Formel 1

Einer liebt Rampenlicht, der andere nicht: Gasly und Ocon nicht die besten Freunde

Das neue Alpine-Duo Esteban Ocon und Pierre Gasly soll das Team gemeinsam voranbringen. Das französische Team hat ambitionierte Ziele, aber es läuft nicht wie erhofft. Sports Illustrated hat den Formel-1-Rennstall in den USA besucht.

Pierre Gasly und Esteban Ocon (Alpine)
Credit: Getty Images

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Es gibt in der Formel 1 einen Wettbewerb, dessen Gewinner weder Punkte noch ein Preisgeld erhält, noch nicht einmal eine Siegerehrung oder eine Trophäe. Auch hier in Miami putzen die Mechaniker in der Box um die Wette - im Kampf um die sauberste Garage. Sobald ein Auto die Box verlässt, eilt ein Mechaniker mit einem Tüchlein herbei, um den Boden auf Hochglanz zu polieren.

So blitzbank, dass man sich drin spiegeln kann. Für den shiny floor gibt man alles. Und wohin passt das besser als in die USA, die neue Hochburg der Formel 1? Die Garage des Teams von Alpine ist jedenfalls so sauber, dass man den Lunch auch vom Boden aufgabeln könnte. Ganz glücklich sind sie beim französischen Team aber trotzdem nicht.

Pierre Gasly und Esteban Ocon kämpfen um Top 10

Denn eigentlich lautet der Plan so: Nach Platz vier in der Konstrukteurswertung 2022/23 mit dem Fahrerduo Fernando Alonso und Esteban Ocon wollte Alpine in der laufenden Saison weiter Boden auf das Top-Trio Red Bull, Ferrari und Mercedes gutmachen. Doch die Realität sieht anders aus.

Zwar liegt Alonso in der Fahrerwertung auf Kurs eines Podiumsplatzes – nur fährt der spanische Altmeister mittlerweile für Aston Martin. Ocon und Pierre Gasly, der zu Saisonbeginn von Alpha Tauri ins Alpine-Cockpit wechselte, mühen sich um einen Platz unter den Top 10. Aber ans Aufgeben denkt hier keiner, schon gar nicht in der Partymetropole Miami, in den USA. Wo das Formel-1-Herz im Moment lauter schlägt als irgendwo sonst auf der Welt. 

Drei US-Rennen stehen mittlerweile im Kalender: Nach der zweiten Auflage des Grand Prix von Miami folgt im Oktober Austin, ehe es im November, zum vorletzten Rennen der Saison, zur Formel-1-Premiere in die Zockerhölle von Las Vegas geht. Otmar Szafnauer weiß ganz genau, bei wem er sich für die neu gewonnene Prominenz zu bedanken hat: "Die Netflix-Serie hat die Formel 1 hier in den USA sehr populär gemacht", sagt der Alpine-Teamchef – ein Posten, den er wenige Monate später nicht ganz freiwillig räumen wird.

Ebenfalls gehen müssen Sportdirektor Alan Permane und Geschäftsführer Laurent Rossi: In der Sommerpause vollzieht Alpine aufgrund der enttäuschenden ersten Saisonhälfte einen kompletten personellen Umbruch. Doch damit rechnet hier in Miami noch niemand. Szafnauer sitzt an einem Tisch im Paddock, dem Fahrerlager, das inmitten des Hard Rock Stadium, wo sonst das NFL-Team Miami Dolphins spielt, aufgebaut ist. Die Strecke verläuft rund ums Stadion, und der Motorenlärm, der herüberweht, ist so laut, dass man sein Gegenüber kaum versteht. Aber gut, das ist auch Motorsport und kein Dressurreiten.

Formel 1 in den USA
Formel 1 in den USA
Credit: PR
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Dem Besuch aus Germany muss Szafnauer, klar, auch Fragen zur Situation in Deutschland beantworten. Ein Grand Prix im Land von Mercedes, Audi, BMW, Porsche? "So ein Rennen gehört in den Kalender", sagt Szafnauer. "Deutschland produziert viele Autos, hat viele Formel-1-Weltmeister hervorgebracht, es fährt ein Deutscher – und am wichtigsten: Die deutschen Fans lieben Motorsport." Mit Sophia Flörsch hat Alpine vor Kurzem ein deutsches Talent in seine Nachwuchsakademie aufgenommen. "Sie ist großartig", sagt Sazfnauer über die 22-Jährige. "Sie ist sehr zuversichtlich. Ich habe sie einige Male getroffen, sie ist sehr engagiert und talentiert."

Gasly: "Ich mag an den USA die Action, den Lärm, den Hype"

Doch im Moment muss es für Alpine, den Rennstall des französischen Autobauers Renault, noch ein Duo richten: Ocon, 26, und Gasly, 27. Sie sind im ähnlichen Alter, stammen beide aus der Normandie im Norden Frankreichs und können ziemlich gut Auto fahren. Das war es dann aber mit den Gemeinsamkeiten. Gasly liebt das Blitzlicht, die Aufmerksamkeit, die roten Teppiche. Er ist einer für Small Talk ("Wie war dein Flug?"), hat immer ein breites Grinsen im Gesicht, Freundin und Model Francisca Cerqueira Gomes ist nie weit.

"Ich genieße es jedes Mal, wenn ich in die USA komme", sagt Gasly. "Ich mag die großen Menschenmengen, viel Action, den Lärm, den Hype, alles ist sehr energiegeladen." Die Laune könnte bei Gasly, der das Cockpit von Alonso übernahm, trotzdem besser sein. Denn, da sind sich bei Alpine alle einig: Das Auto ist nicht auf dem erhofften Performance-Level, die Fahrer deshalb im Kampf um Top-Platzierungen nur mit geringen Chancen. "Wir haben nach dem vergangenen Jahr zwar einen Schritt nach vorne gemacht", sagt Gasly, "aber die anderen Teams haben sich stärker verbessert."

Pierre Gasly
Pierre Gasly
Credit: PR
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Nach einem schwachen Start zeigt die Kurve mittlerweile leicht nach oben, Ocon schaffte es beim Traditions-GP von Monaco mit Rang drei sogar aufs Podium. Trotzdem: Statt sich gegenseitig um Spitzenplätze zu duellieren, versuchen Gasly und Ocon im Moment alles, um die Mechaniker und Ingenieure bei der Verbesserung des Alpine-Renners so gut wie möglich zu unterstützen.

Teamwork – um, so der Wunsch, in die Spitze der Motorsport-Elite vorzudringen. Über sein Verhältnis zu Teamkollege/Teamrivale Ocon sagt Gasly: "Das ist gut. Wir sind nicht die besten Freunde, aber das müssen wir auch nicht sein. Wir müssen als Kollegen möglichst gut zusammenarbeiten, das ist bislang ziemlich einfach."

Esteban Ocon
Esteban Ocon
Credit: PR
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Gasly und Ocon sind grundverschiedene Typen

Jener Ocon – der in der Fahrerwertung vor Gasly liegt – hält sich dagegen lieber im Hintergrund. Während Gasly im Fahrerlager die Aufmerksamkeit auf sich zieht, meist inmitten einer Menschentraube steht, bleibt Ocon lieber etwas abseits des Trubels. Die mediale Aufmerksamkeit, die Kameras: Er könnte darauf verzichten – weiß aber ganz genau um die Bedeutung: "Das ist Teil unseres Jobs. Überall sind Kameras, sobald wir das Fahrerlager betreten, wird alles aufgenommen. Abseits der Formel 1 bin ich ein sehr zurückgezogener Mensch. Aber ich weiß, dass das alles dazugehört. Es ist großartig für den Sport und für uns als Sportler, dass wir so im Rampenlicht stehen."

 
Was ihn von seinem Teamkollegen unterscheidet? "Oh, ich bin ganz anders als er", sagt Ocon. "Aber ich verstehe mich gut mit Pierre. Im Moment müssen wir zusammenarbeiten. Aber es ist auch wichtig, einen internen Wettbewerb zu haben, um das Tempo des ganzen Teams zu erhöhen. Wir müssen uns gegenseitig pushen, um auf der Strecke schnell und konkurrenzfähig zu sein."

Alpine
Alpine
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Mit an Bord: Investor Ryan Reynolds

Dabei helfen soll auch der Schauspieler Ryan Reynolds. Der kanadische Schauspieler ("Deadpool") übernimmt, gemeinsam mit anderen Investoren, für 200 Millionen Euro 24 Prozent der Alpine-Anteile. Es ist nicht das erste Sport-Invest von Reynolds, am prominentesten dürfte sein Engagement beim AFC Wrexham sein. Anfang 2021 übernahm er mit einem Partner den walisischen Traditionsklub, alles begleitet von der Doku-Serie "Welcome to Wrexham".

Das Ergebnis: Der Klub kehrt zur neuen Saison nach 15 Jahren Abstinenz in den Profifußball zurück. "Storytelling" sei auch im Rahmen des Alpine-Investments geplant. Aber mit Kameras kennen sie sich in der Formel 1 ja bestens aus. Und ein bisschen mehr Hollywood-Flair – neben Reynolds ist auch Schauspieler Michael B. Jordan („Creed“ 2 & 3, "Black Panther") als Investor mit an Bord – schadet der Formel 1 auf ihrem US-Eroberungsfeldzug garantiert nicht. 

 

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