1. Bundesliga

Baums Taktik-Check: "FC Bayern muss Tempo, Spielwitz und Kreativität wiederfinden"

Fußball-Trainer und -Experte Manuel Baum blickt im Taktik-Check bei Sports Illustrated auf das Bundesliga-Spiel zwischen dem FC Bayern München und dem FC Schalke 04. Bayern muss gegen die "Knappen" Tempo, Spielwitz und Kreativität wiederfinden.

Baums Taktik-Check: FC Bayern gegen Schalke
Credit: Imago

FC Bayern München

Bayern spielt mit Ball im 4-2-3-1 oder im 4-3-3, wobei Kimmich zentraler Spieler im Aufbau der Bayern ist und den Spielvortrag verantwortet. Anfangs nach der Winterpause rückte er im Aufbau zeitweise zwischen die Innen- und Außenverteidiger, so hat er in den letzten Spielen klar das Zentrum besetzt und Goretzka schiebt auf die 8er-Position hoch. Die Bayern versuchen mit klarem Passspiel, die Lücke beim meist tief verteidigenden Gegner über spielerische Lösungen zu finden.

Gegen den Ball versucht auch Bayern den gegnerischen Abstoß mit 4 Spielern zuzustellen und so zu hohen Ballgewinnen zu kommen oder den langen Ball zu erzwingen. Sollte aber die erste Pressinglinie überspielt werden, ergeben sich Räume für den Gegner und Bayern muss versuchen, schnell wieder in die defensive Kompaktheit zu gelangen. Hier kommt es auf die Organisation der Restverteidigung durch Goretzka oder Kimmich an, die das Zentrum schließen müssen. Dadurch, dass die Gegner in der Regel tiefer stehen und nur zum Ende ins Risiko gehen, ergeben sich Konter eher nach Standardsituationen.

Jamal Musiala beim Spiel gegen Schalke
Jamal Musiala beim Spiel gegen Schalke
Credit: Imago
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Die Mannschaft konnte nach dem Trainerwechsel im Spitzenspiel gegen Dortmund überzeugen, aber durch das Aus im Pokal sind die Tripple-Ambitionen für diese Saison erledigt. Die Mannschaft kann sich unter dem neuen Trainer nur noch in der Liga beweisen und Trainer Tuchel wird daran gemessen werden, ob er Bayern in die gewohnte Dominanz zurückführen kann und dem Verein damit wieder Stabilität gibt.

FC Schalke 04

Schalke tritt in der Grundordnung 4-2-3-1 auf und versucht zurzeit, Stabilität in das Aufbauspiel zu bringen. Stilmittel sind lange Bälle auf die Zielspieler Terodde, Frey oder Bülter. Versucht wird, über Ablagen oder den zweiten Ball in das gegnerische letzte Drittel zu kommen, ohne dabei zu viel Risiko zu gehen. Auch Chipbälle hinter die Abwehrreihe sind ein Mittel in der Offensive oder auch Alleingänge der Außenbahnspieler werden häufig genutzt, um bei Ballverlusten schnell wieder ins Gegenpressing zu kommen. Auffällig ist Schalkes Schwäche, zu spielerischen Lösungen im gegnerischen letzten Drittel zu kommen. Augenmerk liegt daher auf einem einfachen und zielgerichteten Fußball über die Flügel, besonders um das Risiko von Ballverlusten im Mittelfeld zu vermeiden.

Coach Thomas Reis hat in der letzten Zeit immer wieder Probleme mit seiner Defensive. Aufgrund von Verletzungen muss er oft neue Leute in der Defensive einsetzen, was der Stabilität nicht zuträglich ist. Die größte Schwachstelle der Defensive ist immer noch das defensive Umschalten.
Schalke hat im letzten Spiel zwar die Punkte geholt, jedoch war die Leistung nicht stabil und gut, sondern von Leidenschaft und Zielstrebigkeit geprägt. Dennoch glauben sie an den Klassenerhalt und geben in jedem Spiel 100% ihrer Kräfte. Die Defensive findet wieder mehr Stabilität, aber ist noch nicht wie am Anfang der Rückrunde und sie schaffen es immer wieder, auch in letzten Minuten, ein Tor zu erzielen.

Mögliches Spielszenario

Der FC Bayern präsentierte sich in den jüngsten Spielen zwar ballsicher und auch defensiv weitestgehend stabil, doch es fehlten Tempo, Spielwitz und Kreativität, Ausnahme: Musiala. Ist es ein Thomas-Müller-Spiel? Eigentlich ja gegen phasenweise wohl tief stehende Schalker, allerdings nur, wenn Musiala auf der Acht beginnt. In manchen Phasen wird Bayern S04 am eigenen Strafraum einschnüren. Hier müssen die Gäste Druck auf den ballführenden Spieler erzeugen, speziell Kimmichs rechten Fuß zustellen, um dessen Chipbälle hinter die Kette zu verhindern.

Schalke steckt defensiv in einer Zwickmühle: Tief stehen und so Tempo aus Bayerns Spiel (Coman) nehmen, um die eigenen langsamen Innenverteidiger zu schützen, aber dann kaum Entlastung finden? Oder höher stehen, mutig anlaufen, das Spiel vom eigenen Tor fernhalten. Das könnte bei Bayerns Ballfertigkeit und Geschwindigkeit gefährliche Lücken öffnen. Dennoch werden es die Gäste gerade zu Beginn mit hohem Pressing versuchen.

Wenn Schalke den Ball hat, muss es entweder Ballbesitzphasen kreieren, was bei Bayerns Gegenpressing schwierig wird, oder auf Steil-Klatsch-Steil-Momente mit tieflaufenden Offensivakteuren als Zielspieler setzen. Karaman bietet sich da auf dem Flügel an, wenn Joao Cancelo nicht rechtzeitig umschaltet auf seiner linken Seite.
Bayern ist bei Toren, Torschüssen, Passquote, Ballbesitz und gewonnenen Zweikämpfen Erster, Schalke bestenfalls Neunter. Aber: S04 hat Bülter, der 35 Prozent der königsblauen Treffer erzielte. Und Reis gewann als Aufsteiger schon mal mit Bochum gegen Bayern.

Fazit:

Bayern gewinnt, braucht aber ein frühes Tor, um nicht zu zittern.

Zur Person: Manuel Baum ist Fußball-Trainer und -Experte. Seine Karriere begann er als Torwart beim TSV 1860 München, wo er in der Jugend spielte. 2012 wurde Baum Trainer bei der SpVgg Unterhaching. 2016 übernahm er den FC Augsburg und 2020 den FC Schalke 04. 

Manuel Baums @Tiefenlauf ist hier als Deep Briefing zum Download erhältlich. 

Fußballexperte Manuel Baum
Credit: Getty Images
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