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Olymp des E-Sports: So ist League of Legends zum globalen Hype geworden

E-Sports ist ein globaler Hype – doch nirgends ist er so groß wie im Mutterland Südkorea. Sports Illustrated hat die League-of-Legends-WM in Seoul besucht, wo sich Lee "Faker" Sang-hyeok seinen nächsten Titel sicherte. 

Faker bei der WM 2023 in Seoul
Credit: Sports Illustrated

Das Feuerwerk vor der gigantischen Vulkan-Kulisse schießt in goldenen Farben in die Höhe – und 18.000 Fans im Sky Dome von Seoul flippen völlig aus. Lee "Faker" Sang-hyeok hat gerade seinen vierten WM-Titel im Finale der League of Legends World 2023 gewonnen. Er genießt den Moment des Triumphes, zum ersten Mal an diesem Abend ist ein sanftes Lächeln in seinem Gesicht zu erkennen. Zusammen mit Zeus, Oner, Gumayusi und Keria, die zum südkoreanischen T1-Team gehören, lässt der Superstar dem chinesischen Team Weibo Gaming keine Chance. Faker und T1 deklassieren ihren Gegner mit 3:0.

Superstar Lee "Faker" Sang-hyeok

Der 27-jährige Faker ist eine Art Volksheld in Südkorea. Er und sein Team werden wie Popstars gefeiert, obwohl sie wie Schuljungen aussehen. Jeder kennt Faker. Er ist der Lionel Messi unter den League-of-Legends-Spielern und hat Preisgelder in Millionenhöhe gewonnen. Kein anderer Spieler war jemals erfolgreicher als Lee Sang-hyeok, der bereits 2013, 2015 und 2016 bei der WM siegte. 

LoL-Star Lee "Faker" Sang-hyeok
LoL-Star Lee "Faker" Sang-hyeok
Credit: Mercedes-Benz/Marvin Ronsdorf
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Dabei sah es im Sommer nicht gut aus. Faker zog sich eine Handgelenksverletzung zu und fiel vier Wochen aus. Aber er kämpfte sich zurück und gewann mit Korea die Goldmedaille bei den 19. Asian Games. Dadurch entging er dem südkoreanischen Militärdienst und konnte seine Profikarriere ohne Unterbrechung fortsetzen. Das Aufatmen bei seinen Fans war riesig, denn viele hatten befürchtet, dass Faker nach einem verpflichtenden, zweijährigen Militärdienst nicht mehr zurückgekommen wäre. "Die Unterstützung durch die Fans und die gesamte E-Sports-Community in Korea sind unvergleichlich", schwärmt er. 

Südkorea ist die Wiege des E-Sports

Südkorea gilt als Mutterland des E-Sports. Seit League of Legends, abgekürzt LoL, hier 2011 auf den Markt kam, erlebt es einen nicht enden wollenden Hype. Kaum ein anderes Spiel ist im Leben der Südkoreaner so präsent – und für die Menschen ist es weit mehr als nur ein Computergame. Es ist eine kulturelle Bewegung, und das aus gutem Grund. LoL spiegelt die Werte des asiatischen Landes wider: das Streben nach Innovation, den Wettbewerbsgeist und den Wunsch nach einer lebhaften Community. 

Im Sky Dome von Seoul versammelten sich 18.000 League-of-Legends-Fans, um die WM zu verfolgen.
Im Sky Dome von Seoul versammelten sich 18.000 League-of-Legends-Fans, um die WM zu verfolgen.
Credit: Mercedes-Benz/Marvin Ronsdorf
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Globales Phänomen: League of Legends

LoL wurde 2009 als PC-Spiel von Riot Games entwickelt und ist eines der bekanntesten und beliebtesten E-Sports-Games der Welt. "Die meisten Spieler sind zwischen 16 und 35 Jahre alt. Nur fünf Prozent sind älter als 35 Jahre", sagt Naz Aletaha, Global Head of LoL-Esports bei Riot Games. Monatlich sind 140 Millionen Menschen bei League of Legends aktiv, pro Tag sollen etwa zehn Millionen Menschen LoL spielen. Insgesamt gibt es 800 Profis in über 100 Teams, die in verschiedenen Ligen gegeneinander antreten und um Titel sowie Meisterschaftspunkte gamen.

Was den Sport neben seinem einzigartigen Spielerlebnis und seinen vielen Spielern aber so besonders macht, sind die unfassbaren Abrufzahlen im Video- und Streamingbereich. Bei den League of Legends World Finals 2021 schauten laut "JustWatch" insgesamt 73,86 Millionen Menschen zu. Das waren mehr als viermal so viele wie bei den NBA-Finals, die damals auf 16,9 Millionen Zuschauer kamen. 

Das WM-Finale 2023 sahen laut "Esport Charts" 6,4 Millionen Zuschauer gleichzeitig, was einen neuen TV- und Streamingrekord bedeutet. Allein bei Youtube verfolgten dieses Jahr 3,2 Millionen Fans das League-of-Legends-Endspiel live. "E-Sports ist eine Bewegung, die viele Jugendliche weltweit begeistert. Am populärsten ist dieser Sport in Südkorea. Aber ich denke, dass dieser Sport in vielen anderen Regionen der Welt wie in Europa und den USA noch populärer wird", sagt Faker.    

League of Legends: So funktioniert das Game

Bei League of Legends treten jeweils fünf Akteure in zwei Teams gegeneinander an. Ziel ist es, die gegnerische Basis zu zerstören. Dabei haben die Spieler die Wahl aus über 160 verschiedenen Charakteren, um den Gegner anzugreifen und sich zu verteidigen. Auf dem Weg zur gegnerischen Basis müssen die Teams alle Hindernisse auf mindestens einer sogenannten "Lane" beseitigen.

Dabei gibt es verschiedene Wege, um zum Nexus, der Basis des Gegners, zu gelangen. Faker entscheidet sich meist für die "Midlane", auf der er nahezu unschlagbar ist. Was leicht klingt, erfordert ausgefeiltes Teamwork, Spielintelligenz und taktisches Geschick. Beim Onlinerollenspiel, das auf dem Strategiespiel "Warcraft III" basiert, hat jeder Charakter seine besonderen Stärken und Schwächen. Umso wichtiger ist es, dass sich jedes Team vor dem Duell für die richtigen Charaktere entscheidet.  

LoL-WM mit dem Summoner’s Cup

Jährlicher Höhepunkt ist die LoL-WM – der Super Bowl des E-Sports – mit dem begehrten Summoner’s Cup. Der erste Pokal, den es von 2012 bis 2021 zu gewinnen gab, wog 32 Kilogramm. Er wurde vom englischen Luxuswaren-Hersteller Thomas Lyte in London produziert, der bereits berühmte Trophäen wie den FA Cup (Fußball) und den Ryder Cup (Golf) erschuf.

Der neue Summoner’s Cup stammt von der Schmuckmarke Tiffany & Co. Er ist minimalistischer designt und wurde im vergangenen Jahr vorgestellt. Für den Weltmeister gibt es zudem einen speziellen Championship Ring. Dieser enthält einen Diamanten aus Kohlenstoff, der direkt aus der Atmosphäre gewonnen wurde. Wer diesen 2021 von Riot Games und Mercedes gemeinsam kreierten Ring überstreifen kann, ist im League-of-Legends-Himmel angekommen – und wird von der Community weltweit als Star gefeiert.  

Gamer-Olymp: Summoner's Cup
Gamer-Olymp: Summoner's Cup
Credit: Mercedes-Benz/Marvin Ronsdorf
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Die Zukunft von League of Legends

Das E-Sports-Game ist mittlerweile so populär, dass mit dem Gedanken gespielt wird, League of Legends bei den Olympischen Spielen auszutragen. Noch gibt es keine offizielle Entscheidung, aber Faker träumt bereits von einer Olympiateilnahme. Die Idee: Mit LoL könnten die Olympia-Verantwortlichen ein jüngeres Publikum ansprechen. Allerdings: E-Sports braucht Olympia nicht, das IOC kann League of Legends keinen größeren Mehrwert bieten.

Am Ende entscheidet Riot Games als Publisher, der die alleinigen Rechte an LoL besitzt. Ebenso wie über eine Teilnahme am Esports World Cup 2024 in Saudi-Arabien. Zwar würde solch eine Teilnahme viel Geld in die Kassen von Riot Games spülen, aber zwei LoL-Weltmeisterschaften in einem Jahr ergeben wenig Sinn. Hinzu kommt, dass die LoL-Community viel Macht besitzt und sich wohl einer WM in Saudi-Arabien entgegenstellen würde.

Mercedes unterstützt League of Legends

LoL-Partner und T1-Sponsor Mercedes hat unterdessen andere Ziele: Der Sport soll wachsen – und vor allem noch vielfältiger und diverser werden. "Wir glauben fest daran, dass eine integrative Gesellschaft die Grundlage für eine innovative und erfolgreiche Zukunft ist", sagt Britta Seeger, Vorstandsmitglied von Mercedes-Benz. Der Stuttgarter Autohersteller unterstützt seit 2021 das weibliche und nicht binäre League-of-Legends-Team "Project Avarosa".

Damit soll für mehr Vielfalt in der von Männern dominierten E-Sports-Community geworben werden. Dabei könnte auch die Bekanntheit von Faker und seinem Team hilfreich sein, die seit diesem Jahr von Mercedes gesponsert werden. Der Vertrag läuft bis 2025 – und Faker denkt noch lange nicht ans Aufhören. Als er den WM-Pokal im ausverkauften Sky Dome in die Höhe stemmt, weicht das sanfte Lächeln einem strahlenden Lachen. Faker sagt: "Ich lerne immer noch so viel. Ich will einfach ein noch besserer Spieler werden."

 

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