Leichtathletik

Großer Marathon-Report: Darum werden Deutschlands Lauf-Asse immer schneller

Noch nie hatte Deutschland so viele Top-Marathonläufer. Woran das liegt und warum die Weltelite immer schneller wird, erfahrt Ihr hier. Eine der DLV-Topläuferinnen ist Laura Hottenrott. Bei den Männern glänzen Amanal Petros und Richard Ringer.

Laura Hottenrott
Credit: Imago
 

Laura Hottenrott läuft. Sie läuft an der Ciutat de les Arts i les Ciències vorbei, durch einen riesigen Kreisel an der Placa d’Europa, die Avenue de Baleares entlang, bis die Straße auf den Hafen trifft. An den Rändern Palmen, Zuschauer, Taxis, Polizisten auf Motorrollern, im Rücken der Pulk der Amateurläufer, jetzt, kurz nach dem Start, noch so dicht, dass ihre Köpfe und Körper keinen Flecken Asphalt durchblicken lassen. 

Laura Hottenrott läuft – um ihre letzte Chance. Wenn sie es jetzt, an diesem ersten Dezemberwochenende beim Marathon in Valencia, nicht schafft, ihre persönliche Bestzeit zu steigern, verpasst sie die Olympia-Norm, verpasst sie die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Die Voraussetzungen sind, nun ja, mies. Vor zehn Wochen in Berlin ist Hottenrott nicht über 2:29:38 Stunden rausgekommen, danach hat sie in Kassel im regnerischen Wetter trainiert, auch insgesamt ist das Jahr nicht gut gelaufen, vor allem die erste Hälfte: Hottenrott war häufig krank, eine Erkältung hier, ein kleiner Infekt da, das hat gereicht, um ihr Training zu stören. Ihre Bestzeit von 2:28:02 aus Enschede war so immer ein Stück weg. Und selbst die würde nicht reichen, die Olympia-Norm ist 2:26:50. Hottenrott weiß, dass sie besser noch schneller finisht. Die Konkurrenz im deutschen Team um die drei Paris-Startplätze ist stark. 

Bereit für Paris: Laura Hottenrott, hier beim Marathon in Valencia, tritt bei Olympia für Deutschland an.
Bereit für Paris: Laura Hottenrott, hier beim Marathon in Valencia, tritt bei Olympia für Deutschland an.
Credit: Florian Kurrasch für Mas.Independent
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Laura Hottenrott läuft, läuft gut. Den Hafen von Valencia hat sie inzwischen hinter sich gelassen, auch den Strand, und jetzt, da es bei Kilometer acht wieder reingeht in die Stadt, übernimmt sie die Führung ihrer Gruppe, die die Olympia-Norm ansteuert. Es gab nicht viele, die Hottenrott zum Rennen in Valencia geraten haben, zu früh komme es nach Berlin, vergebene Mühe sei das. Hottenrott ist trotzdem angereist, was bleibt ihr auch anderes übrig: Einen anderen Marathon wird sie wohl vor dem Ende der Qualifikationsphase im Januar nicht mehr laufen können. Und da sie sich als normale Starterin anmelden musste und es nicht ins Elitefeld schaffte, versorgt sie sich selbst, ihre Energiegels in der Hosentasche. 

Laura Hottenrott läuft, läuft raus aus der Stadt, dort, wo Valencia plötzlich in Felder ausfranst. Es ist ein warmer Tag, aber nicht zu warm, und sowieso gilt Valencia als heißes Pflaster: Auf dieser Strecke sind Bestzeiten drin. Bei Kilometer 21, wieder am Hafen, schaut Hottenrott, die Wettkämpfe nach ihrem Gefühl läuft, auf die Uhr: 1:12:43 Stunden. Schon das würde reichen. Doch in der zweiten Hälfte wird Hottenrott noch schneller, überquert in 2:24:32 die Ziellinie, erreicht die Olympia-Norm – und steigert ihre persönliche Bestleistung um dreieinhalb Minuten. "Ich habe die letzten Olympischen Spiele ganz knapp verpasst, weil ich nicht zu den drei besten Deutschen gehörte", sagt Hottenrott. "Und dann musste ich auch wieder mich neu sammeln, neu motivieren. Das war gar nicht so leicht. Und deswegen ist Paris einfach so ein großes Geschenk und der Lohn für sehr viel harte Arbeit."

Laura Hottenrott ist nicht die Einzige, die im Marathon neue Bestzeiten erreicht. Das deutsche Team befindet sich auf einem historischen Niveau: Bei den Frauen sind vier der besten sechs Ergebnisse aller Zeiten seit September 2023 gelaufen worden, bei den Männern stammen die besten fünf Zeiten alle aus dem vergangenen Jahr. 

Auch international fallen die Rekorde: Die Äthiopierin Tigist Assefa, die so aus dem Nichts kam, dass selbst ihr Alter umstritten ist, unterbot im Herbst 2023 in Berlin den Weltrekord der Frauen um gut zwei Minuten. Und der Kenianer Kelvin Kiptum, der im Februar tragischerweise mit nur 24 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam, machte einen Monat später in Chicago mit der neuen Rekordzeit von 2:00:35 klar, dass die Zwei-Stunden-Marke bald fallen dürfte. Warum werden Marathonläufer immer schneller? Und welche Bedeutung haben die Rekorde überhaupt? Ein Antwortversuch in fünf Kapiteln.

Marathon-Report: Das Training

Richard Ringer, Marathon-Europameister des Jahres 2022, ruft auf 1.800 Metern Höhe aus der Pfalz an. Erst vor einigen Tagen ist Ringer aus dem Höhentrainingslager in Kenia nach Deutschland zurückgekehrt, in der Höhe ist er geblieben: Vom Flughafen ist Ringer direkt weitergezogen ins Höhenhaus nach Herxheim, einer einmaligen Einrichtung im Land. Im luftversiegelten Höhenhaus lassen sich durch ein Filtersystem, das den Sauerstoffgehalt in der Luft entsprechend anpasst, Höhen von bis zu 5.000 Metern simulieren. Durch dieses simulierte Höhentraining sollen die Athleten, die in vier Doppelzimmern schlafen und in Fitnessräumen auf Crosstrainern oder Laufbändern trainieren, mehr rote Blutkörperchen bilden, um dann auch im Flachland leistungsfähiger zu sein. "Für mich ist das schon eine großartige Möglichkeit des Trainings", sagt Richard Ringer, der trotzdem regelmäßig nach Kenia oder zu anderen Höhentrainingslagern nach St. Moritz in der Schweiz oder Flagstaff in den USA fliegt.

Richard Ringer wurde 2022 Marathon-Europameister. Im Sommer nimmt er bei Olympia teil.
Richard Ringer wurde 2022 Marathon-Europameister. Im Sommer nimmt er bei Olympia teil.
Credit: Getty Images
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"Höhentrainingslager, zum Beispiel in Kenia, waren früher zwar auch schon üblich, aber nicht in der zeitlichen Dichte und mit so vielen Athleten", sagt Matthias Kohls, Marathon-Bundestrainer des deutschen Leichtathletikverbands. "Die sozialen Medien geben da auch viel mehr Transparenz. Man weiß, was die Konkurrenz macht und wo sie sich aufhält und wie sie trainiert und wie die Trainingsgruppen zusammengesetzt sind. Aber auch inhaltlich hat sich das Training ziemlich verändert." 

Keine weiß das besser als Laura Hottenrott, die sich zwischen zwei Seminaren meldet. Hottenrotts Trainer schon seit ihrer Kindheit ist der bekannteste Trainingswissenschaftler Deutschlands: ihr Vater, Kuno Hottenrott, Professor für Trainingswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Und auch Laura Hottenrott selbst hat nach einem Biologie-Studium in den USA in Trainingswissenschaften promoviert, arbeitet heute als Dozentin. "Wir versuchen natürlich, in unserem Trainingsalltag neueste wissenschaftliche Erkenntnisse umzusetzen", sagt Hottenrott. Wenn sie daran denke, was sich im Marathon verändert habe, nicht nur bei ihr, sei ein Stichwort ganz zentral: Individualität.

"Die Athleten verfügen heute über viel mehr Daten", sagt Hottenrott. "Und mit diesen Daten können sie dann auch mit ihren Heimtrainern ihre Belastung steuern." Früher, erzählt Bundestrainer Kohls, habe man den Trainingsplan als Tabelle bekommen und dann ins Trainingsbuch geschrieben, was man gemacht habe. "Heute kann der Trainer eins zu eins sehen, wie die Belastung wirklich war, und kann entsprechend steuern. Das war früher alles so ein bisschen auf das Auge des Trainers verlagert, und jetzt hat man doch wesentlich mehr Unterstützung, auch durch die Technik."

Wenn Laura Hottenrott morgens aufwacht, schaut sie auf ihre Herzfrequenzvariabilität. Wenn sie hoch ist, weiß Hottenrott, dass sie wieder sehr belastungsfähig ist. Wenn sie niedrig ist, ist Hottenrott gestresst, vielleicht auch müde. Für Richard Ringer sind es die Laktatwerte, die sein Trainer selbst dann noch auf die Sekunde sehen kann, wenn Ringer gerade auf den Hochebenen Kenias läuft. "Viel hilft nicht viel", sagt Ringer. "Und man muss auch nicht immer nur laufen, auch Alternativtraining wie Radfahren stärkt die Ausdauer, ist zudem gesünder." Viel hilft viel: Das gelte, meint Laura Hottenrott, auch nicht beim Datensammeln. "Die Kunst ist es nicht, die Daten zu sammeln", sagt sie. "Die Kunst ist es, zu unterscheiden, welche Daten wirklich sinnvoll sind und welche nicht." Und dafür, sagt Hottenrott, brauche es Wissenschaftler – wie sie und ihren Vater.

Marathon-Report: Die Ernährung

Früher gab es bei Richard Ringer beim Wettkampf Wasser und Tee, und über das Essen nach dem Training machte sich niemand Gedanken. "Ich habe dann vielleicht mal eine Milch getrunken", sagt Ringer. "Aber ich habe zum Beispiel nach dem Krafttraining nicht bewusst Proteine zu mir genommen. Dass dann mit meinen Muskeln nicht viel passiert, ist natürlich klar."

Jetzt weiß Ringer wie auch viele andere Läufer durch Tests, was er braucht – wie viele Kalorien? Wie viele Kohlenhydrate? Wie viele und welche Flüssigkeiten? – und durch welche Gels und Nahrungsergänzungsmittel er das Benötigte aufnehmen kann. So, sagt er, gehe es ihm über die Marathon-Distanz natürlich deutlich besser.

Marathon-Report: Die Schuhe

Charlotte Heidmann sitzt in der Adidas-Zentrale in Herzogenaurach und hält einen Schuh in die Kamera. Weiß ist er, mit dicken, schwarzen Streifen und einer breiten Sohle. Auf der einen Seite dieser Sohle steht: 1 / 521. Auf der anderen: 2:04:58. Das ist er also, der 500 Euro teure "Adizero Adios Pro Evo 1", von dem Adidas nur 521 Paare in die Welt geschickt hat und mit dem Amanal Petros deutschen Rekord und Tigist Assefa Weltrekord gelaufen ist.

Die Äthiopierin Tigist Assefa pulverisierte beim Berlin Marathon den Weltrekord mit einer Zeit von 2:11:53.
Die Äthiopierin Tigist Assefa pulverisierte beim Berlin Marathon den Weltrekord mit einer Zeit von 2:11:53.
Credit: Getty Images
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"Das war natürlich ein fantastisches Gefühl für uns, in einer Art auch eine Bestätigung unserer Arbeit", sagt Heidmann, Senior Global Product Manager. Einige Zeit zuvor war sie mit ihrem Team und dem "Adizero Adios Pro Evo 1" im Gepäck nach Kenia geflogen, um den Schuh testen zu lassen. "Die Athleten waren erstaunt: Mit so einem leichten Schuh sollen wir laufen?", sagt Heidmann. "Die meisten Schuhe der Konkurrenz wiegen ja so etwa um 200 Gramm, wir liegen mit dem ‚Pro Evo 1‘ bei 138 Gramm."

Nach dem ersten Lauf waren die Skeptiker dann Fans, im Kreis stehend reichten sich die Läufer den Schuh rum wie eine kostbare Ware. "Das ist der leichteste Laufschuh, den ich je getragen habe, und mit ihm zu laufen fühlt sich unglaublich an – das habe ich noch nie zuvor erlebt", sagte Tigist Assefa. "Ich kann es nicht erwarten, in diesen Schuhen an den Start zu gehen." Schon da konnte Heidmann ahnen: Dieser Schuh könnte das nächste große Ding in der Marathon-Schuh-Welt sein. "Es wurde immer an den Laufschuhen geforscht. Aber das, was jetzt in den letzten Jahren passiert ist, ist schon ein Quantensprung", sagt Bundestrainer Matthias Kohls, der selbst lange für Asics gearbeitet hat.

Angefangen hat alles mit dem "Nike Vaporfly", mit dem plötzlich ein Rekord nach dem anderen fiel. "Da hatten die Athleten mit diesem Schuh natürlich einen Vorteil", sagt Europameister Richard Ringer. "Aber inzwischen haben alle Hersteller ähnliche Schuhe im Angebot." Zum Beispiel Asics, Ringers Hersteller, mit den Schuhen der "Metaspeed"-Serie – oder Adidas mit dem "Adizero Adios Pro Evo 1". 

Doch wie funktioniert dieser Schuh, der schneller machen soll? Heidmann hält ihn noch mal in die Kamera und erklärt. "Wir haben unseren normalen Racing-Schuh, den ‚Adidas Pro 3‘. Und wir haben viele, viele Insights von dem Schuh genommen und gesagt: Okay, das funktioniert. Wie können wir das nehmen und leichter machen? Du siehst zum Beispiel das Mesh hier oben", Heidmann zeigt auf den Stoff unter den Schnürsenkeln, "das ist transparent, sehr leicht. Und dann ist da natürlich noch die Sohle, die uns extrem in der Gewichteinsparung geholfen hat. Hier war das Ziel, einen hohen Energie-Return zu haben, damit der Schuh dem Athleten viel Energie zurückgibt während des Laufes."

Nicht nur im Wettbewerb bringen die Schuhe die Athleten weiter, meint Yannik Duppich, der den zweitschnellsten Deutschen Marathonläufer Samuel Fitwi trainiert. "Die Regenerationszeit mit den Schuhen ist deutlich geringer", sagt Duppich. "Das heißt natürlich auch, dass ein viel größeres Volumen trainiert werden kann. Die Schuhe gibt es zwar schon eine Weile. Aber ich finde, dass man jetzt erst richtig merkt, welchen Unterschied sie machen können."

Auf die Spitze getrieben hat das wohl der verstorbene Kelvin Kiptum, der seinen Rekord in einem Prototyp des "Nike Alphafly 3" lief. "Alles, was er macht, ist essen, schlafen, laufen", sagte sein Trainer einmal in einem Interview. Jede Woche lief Kiptum um die 300 Kilometer, manchmal mehr, an fünf Tagen in diesen Wochen 40 Kilometer, fast Marathon-Distanz also. Sein großer Konkurrent, sein kenianischer Landsmann Eliud Kipchoge, der lange Zeit als fast unschlagbar auf der Marathon-Strecke galt, kommt, wie die meisten anderen Läufer, auf eher 180 bis 220 Kilometer in der Woche. Doch nicht alle Athleten schwören auf die neuen Schuhe. Ein bisschen ist es wie in den 1980er-Jahren, als Spike Lee für Nike Werbespots mit Michael Jordan drehte. Seine Botschaft: Mit Jordans Schuhen könnt ihr zwar besser Basketball spielen. Aber Michael Jordan seid ihr trotzdem nicht: It ain’t the shoes.

Kelvin Kiptum, der im Oktober 2023 beim Chicago Marathon mit 2 Stunden und 35 Sekunden einen neuen Weltrekord aufstellte, kam im Februar tragisch ums Leben.
Kelvin Kiptum, der im Oktober 2023 beim Chicago Marathon mit 2 Stunden und 35 Sekunden einen neuen Weltrekord aufstellte, kam im Februar tragisch ums Leben.
Credit: Getty Images
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Marathon-Report: Die Konkurrenz

Laura Hottenrott bleibt jetzt nur noch eins übrig: warten. Es ist der 28. Januar, in zwei Tagen endet der Qualifikationszeitraum für den Olympia-Marathon. Aktuell belegt Hottenrott den dritten von drei deutschen Startplätzen. Doch an diesem Sonntag tritt im japanischen Osaka Katharina Steinruck an. Steinrucks vergangene Jahre waren schwierig, in München bei den Europameisterschaften hat sie sich verletzt, litt danach unter Long Covid.

Trotzdem ist klar, dass die 34-Jährige Hottenrotts Bestzeit aus Valencia in Osaka unterbieten könnte. Nach 30 Kilometern sieht es nach einem ganz engen Rennen aus: Steinruck steuert auf eine 2:24:45 zu, Hottenrott ist in Valencia nur 13 Sekunden schneller gelaufen. Doch dann wird Steinruck fehlgeleitet, läuft gegen ein Gerüst und finisht mit 2:24:56 – Laura Hottenrott hat sich mit 24 Sekunden Vorsprung für Olympia qualifiziert.

Amanal Petros, Deutschlands Top-Läufer, hält die Landesrekorde über Marathon und Halbmarathon.
Amanal Petros, Deutschlands Top-Läufer, hält die Landesrekorde über Marathon und Halbmarathon.
Credit: Getty Images
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"Der Konkurrenzdruck hat in den vergangenen Monaten noch mal einiges ausgelöst", sagt Bundestrainer Matthias Kohls. "Auch, weil am Ende des Nominierungszeitraums alle mit hohem Risiko in die Wettkämpfe gehen mussten, denn sie wussten genau: Nur die Olympianorm zu unterbieten wird nicht reichen." Die Konkurrenz im Team ist deutlich stärker geworden, es bleibe einem gar nichts anderes übrig, sagt Samuel Fitwi: Man müsse schneller laufen. Das liegt auch daran, dass der Marathon als Disziplin im Vergleich zu den Disziplinen auf der Bahn attraktiv ist, es gibt Antritts- und Siegprämien.

Und an Zuwanderung: Bei den deutschen Männern zum Beispiel stammen vier von fünf der besten Zeiten von Geflüchteten, die vor einigen Jahren aus den Läuferländern Äthiopien und Eritrea nach Deutschland gekommen sind. "Es macht jetzt keinen Sinn, wenn ich mich mit Amanal Petros oder Samuel Fitwi vergleiche. Dafür ist der körperliche Unterschied einfach zu groß", sagt Richard Ringer. "Wenn die auf einmal eine schnelle Zeit laufen, denke ich mir nicht: Da hast du im Training aber was falsch gemacht." Ein Ansporn, sagt Ringer, seien die Zeiten seiner Nationalmannschaftskollegen für ihn natürlich trotzdem.

Marathon-Report: Was sind schon Rekorde?

In München ist es heiß, viel zu heiß: 26 Grad Celsius im Schatten, in der Sonne deutlich wärmer. Monatelang haben die Athleten für einen Start am frühen Morgen oder am Abend protestiert, der Verband ist hart geblieben: Die Männer starten bei diesen Europameisterschaften im August 2022 in München, wohl aufgrund der Wünsche der TV-Sender, um 11.30 Uhr. Der Startschuss fällt, bald setzt sich Amanal Petros nach vorne, Richard Ringer sortiert sich etwas weiter hinten ein. Doch dann, auf der langen Schlussgeraden, setzt Ringer zum Sprint an. Er überholt Petros, ist jetzt Zweiter, und der führende Israeli schaut sich um, sieht Ringer, versucht nochmal alles, vergebens: Wenige Meter vor dem Ziel läuft Ringer an ihm vorbei und als Erster über die Ziellinie. Seine Zeit: 2:10:21 Stunden, weit von Rekorden entfernt. Trotzdem ist Ringer Europameister.

Der Hype um die Zeit, sagt Ringer, sei ja schön und gut. Aber am Ende laufe man nicht gegen die Zeit. Sondern gegen Gegner. "Egal welche Bestzeit ich laufe, bin ich immer noch meilenweit weg von der Weltspitze", sagt Ringer. "Aber trotzdem kann ich alle Athleten schlagen, vor allem bei Wettkämpfen im Sommer, wo du Rekorde vergessen kannst." Und 
Ringer denkt dabei an die Olympischen Spiele in Paris 2024: Die Strecke wird mit 400 Höhenmetern hügelig, es wird heiß werden, und am Ende werden sich Läufer die Medaillen umhängen, die dafür gar keinen Weltrekord laufen mussten und nicht mal persönliche Bestzeit. Sie mussten nur ein hervorragendes Rennen absolvieren.



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