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NFL-Experte Patrick Esume: So hart ist der Job als Referee

Die Spieler sind in der NFL die Stars, die Coaches geben die Taktik vor – aber ohne die sieben Schiedsrichter, die bei jeder Partie auf dem Rasen stehen, geht gar nichts. Sie werden richtig gut bezahlt – aber auch extrem gefordert. Patrick Esume erklärt, worauf es ankommt.

Die NFL-Schiedsrichter werden zwar gut bezahlt – aber auch extrem gefordert.
Credit: Imago

Den Referee, den Hauptschiedsrichter, erkennt man an seiner weißen Mütze – weswegen er „Whitehat“ genannt wird. Die anderen sechs Schiedsrichter, die über das Feld verteilt postiert sind, tragen schwarze Mützen. Dazu kommen noch Instant-Replay-Official sowie Ersatzschiedsrichter.

Allerdings sind sie alle keine Fulltime-Schiedsrichter, die meisten gehen neben dem NFL-Job einem normalen Beruf nach – sie sind Unternehmer oder Angestellte, Anwalt oder Lehrer. Das Gehalt, das ein NFL-Schiedsrichter in der 18 Wochen lang dauernden Regular Season verdient, würde aber auch so zum Leben reichen: Sie werden mit um die 200.000 bis 250.000 Dollar entlohnt. Playoffs, der Super Bowl und so weiter kommen noch dazu. 

NFL-Schiedsrichter: Absolute Vollprofis

Nach Schiedsrichter-Fehlentscheidungen – die es in der NFL wie in jeder anderen Liga auch gibt – fragen sich regelmäßig Spieler und Coaches , warum die Schiedsrichter in der mächtigsten, finanzstärksten Sportliga der Welt eigentlich keine Vollzeit-Employees sind. Dann könnten die Schiedsrichter analog zu den Teams unter der Woche trainieren, studieren und sich mit uneingeschränkter Konzentration auf das nächste Spiel vorbereiten. Es würde die NFL in jedem Fall nicht billig zu stehen kommen, denn bei zwölf bis 15 Spielen pro Wochenende, von denen jedes mit etwa zehn Offiziellen besetzt ist, kommt eine ganze Menge Personal zusammen. 

Brock Purdy von den San Francisco 49ers
Brock Purdy von den San Francisco 49ers
Credit: Getty Images
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Trotzdem muss ich sagen: Die Schiedsrichter, die in der NFL pfeifen, sind absolute Vollprofis und die besten, die es gibt. Es ist hilfreich, wenn ein Referee früher selbst Football gespielt hat, das muss aber nicht unbedingt sein – es gibt viele Schiedsrichterinnen, die Flag Football gespielt haben oder den Sport nie aktiv ausgeübt haben. Was dagegen bei den meisten der Fall ist: Sie haben, wie der Großteil der Spieler, ihre Wurzeln im Highschool- und College-Football. Von da aus arbeitet man sich sozusagen hoch, nur die allerbesten schaffen es bis in die NFL.

Hard Skills und Soft Skills

Worauf es dabei ankommt? Da wären zum ersten die Hard Skills – Regelkunde, physisch in Form zu sein. Das gilt vor allem an der Seitenlinie, wo der Schiedsrichter auf Ballhöhe bleiben muss, um das Geschehen perfekt zu verfolgen. Bei Whitehat und Umpire – er spottet beim Snap den Ball – ist Fitness nicht ganz so wichtig, hier kommt es vor allem auf die Erfahrung an, weil Spiel und Regelwerk einfach so komplex sind.

Genauso wichtig sind für einen Schiedsrichter aber die Soft Skills: Kommunikation, Krisenmanagement und wie gefestigt das Ego unter Druck ist. Denn der Druck, der auf einem NFL-Schiedsrichter lastet, ist absurd: Macht er seinen Job gut, spricht keiner über ihn, macht er aber nur einen einzigen Fehler, wird er in den Medien und in den sozialen Netzwerken förmlich zerstört. Zumal alles mit 20, 30 oder 40 Kameras aufgezeichnet wird, jeder Soundbyte aufgenommen wird, jede Entscheidung in super-dreifacher Slow Motion noch mal und noch mal aufgedröselt wird.

Referees brauchen ein dickes Fell

Eine weitere Herausforderung: die Kommunikation – wenn man das so nennen kann – zwischen Trainern und Schiedsrichtern an der Seitenlinie. Die ist hart, was da geschrien und geflucht wird, dafür brauchst du ein echt dickes Fell. Was da auf die Schiedsrichter einprasselt: Hardcore. 

Allerdings dürfen die Schiedsrichter das nicht persönlich nehmen. Denn der Druck bei den Trainern und bei den Spielern ist immens, da geht es um ganze Karrieren und so viel Geld. Als Schiedsrichter sein Ego in diesen Momenten in der Tasche zu lassen, ist eine große Kunst. Unsicherheit darf man sich als Referee im Football genauso wenig erlauben wie als Coach oder Spieler. Dann wirst du aufgefressen – Unsicherheit ist wie ein Tropfen Blut im Wasser, der Hai findet dich garantiert.



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