NFL

NFL-Experte Patrick Esume: Warum manche Teams eigene Boeings besitzen

Patrick Esume, ehemaliger Football-Profi, arbeitet als Coach, Moderator und NFL-Experte. In seiner neuen Sports-Illustrated-Kolumne schreibt er über Reisestrapazen der NFL-Teams und warum die Patriots gleich zwei Flugzeuge besitzen.

Reisestress in der NFL
Credit: Imago

Ein NFL-Team zu einem Auswärtsspiel zu bringen, ist eine logistische Meisterleistung. Angefangen bei der Zahl an Personen, die auf so einer Reise mit dabei sind: Die Spieler, die Coaches-Crew, Scouting-Team, Ärzte, Physios und weitere Staff-Mitglieder – das sind mindestens 100 bis zu 120 Personen. Dazu kommt natürlich das Equipment wie Helme, Shoulderpads, Netze und Zelte sowie sämtlich Technik, die für die Kommunikation wichtig ist. Alles, was man bei einem NFL-Team am Spieltag an der Seitenlinie sieht, wird mitgebracht – der Flugzeug-Frachtraum ist also restlos gefüllt. Für diese Reisen chartern manche Franchises eine Maschine, andere besitzen gleich ihr eigenes Flugzeug. So sind die New England Patriots im Besitz von zwei (!) Boeing 767.

Reiselogistik in der NFL

Wenn der Spieltag ein Sonntag ist, läuft die Woche für das Team so ab: Mittwoch, Donnerstag und Freitag wird trainiert, am Samstag reist die Mannschaft. In der Team-Facility gibt es noch eine Besprechung und ein gemeinsames Essen, anschließend steigt man am Trainingsgelände in Busse, auf der Fahrt zum Airport findet bereits der Sicherheitscheck statt, um am Airport nicht unnötig Zeit zu verlieren. Es geht direkt aufs Rollfeld, wo die Maschine wartet und abhebt, sobald alle an Bord sind. Equipment und alles Weitere wird vorab verladen. Gelegentlich gibt es dafür eine Extra-Transportmaschine; wenn die Distanz nicht allzu weit ist, kommen manchmal auch Busse zum Einsatz. 

Entspanntes Fliegen

Platzprobleme – wie auf einem Linienflug – haben selbst die großen Jungs an Bord nicht. Jeder hat zwei oder drei Sitze für sich, um sich ausbreiten zu können. Es geht lockerer zu als bei einer normalen Airline: Hinsetzen, anschnallen, fünf Stunden lang still sitzen und kein Handy benutzen – das wird entspannter gehandhabt als auf einem Lufthansa-Flug. In den USA sind vier Zeitzonen in Gebrauch, da ist also auch der Jetlag ein Thema. Wenn es spät ist, werden im Flieger zum Beispiel Blaulichtfilter-Brillen verteilt, die die Augen vor dem intensiven Licht digitaler Bildschirme schützen. Oder Tools, die während eines langen Fluges die Nerven stimulieren und Muskeln aktivieren, um Ermüdung vorzubeugen. 

Lange Distanzen für Westküsten-Teams problematisch

Problematisch sind die langen Distanzen vor allem für die Westküsten-Franchises, weil es im Osten, Süden und in der Mitte einfach mehr Teams gibt. Mannschaften wie Seattle, San Francisco oder L. A. fliegen teilweise über 30.000 Meilen pro Jahr. Während innerhalb der USA die Jetlag-Effekte noch überschaubar bleiben, sieht das bei den Übersee-Spielen der NFL ganz anders aus – und so auch bei den beiden Deutschland-Games zwischen den Kansas City Chiefs und den Miami Dolphins beziehungsweise den New England Patriots und Indianapolis Colts im November in Frankfurt am Main. 

Logistik-Fragen sind zentral für NFL-Franchises

Ist das Team am Samstagnachmittag oder -abend am Zielort angekommen, werden alle am Rollfeld wieder von gecharterten Bussen abgeholt und ins Hotel gefahren. Nach dem Einchecken finden noch Meetings und ein Essen statt, dann geht es ins Bett. Am Morgen gibt es Frühstück und ein Pre-Game-Meal. Anschließend fahren sieben Busse mit Polizeieskorte zeitversetzt zum Stadion. Jeder Spieler kann sich aussuchen, welchen Bus er nimmt. In der Regel gibt es drei Timeslots: einen frühen, einen mittleren, einen späten. Die Quarterbacks und einige andere sind meistens etwas früher im Stadion. Andere kommen kurz vor knapp an, weil ihnen eine halbe Stunde reicht, sich fertig zu machen – und los geht es. 

Nach Spielende fährt das Team nicht mehr ins Hotel, sondern sofort wieder mit dem Bus Richtung Flughafen und ab in die Maschine – da spielt es keine Rolle, wo die NFL auf diesem Planeten spielt. Es geht darum, keine Zeit zu verschwenden, denn die Uhr tickt. Denn am Montag und Dienstag muss der nächste Gameplan stehen, ab Mittwoch wird trainiert – und der ganze Wahnsinn geht wieder von vorne los. 


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