Tatjana Maria: Tennis-Mama zieht in Wimbledon drei Asse aus dem Ärmel
- Tatjana Maria steht im Halbfinale von Wimbledon
- Vater stirbt an Krebs - Maria schwebt 2008 in Lebensgefahr
- Tatjana Maria ist mit Serena Williams befreundet
Tatjana Maria konnte ihr Glück kaum fassen. Nach dem 4:6, 6:2, 7:5-Sieg gegen die favorisierte Jule Niemeier schlug die 34-Jährige beide Hände vors Gesicht, schaute zu ihrer Box und jubelte leise.
Von ihren Gefühlen überwältigt schien Maria erst langsam zu begreifen, dass ihr mit dem Einzug ins Wimbledon-Halbfinale der größte Erfolg ihrer Karriere gelungen ist. Trotz Satzrückstand kämpfte sich Maria gegen Niemeier eindrucksvoll zurück.
Dabei zog Maria drei besondere Asse aus dem Ärmel. Ihr Kampfgeist ist legendär. Maria gibt kein Match verloren. Selbst in scheinbar aussichtslosen Situationen behält die erfahrene Tennisspielerin die Ruhe.
Tatjana Maria schwebte 2008 in Lebensgefahr
Maria lässt sich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen. Dafür ist die 1,72 Meter große Spielerin viel zu erfahren - und hat in ihrem Leben zu viel durchgemacht. Maria spielt seit 21 Jahren auf der WTA-Tour und schwebte 2008 wegen einer Lungenembolie in Lebensgefahr.
Seit diesem Zeitpunkt hat Maria einen anderen Blick aufs Leben und ihren Sport. Vor 14 Jahren änderte sich ihr Leben komplett. Maria hatte plötzlich Atemprobleme und musste beim Turnier in Indian Wells ins Krankenhaus. Maria musste notoperiert werden.
Hinzu kam der Tod ihres Vaters und Trainers Heinrich, zu dem Maria eine äußerst enge Bindung hatte. Er starb kurz nach ihrer Lungenembolie an Krebs. "Er war immer für mich da und hat mich zu jedem Turnier begleitet. Sein Tod war ein brutaler Einschnitt", sagte Maria.
Aber Maria spielte trotz aller Rückschläge weiter - auch für ihren Vater. Es hat sich gelohnt, wenn auch spät. Zwar steht Maria in der WTA-Rangliste momentan nur auf Platz 103. Aber diese Position spiegelt nicht annähernd ihre aktuelle Form wider. Maria spielt bei ihrer zehnten Wimbledon-Teilnahme Tennis vom anderen Stern.
Ihr zweites Ass ist ihr unfassbar starker und unberechenbarer Slice. Mit diesem Schlag bringt Maria, die ihre höchste Weltranglisten-Position 2017 mit Platz 46 erreichte, die Gegnerinnen reihenweise zur Verzweiflung. Selbst Niemeier hatte Probleme und schlug viele Returns ins Netz.
Charles-Edouard Maria - Trainer und Ehemann
Keine andere Tennisspielerin zaubert den Ball mit ihren Slices so elegant übers Netz - sowohl mit der Vor- als auch mit der Rückhand. Zwar ist Maria keine klassische Serve and Volley-Spielerin, aber ihre Athletik ist trotz ihres Alters bestechend. Maria kann jedes Tempo auf dem Court locker mitgehen.
Ihr drittes und wohl größtes Ass im Ärmel ist Trainer und Ehemann Charles-Edouard Maria. Den damaligen Privat-Coach lernte Maria am Tiefpunkt ihrer Karriere 2012 kennen. Mit dem Franzosen ist sie seit 2013 verheiratet und hat zwei Kinder. Zusammen wohnen beide seit vielen Jahren in West Palm Beach (Florida).
Charles-Edouard Maria ermutigte seine Frau nach der Geburt ihrer zweiten Tochter im April 2021 zur Rückkehr auf die WTA-Tour, nachdem Maria wie bei der Geburt ihres ersten Kindes 2013 eine Babypause eingelegt hatte, um sich ganz ihren Kindern zu widmen.
"Es macht mich so stolz, eine Mutter zu sein. Das ist das Beste auf der Welt. Ich liebe meine zwei Kinder", erklärte Maria nach ihrem Sieg gegen die an Nummer zwölf gesetzte Jelena Ostapenko im Achtelfinale. "Mein Fokus ist einfach ein anderer, seit ich Mama bin. Die Familie ist klar die Nummer 1. Vielleicht hätte ich eher mit Kindern anfangen sollen."
Tatjana Maria träumt vom Wimbledon-Finale
Egal, bei welchem Match - Trainer und Ehemann Charles-Edouard Maria ist ihr Fels in der Brandung. Fast immer geht der Blick während des Spiels Richtung Box, wo Charles-Edouard Maria beim Viertelfinale gegen Niemeier saß und elegant mit einem Schal und einer Basecap bekleidet war.
Kampfgeist, Slice und Trainer - diese drei Asse machen Maria so stark. Mit der richtigen Matchtaktik im Halbfinale kann die Tennis-Mama sogar für die allergrößte Überraschung auf dem "Heiligen Rasen" sorgen - und gegen Ons Jabeur ins Finale kommen.
Selbst wenn im Halbfinale Schluss sein sollte, hat Maria eindrucksvoll bewiesen, welche Kräfte Kinder und Familie freisetzen können. Deshalb fordert Maria: "Es sollte mehr Mütter auf der Tour geben. Ich glaube, ich bin ein gutes Vorbild, mit zwei Kindern wieder zurück auf der Tour zu sein und Tennis auf hohem Niveau zu spielen."
Eine Tennisspielerin, die ihr sofort zustimmt, ist Serena Williams. Die US-Amerikanerin ist ebenfalls Mutter einer Tochter und wohnt wie Maria in West Palm Beach. Beide Spielerinnen sind gut befreundet, wohnen nah beinander und helfen sich bei der Kinderbetreuung.
Sky-Kommentator Meinert: "Als Außenseiterin fühlt sich Maria wohl"
"Tatjanas Leistung ist einfach phänomenal. Es ist erst 15 Monate her, dass sie zum zweiten Mal Mutter geworden ist und trotzdem wirkt sie fitter als je zuvor. Außerdem hat sie ein Spiel mit dem sie ihre Gegnerinnen sukzessive entnervt", erklärt Sky-Moderator Marcel Meinert gegenüber Sports Illustrated.
"Das Spiel gegen Ons Jabeur wird für sie enorm emotional, denn die Tunesierin ist fast ein Familienmitglied der Marias. Beide spielen sehr unorthodoxes Tennis. Auch in diesem Match ist Tatjana Maria die klare Außenseiterin. Aber genau in dieser Rolle hat sie sich bisher wirklich wohl gefühlt."
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