Australian Open

Kiwis Corner: Kampfmaschine Nadal! Alle fürchten den sensationellen Spanier

Nicolas Kiefer analysiert für Sports Illustrated die Australian Open. In seiner Kolumne spricht er über Rafael Nadal, der in "Down Under" seinen 21. Grand-Slam-Titel gewinnen kann. Außerdem kritisiert "Kiwi" die schlechte Nachwuchsarbeit in Deutschland. 

Rafael Nadal
Credit: Getty Images

Was für eine Leistung von Rafael Nadal! Er ist eine absolute Legende. Eine Inspiration und Motivation für jeden. Sein Match gegen Denis Shapovalov war unfassbar. Trotz Magenschmerzen hat er auf die Zähne gebissen und gewonnen.

Nadal beim Tennis zuzuschauen, ist ein absoluter Genuss. Er ist ein fantastischer Champion, der selbst schwerste Situationen meistern kann. Das ist der große Unterschied, warum er ganz weit oben steht. Bei keinem Ballwechsel lässt er nach, egal ob er in einer ersten Runde spielt oder in einem Viertelfinale.

Kein Punkt wird verschenkt, jeder Punkt wird so gespielt, als ob es der letzte ist. Davor fürchten sich alle Gegner, vor dieser unfassbaren mentalen Stärke. Er steht jede Sekunde mit Herz und Leidenschaft auf dem Platz. 

Ganz ehrlich, ich bin ein riesiger Federer-Fan. Aber wie Nadal spielt, ist absolut unfassbar. Federer spielt ökonomisch und erfolgreich. Nadal ist mit Power und Kraft noch erfolgreicher. Mittlerweile würde ich Nadal seinen 21. Grand-Slam-Titel von Herzen gönnen. 

Immer wieder aufzustehen und sich gegen Widerstände zu wehren, das verdient allerhöchsten Respekt. Vor allem auch, weil Shapovalov wirklich stark gespielt und Nadal in den fünften Satz gezwungen hat. 

Mit Shapovalov, Felix Auger-Aliassime, Matteo Berrettini sowie Jannik Sinner hatten Kanada und Italien jeweils zwei Spieler im Viertelfinale. Davon können wir in Deutschland nur träumen. 

Boris Becker sieht ein großes Nachwuchsproblem bei uns. Da kann ich ihm nur zustimmen. Ich sage schon seit Jahren, dass der DTB im Juniorenbereich keine Topspieler und Topspielerinnen mehr nach oben bringt. Woran liegt es? 

Wenn man auf Alex Zverev schaut, dann ist das alles in Eigenproduktion entstanden. Seine Familie und er haben sich das selbst aufgebaut. Ähnlich wie bei einer Angelique Kerber. Beide sind nicht aus einem der deutschen Nachwuchszentren hervorgegangen.

So kann es am Ende des Tages nicht weitergehen. Denn ich möchte unsere Nachwuchsspieler auch im Profi-Bereich auf der ATP- oder der WTA-Tour spielen sehen. Da gab es mal ganz andere Zeiten. 

Der DTB sollte sich hinterfragen, ob die Strukturen überhaupt noch zeitgemäß sind. Ich habe es lange Zeit selbst in Hannover miterlebt. Seit über drei Jahren unterstütze ich beim TC SCC Berlin die Jugendarbeit. Wichtig ist es, immer wieder neue Impulse zu setzen, damit sich die Spieler individuell weiterentwickeln können.   

Wenn ich Richtung Wochenende schaue, wünsche ich mir bei den Herren ein Finale zwischen Nadal und Daniil Medwedew. Bei den Damen ist Ashleigh Barty, meine klare Favoritin auf den Titel. 

Euer Kiwi.

Zur Person: Nicolas Kiefer ist ein ehemaliger Tennis-Profi, der 2010 seine Karriere beendete. Seine größten Erfolge waren Olympia-Silber im Doppel 2004 an der Seite von Rainer Schüttler sowie sechs Turniersiege auf der ATP-Tour. Bei den Australian Open stand er 2006 im Halbfinale. 1997 war er Viertelfinalist in Wimbledon sowie im Jahr 2000 bei den US Open. Bei den French Open erreichte er 2005 das Achtelfinale. 

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