene der letzten Partie von Leipzig gegen Bayern
Credit: Imago

FC Bayern München

Bayern spielt mit Ball im 4-2-3-1 oder im 4-3-3, wobei Kimmich zentraler Spieler im Aufbau der Bayern ist und den Spielvortrag verantwortet. Anfangs nach der Winterpause rückte er im Aufbau zeitweise zwischen die Innen- und Außenverteidiger, so hat er in den letzten Spielen klar das Zentrum besetzt und Goretzka schiebt auf die Achter-Position hoch. Die Bayern versuchen mit klarem Passspiel, die Lücke beim meist tief verteidigenden Gegner über spielerische Lösungen zu finden.

 

Gegen den Ball versucht auch Bayern, den gegnerischen Abstoß mit vier Spielern zuzustellen und so zu hohen Ballgewinnen zu kommen oder den langen Ball zu erzwingen. Sollte aber die erste Pressinglinie überspielt werden, ergeben sich Räume für den Gegner und Bayern muss versuchen, schnell wieder in die defensive Kompaktheit zu gelangen. Hier kommt es auf die Organisation der Restverteidigung durch Goretzka oder Kimmich an, die das Zentrum schließen müssen. Dadurch, dass die Gegner in der Regel tiefer stehen und nur zum Ende ins Risiko gehen, ergeben sich Konter eher nach Standardsituationen.

Die Mannschaft konnte nach dem Trainerwechsel im Spitzenspiel gegen Dortmund überzeugen, aber durch das Aus im Pokal sind die Tripple-Ambitionen für diese Saison erledigt. Die Mannschaft kann sich unter dem neuen Trainer nur noch in der Liga beweisen und Trainer Tuchel wird daran gemessen werden, ob er Bayern in die gewohnte Dominanz zurückführen kann und dem Verein damit wieder Stabilität gibt.

RB Leipzig

RB spielt in einer neuen Grundordnung gegen den Ball mit einer Fünfekrette. Im Spielaufbau bauen sie aus der Dreierkette auf, wobei Laimer das Zentrum hält und für die Absicherung zuständig ist und Kampl eher den Spielvortrag verantwortet.

RB spielt meist flach über das Zentrum und versucht einen der vier Offensivspieler ins Spiel zu bringen, die an der letzten Linie des Gegners positioniert sind. Grundsätzlich versucht RB das Zentrum zu überladen, wo sie bis zu acht Spieler in den Halbspuren positionieren und nur die Außenverteidiger die Breite halten. Mit der hohen Eins-Gegen-Eins-Qualität von Forsberg und Szoboszlai kombiniert sich RB dadurch häufig durchs Zentrum und erzeugt mit einer guten Boxbesetzung von fünf bis sechs Spielern extreme Torgefahr.

Bei Ballverlust sucht RB sofort das Gegenpressing und steht mit der letzten Kette dabei sehr hoch und ist aber anfällig für lange Bälle in die Tiefe. Im gegnerischen Spielaufbau stellt RB gerne im Angriffspressing die Abstöße hoch zu und versucht das Spiel nach außen zu lenken. Als zweite Variante spielt RB Mittelfeldpressing, dass mit gewissen Auslösern immer wieder in ein situatives Angriffspressing wechselt. Aus der Fünferkette attackiert RB besonders mit Gvardiol mutig nach vorne, um bei Ballgewinnen sofort vertikal tiefe Anspiele zu suchen und z.B. über Werner in schnelle Konter zu kommen. Besonders die Rückkehr von Stürmer Christopher Nkunku stellt eine enorme qualitative Steigerung im Angriff dar und macht RB wieder variabler.

Mögliches Spielszenario

Die Frage, wie mutig mit Bayern mit Ball ist, korrespondiert mit der Aufstellung: Sollte die zuletzt siegreiche Elf geändert werden, ist Goretzka eine defensiv stärkere Alternative zu Musiala. Doch da Bayern dominant auftreten will, ist mit dem Youngster zu rechnen und einem 4-3-3 statt 4-2-3-1. Die Übergänge sind fließend, ebenso die Positionen der Offensivkräfte. Mit Ball werden sich Müller-Musiala im Zentrum an der Leipziger Kette bewegen, aber auch Coman-Sané müssen sich die Räume an den Außenbahnen suchen. Gnabry könnte einen Flügel überladen und dann jeweils der ballferne Außenstürmer mit den Achtern die Box besetzten.

RB wird mit Ball auf direktes Spiel nach vorne setzen, um schnell hinter die hochstehende Bayern-Kette zu kommen und hier auch die Tempovorteile von Werner ausspielen. Um das zu verhindern, muss das Münchner Gegenpressing funktionieren. Insgesamt sind die Defensivreihen intakt: Keine andere Mannschaft ließ so wenig Chancen zu wie Bayern (120) und Leipzig (122).

Während RB auf Mittelfeldpressing setzt, könnte Müller die Bayern zum Angriffspressing dirigieren. Um das auszuhebeln, müsste Laimer abkippen und den Aufbau verstärken. Läuft der FCB nicht hoch an, bleibt Laimer als Anspielstation im Sechserraum. Generell könnte RB aber mit drei Innenverteidigern aufbauen, falls Rose sich für eine Fünferkette entscheidet. Vorteil wäre eine bessere Tiefenverteidigung, Nachteil weniger Zugriff im Mittelfeld. Dass RB gegen Bayern verteidigen kann, zeigt sich darin, dass Bayern in den jüngsten 161 Partien nur dreimal torlos blieb – aber zweimal davon gegen Leipzig.

In der Defensive wird Bayern gegen den Ball kompakt stehen müssen, um die Anspiele in die Halbspuren auf Szoboszlai und Olmo zu unterbinden, denn auch die Leipziger haben eine hohe offensive Qualität.

Fazit

Bayern muss gewinnen, um Meister zu werden - und Bayern wird gewinnen.

Zur Person: Manuel Baum ist Fußball-Trainer und -Experte. Seine Karriere begann er als Torwart beim TSV 1860 München, wo er in der Jugend spielte. 2012 wurde Baum Trainer bei der SpVgg Unterhaching. 2016 übernahm er den FC Augsburg und 2020 den FC Schalke 04. 

Manuel Baums @Tiefenlauf ist hier als Deep Briefing zum Download erhältlich. 


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