Australian Open

Favoritencheck - Zverev und Medvedev können Djokovic vom Thron stoßen

Alexander Zverev kann mit einem Australian-Open-Sieg die neue Nummer 1 der Tennis-Welt werden, weil Titelverteidiger Novak Djokovic in Melbourne nicht antreten darf. Der Hamburger ist einer der fünf heißen Kandidaten auf den Titel. Unser Favoritencheck.

Alexander Zverev
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Daniil Medvedev

Daniil Medvedev beim Training in Melbourne
Daniil Medvedev während des Trainings im Melbourne Park am vergangenen Freitag
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Nachdem Daniil Medvedev – der Mann, dessen Spiel so unorthodox daherkommt – im letztjährigen Finale an Novak Djokovic scheiterte, gilt er 2022 als Topfavorit auf den Titel. Die glatten, harten Schläge des amtierenden US-Open-Champions kommen dem Rebound-Ace-Hartplatz in Melbourne perfekt zupass. Wessen Schläge im Grundlinien-Duell gegen Medvedev zu kurz geraten, den schießt er kompromisslos vom Platz.

Der 25-jährige Moskauer, der im vergangenen Jahr insgesamt vier Titel gewinnen konnte, würde mit einem Triumph bei den Australien Open Novak Djokovic vom Tennisthron stoßen und die Nummer 1 der Welt werden. In der ersten Runde bekommt es Medvedev mit dem Schweizer Henri Laaksonen, Nr. 92 der Rangliste, zu tun. Ein Match, in welchem dem Motorsport-Fan der zweite Gang genügen dürfte. 

Alexander Zverev

Alexander Zverev beim Training in Melbourne
Bei seiner Trainingseinheit am vergangenen Samstag in Melbourne trug Alexander Zverev ein Germany-Tanktop von den Olympischen Spielen in Tokyo
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Der erste deutsche Tennis-Weltmeister seit Boris Becker war er bereits 2018. Drei Jahre später konnte sich Zverev den Titel erneut schnappen. Schon Monate vorher gewann er Gold im olympischen Einzel. Das gelang in Deutschland zuvor nur Steffi Graf. Namen aus einer Ära, nach der sich Tennis-Deutschland zurücksehnt, und an denen deutsche Tennisspieler seither gemessen werden. Rainer Schüttler, Nicolas Kiefer und natürlich Tommy Haas waren zu ihren besten Zeiten großartige Tennisspieler, und zurecht in den Top 10 (Haas zwischenzeitlich sogar auf Rang 2). Doch hatte man bei ihnen immer das Gefühl, sie hätten ihren Zenith damit erreicht. Zu den zwei, drei Besten der Welt bestand meist ein kleiner (aber entscheidender) Unterschied.

Bei Zverev ist das anders. Er kann Djokovic schlagen; kann Nadal schlagen; kann Medvedev schlagen, und hat es in der jüngeren Vergangenheit auch schon mehrmals getan. Bei ihm, dem 24-Jährigen Hamburger, hat man eben noch nicht das Gefühl, das er seine Möglichkeiten bereits ausgeschöpft hat. Da geht mehr! Womöglich auch schon bei diesen Australian Open. Denn ein Grand-Slam-Pokal fehlt ihm in seiner Trophäensammlung. Den Norman Brookes Challenge Cup, den es im Herreneinzel von Melbourne zu gewinnen gilt, hielt als letzter Deutscher übrigens Boris Becker in Händen, 1996. An der Zeit wäre es also mal wieder – Alexander Zverev sieht das wohl genauso. Mit einem Finalsieg in "Down Under" kann auch er die neue Nummer 1 werden.

Rafael Nadal


Den Spanier abzuschreiben, wäre töricht. Der 20-malige Grand-Slam-Champion gewann die Australien Open bereits 2009. Unvergessen bleibt das Finale, welches er damals in fulminanten fünf Sätzen gegen Roger Federer gewinnen konnte. Der Schweizer ist diesmal nicht dabei. Nadal schon. Nachdem er im vergangenen Jahr Wimbledon, Olympia und die US Open ausließ und zuletzt eine Coronainfektion zu überstehen hatte, wird es in Melbourne darauf ankommen, wie er ins Turnier startet.

Sein Erstrunden-Match gegen den US-Amerikaner Marcos Giron, aktuell die Nr. 66 der Tennis-Weltrangliste, konnte er bereits souverän in drei Sätzen gewinnen. Findet der mittlerweile 35-Jährige seinen Rhythmus und den Weg in die zweite Woche, ist er ein brandheißer Kandidat auf den Titel. In den finalen Runden großer Turniere kennt sich Nadal schließlich so gut aus wie kein Zweiter im diesjährigen Tableau. 

Stefanos Tsitsipas


Der 23-jährige Grieche gehört – gemeinsam mit dem Kanadier Denis Shapovalov und dem Italiener Lorenzo Musetti – zu jener Riege junger Spieler, die all den Tennisfans Hoffnung machen, die Federers Art Tennis zu spielen schon jetzt, sozusagen antizipatorisch, hinterhertrauern. Sein Spiel ist ein Best-of aus klassischen und modernen Elementen, seine einhändige Rückhand eine der stilistisch feinsten auf der Tour. Tsitsipas variiert virtuos zwischen den verschiedenen Spins, bringt zugleich aber auch die Power mit, die das heutige Spiel verlangt.

Als amtierende Nummer 4 der Welt gehört er bei jedem Grand Slam zum Kreis der Favoriten. Zwar gilt die rote Asche als sein Lieblingsbelag (im vergangenen Jahr stand Tsitsipas im Finale der French Open, wo er gegen Djokovic verlor), doch konnte er auch auf Hartplatz – zum Beispiel bei seinem Triumph bei den ATP Finals 2019 – zeigen, dass er Titel holen kann. Sein Spiel ist variabel und sein Tennis-IQ hoch, um sich auf sämtliche Gegebenheiten und Platzbeläge einstellen zu können. Ist er in Bestform, hat Tsitsipas das Zeug weit zu kommen und sogar den Titel zu holen.

Matteo Berrettini

Natürlich kann es auch sein, dass alles, was hier geschrieben steht, in zwei Wochen sozusagen digitale Makulatur ist. Dann nämlich, wenn mal wieder ein sogenanntes "dark horse" ins Finale durchstößt und sich den Titel holt. Einer aus der zweiten Reihe der Top 10 oder sogar Top 15. Nachdem die Herrschaft der Big Four – Murray, Nadal, Djokovic, Federer – mehr oder weniger der Tennisgeschichte anzugehören scheint, ist wieder alles möglich und das Herrentennis umso spannender. Man denke an Djokovic' Trainer Goran Ivanišević, der sich 2001 als Nummer 125 der Welt den Wimbledon-Titel holte. Gleiches ist für die Australian Open sicher nicht zu erwarten (und Ivanišević war vor seinem Titel auch schonmal die Nummer 2), aber Spieler wie Andrej Rublev (Nr. 6), Jannik Sinner (Nr. 10) oder Denis Shapovalov (Nr.14) dürften sich durchaus Außenseiterchancen auf den Titel ausrechnen.

Beispielhaft für diese "dark horses" soll hier aber ein anderer sein: Matteo Berrettini. Der 24-jährige Italiener ist die amtierende Nummer 7 der Welt. Berrettini ist 1,96 Meter groß, schlägt dementsprechend stark auf, bewegt sich aber überraschend leichtfüßig. Die Vorhand des jungen Römers ist eine Bank, seine durchgezogene, beidhändige Rückhand solide, der Slice, auf den er dagegen oft zurückgreift, einer der bissigsten im Herren-Circuit. 2019 stand er bei den US Open bereits im Halbfinale, letztes Jahr in Wimbledon sogar im Finale. Dort verlor er gegen Djokovic. Nun, mit 24, hat er genügend Erfahrung in der zweiten Woche von Grand-Slam-Turnieren sammeln können. Ein starker Aufschlag ist auf dem Hartplatz und in der Hitze des australischen Sommers ein starkes Pfund. Einen Grand-Slam-Titel hat ein wuchtiger Aufschlag allein allerdings selten gebracht. Kann sich Berrettini über zwei Wochen auf seine Physis und sein – durchaus vorhandenes – komplettes und variables All-Court-Game verlassen, ist auch er ein Anwärter auf den Titel beim ersten Grand Slam des Jahres.

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