Tennis

Petkovic: "Werde erst an KI glauben, wenn sie Mario-Gomez-Witze macht"

Andrea Petkovic spricht in ihrer neuen Sports-Illustrated-Kolumne darüber, wie künstliche Intelligenz den Sport verändert (oder auch nicht). Als Beispiel nimmt sie Ex-Nationalspieler Mario Gomez, der mit seiner Art des Fußballs Gift für jeden Computer gewesen wäre.

Andrea Petkovic
Credit: Imago

In "Moneyball", dem besten Sportfilm aller Zeiten, gibt es eine Szene, in der der Chefscout des Baseballteams mit Brad Pitt, der den Sportdirektor des besagten Baseballteams mimt, aneinandergerät.

Ich gebe Ihnen kurz Zeit, um sich darüber aufzuregen, dass ich "Moneyball" als besten Sportfilm aller Zeiten bezeichnet habe, während Sie bestimmt gerade einen "viel besseren" Sportfilm im Kopf haben. Ich gebe zu, ich sollte "mein Lieblingssportfilm" schreiben statt "der beste Sportfilm aller Zeiten", aber wozu hat man schon Kolumnen, wenn nicht dafür, umstrittene Theorien aufzustellen. 

Andrea Petkovic: "KI im Sport bisher ziemlich ernüchternd"

Jedenfalls gibt es diese Szene in "Moneyball": Der Chefscout schreit Brad Pitts Charakter an, dass des Sportdirektors (Brad Pitt) Datensammlungen nichts bringen würden, man könne kein Team mithilfe eines Algorithmus aufstellen, und Sport sei immer noch Bauchgefühl, Instinkt und Erfahrung.

Daraufhin wird er gefeuert, und Brad Pitt schaut ihm nachdenklich und gut aussehend hinterher. Ich bekam die Szene, nachdem ich den Film vor Kurzem wieder sah, nicht mehr aus dem Kopf. Und das hatte nur teilweise mit Brad Pitts Aussehen zu tun. Der Film ist von 2011, aber inzwischen redet die ganze Welt über künstliche Intelligenz und wie sie unser aller Leben verändern würde. 

"Moneyball" mit Brad Pitt
"Moneyball" mit Brad Pitt
Credit: "Moneyball"
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Wie sieht das Ganze im Sport aus? Wir haben mit einem Doku-Team versucht, es herauszufinden. Es war ziemlich ernüchternd. Beziehungsweise kommt es darauf an, auf welcher Seite man steht. Ist man auf der Wir-brauchen-mehr-KI-in-allen-Bereichen-Seite, dann war es ernüchternd.

Mario-Gomez-Tore sind das schlimmste Gift für den Computer

Ist man auf die KI-ist-gefährlich-und-der-Mensch-kann-alles-besser-Variante gepolt, dann braucht man sich vorläufig im Sport keine Sorgen zu machen. Als Beispiel: Im Tennis wird es als künstliche Intelligenz gewertet, dass eine Kamera einen Tennisball von einem auffliegenden Vogel unterscheiden kann. Den Tennissport wird es nicht revolutionieren. 

Im Fußball steht computergenerierten Strategieanweisungen eine irre Statistik im Weg. 42 Prozent aller Tore fallen durch Zufall. Vor zehn Jahren, vor der Datensammelwut und -auswertung, lag der Wert sogar bei 50 Prozent.

Mit anderen Worten: Die meisten Tore sind Mario-Gomez-Tore. Irgendjemand stolpert auf irgendjemand anderen, und Mario Gomez schießt in der 86. Minute mit der rechten Hüfte oder wahlweise dem Bauchnabel das entscheidende Tor. Das ist absolut keine Verurteilung. Wenn es nach mir ginge, hätten wir MEHR Mario Gomez, nicht weniger. Das Feld ist riesig, die Spieler und Spielerinnen wankelmütig, und diese Kombination ist so ziemlich das schlimmste Gift für den Computer. 

Mario Gomez aus dem Ruhestand zurückholen

Im Handball ist man viel weiter. Dort kann man Torwahrscheinlichkeiten anhand der Spielerpositionen in der Halle ausrechnen. Diese beliebig am Computer hin- und herschieben und gucken, was sich im Torwahrscheinlichkeitsquotienten dabei tut, was dann in Formationsübungen im Training direkt übertragen wird. Das geht schon eher in Richtung Zukunft.

Mario Gomez im DFB-Trikot
Mario Gomez im DFB-Trikot
Credit: DFB
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Aber Hand aufs Herz, den Chefscout zu feuern kann sich hier niemand leisten. Am Ende braucht man doch einen Menschen, der alles auswertet. Bisher. Denn das wahrlich Schöne und wirklich Gefährliche an der KI ist nicht, wo sie gerade oder noch vor ein paar Wochen stand. Sondern, dass in diesem Moment, in dem ich diese Worte in meine Tastatur klappere, alles schon wieder überholt ist, und zu dem Zeitpunkt, wenn Sie den Text zu lesen bekommen und sich gerade davon abgeregt haben, dass ich "Moneyball" als besten Sportfilm aller Zeiten bezeichnet habe, alles gleich doppelt überholt ist.

Insofern sollten wir uns vielleicht doch Sorgen machen. Oder jubilieren. Je nachdem, auf welcher Seite man steht. Ich werde erst an KI glauben, wenn sie Mario-Gomez-Witze macht, dabei aber gleichzeitig wehmütig und sehnsuchtsvoll nach der Zeit klingt, als selbiger noch gespielt hat. Wollten wir KI jemals so richtig verwirren wollen, dann holten wir ihn einfach aus dem Ruhestand zurück.



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