Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Melbourne

MAX VERSTAPPEN: Der Weltmeister fasste seinen Arbeitstag griffig zusammen: "Shit happens." Der erste technische Defekt seit zwei Jahren - damals ebenfalls in Australien - beendete die Erfolgsserie des Red-Bull-Stars. Ohne sein Bremsproblem hätte der Sieg, wie in den neun Rennen zuvor, wohl wieder nur über Verstappen geführt. Ferrari mag in Melbourne nähergerückt sein, doch von einem dauerhaften Wettstreit auf Augenhöhe geht man selbst bei der Scuderia derzeit nicht aus. Weiter geht es in zwei Wochen in Japan, dort ist Verstappen im vergangenen Jahr förmlich "geflogen", wie Ferrari-Teamchef Fred Vasseur bemerkte.

Verstappens Red Bull stellte seinen Dienst ein
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AFP/POOL, SID, SCOTT BARBOUR

CARLOS SAINZ: Nicht schlecht für einen Aussortierten, der kurz vor seiner Abreise ans andere Ende der Welt noch viel Zeit im Krankenbett verbrachte! Sainz hat mit seinem Sieg 15 Tage nach seiner Blinddarm-OP allen gezeigt, dass er ein Topfahrer ist - und zurecht eine ganz heiße Aktie auf dem Fahrermarkt. Red Bull etwa sucht vielleicht einen neuen Partner für Verstappen. Oder aber Mercedes könnte Lewis Hamilton, der 2025 Sainz' Ferrari-Cockpit übernimmt, durch den Spanier ersetzen. Wobei die Silberpfeile derzeit sportlich keine Top-Adresse sind.

MERCEDES: Nicht erst durch die Nullnummer von Melbourne - Motorschaden bei Hamilton, Unfall bei George Russell - ist Ernüchterung beim langjährigen Weltmeisterteam eingekehrt. Weil vor allem auch der Speed fehlt. "Niemand hat ein gutes Gefühl bei der Beurteilung unserer momentanen Situation, aber wir konzentrieren uns darauf, das Ruder herumzureißen", sagte Teamchef Toto Wolff. Der W15 ist eine Diva. Mit mehr schlechten als guten Momenten.

NICO HÜLKENBERG: Irgendwie ist diesmal alles anders als im vergangenen Jahr. Und das gefällt dem Emmericher. In den Trainings und im Qualifying fehlte in Melbourne die Pace, im Rennen konnten Hülkenberg und Teamkollege Kevin Magnussen dafür im engen Mittelfeld endlich mithalten. Zum zweiten Mal im dritten Rennen fuhr Hülkenberg in die Punkte - und damit schon häufiger als in der gesamten Saison 2023. 

DANIEL RICCIARDO: Der Dauergrinser steht unter Druck. Statt bei den Racing Bulls der Anführer zu sein, wird er vom deutlich unerfahreneren Yuki Tsunoda regelmäßig geschlagen. "Er braucht ein Auto, in dem er sich sicher fühlt und Vertrauen hat. Ich hoffe, dass Team kann ihm das geben, damit er zumindest auf Augenhöhe mit Yuki kommt", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei Sky über den achtmaligen Grand-Prix-Sieger. Liam Lawson, im Vorjahr Ricciardos starker Vertreter nach Handbruch, stünde jederzeit bereit. Und für Geduld mit schwächelnden Fahrern ist Marko nicht bekannt.