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Die Tech-Revolution: Wie winzige Details über Sieg und Niederlage entscheiden

Wenn es im Spitzensport um Sieg oder Niederlage geht, geben oft Winzigkeiten den Ausschlag. Macht die neue Sport-Technik also den entscheidenden Unterschied? Fußball-Superstar Erling Haaland nutzt eine Tech-Hose zur Regeneration. 

Die Tech-Revolution
Credit: Sports Illustrated
  • Erling Haaland nutzt Tech-Hose zur Regeneration
  • Technologien verändern Berufsalltag der Profisportler
  • Jährliches Wachstum pro Jahr 65 Milliarden Dollar bis Ende 2031

Dass Kobe Bryant ein brillanter Basketballer war, erlebten Millionen Fans der LA Lakers 20 Jahre lang. Dass er auch ein exzellenter Passgeber beim Entwickeln neuer Technologien war, erfährt vor über einem Jahrzehnt erst mal nur ein Highschool-Lehrer aus Kalifornien.

Dieser beobachtet damals, dass Tech nach und nach jede Industrie revolutioniert – den Profisport aber kaum: Athletenmuskeln müssen doch moderner kühlbar sein als mit Plastiktüten voller Eis, per Tape ans Gelenk geklebt! Also schneidet er den Schulterteil aus einem Neoprenanzug, webt eine zweite Schicht ein und füllt diese mit Eiswürfeln. Diesen ersten Prototypen zeigt er Bryant. "Lass ihn mich ausprobieren", soll dieser gesagt haben.

Ein paar Tage später liefert die Black Mamba eine erste Feedbackliste, erinnert sich der Erfinder: Eisbeutel quadratischer für noch mehr Abdeckung, Effekt bitte noch kühler – und es darf keine Flüssigkeit auslaufen. Ein paar Feedback-Pässe später kühlt eine ausgeklügeltere Version Bryants Gelenke auf der Ersatzbank am Rande von NBA-Spielen – aus einer Idee wird ein Start-up namens Hyperice.

Auch Basketball-Kollege LeBron James und Skifahrerin Lindsey Vonn werden Probanden. Später kauft das junge Unternehmen andere Sportstech-Start-ups, erweitert so das Sortiment: Neben gekühlten Schultern profitieren Athleten bald auch von massierten Beinen – zum Beispiel Erling Haaland.

Und so gesellt sich heute, in dem Moment, in dem der Stürmer von Manchester City den Fernseher einschaltet, sich auf sein Sofa legt und in Stiefel schlüpft, die von Fuß bis Hüfte reichen und die mit ihren Ausbeulungen ein bisschen so aussehen, als könnten sie Astronauten bei der nächsten Mondlandung tragen, auch ein Stück Kobe Bryant zu ihm.

Megatrend Sportstech: Neuer Profi-Alltag

Heute schlüpfen neben Haaland die Fußballer von Real Madrid, NFL-Champion Patrick Mahomes, Turnerin Simone Biles oder Tennis-Spielerin Naomi Osaka in vergleichbare Tech-Stulpen. Die Unternehmen nehmen hinter den Tech-Konzepten heißen Therabody, Reboots oder eben Hyperice, dessen Gründer Anthony Katz damals mit Kobe Bryant startete, das Regenerieren zu technologisieren. Was vor über einem Jahrzehnt unter anderem bei Katz begann, ist heute ein Mega-Trend: Technologien verändern den Berufsalltag der Profisportlerinnen und -sportler.

Sportklamotten mit eingewebten Sensoren, Pflaster am Oberarm oder künstliche Intelligenzen helfen, das berühmte letzte Prozent herauszuholen – und das vor, während und nach dem Wettkampf. Technologie kann die Regeneration beschleunigen, den Speiseplan präzisieren, die Trainingsintensität definieren oder das Lernen im Training vereinfachen. Und das zunehmend stärker: Analysten prophezeien dem Markt um tragbare Sensoren und mitdenkende Software rund um den Sport jährliche Wachstums- raten von 18 Milliarden im Jahr 2021 auf über 65 Milliarden Dollar bis Ende 2031.

Erling Haaland in der Tech-Hose von Normatech
Erling Haaland in der Tech-Hose von Normatech
Credit: Normatech
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Tech zur Regeneration: Boots und Pistolen

Zurück zu Haaland auf die Couch. Die aufblasbaren Hülsen in seinen Stiefeln bauen vom Knöchel bis zum Oberschenkel Druck auf seine Beinmuskeln auf und wieder ab. Was sich ein bisschen wie Blutdruckmessen anfühlt, soll laut Hersteller Abfallstoffe wie Lymphflüssigkeit schneller abtransportieren – was zum Beispiel Muskelkater lindert und die Regeneration beschleunigt.

Und Erholung wird wichtiger, denn viele Sportarten werden schneller, intensiver, anstrengender. Beispiel Spitzen-Fußball: Allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich der Höchstgeschwindigkeits-Rekord in der Champions League von 33,8 auf 36,7 km/h erhöht. Gleichzeitig steigt die Zahl der Sprints mit mehr als 25 km/h von 424 auf fast 450 pro Partie. Die WM in Katar verzeichnete 500 Sprints (2014 in Brasilien noch 434) pro Spiel, 113 Kilometer Laufdis- tanz (2014: 107) und ein erhöhtes Spieltempo von 18 auf 18,3 Pässe pro Minute.

"Wenn sich alles immer schneller dreht", sagt Marc Weitl, Gründer des Unternehmens Cardioscan, "dann ist ein Tool für Regeneration der Heilige Gral." Weitl entwickelt seit 20 Jahren Messverfahren und -geräte, mit denen Profisportler über Elektroden mit integrierten Sensoren ihre Vitalwerte nach 45 Sekunden durchschauen: Aus wie viel Fett, Wasser und Muskeln ist der Körper aktuell zusammengesetzt, wie geht es dem Stoffwechsel, wie viel Zeit vergeht zwischen Herzschlägen? Aber auch: Wie ist der Stresslevel, wie gut ist die Ernährung, der Proteinhaushalt?

Anhand dieser live gemessenen Daten entscheiden Trainer, welcher Spieler heute extra, normal oder leicht trainiert – oder besser den Physiotherapeuten besucht. "Das schützt schwarz auf weiß überehrgeizige Akteure und spornt faule an", erklärt Weitl.

Zudem helfen Technologien mental bei der Erholung. Das berichtet zum Beispiel Wide Receiver DeVonta Smith, der mit den Philadelphia Eagles Anfang des Jahres im Super Bowl stand. Der Football-Profi nutzt ein Gerät, das wie eine Handfeuerwaffe aussieht, aber aus dem statt Patronen eine Art Kolben hinausschießt. Etwa 40-mal pro Sekunde pumpt dieser gegen den Muskel, auf den Smith ihn drückt. Und das einmal als Vorbereitung des eigentlichen Aufwärmprogramms, aber vor allem, um nach Training oder Spiel Muskelkater oder andere Schmerzen auszumassieren. Smith greift zu dieser Regenerations-Waffe, "wenn ich irgendwo Schmerzen habe und sofortige Ergebnisse brauche". Die psychologische Aussicht auf rasche Linderung "nimmt mir den Druck, die ständigen Gedanken über die Genesung".

DeVonta Smith greift regelmäßig zur Massage-Gun
DeVonta Smith greift regelmäßig zur Massage-Gun
Credit: Sports Illustrated
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Tech im Training: Live-Videoanalysen und verletzungsfreies Üben 

Technologien spielen auch während Trainingseinheiten zunehmend eine Rolle. Denn dass Fußball-Trainer auf dem Trainingsplatz live Anweisungen geben, ist ein alter Hut. Dass sie dabei aber Technologien nutzen, um Spielern eine neue Form der Videoanalyse zu bieten oder sie dieselbe Szene immer wieder üben lassen können, das ist neu.

Beispiel 1: Der FC Bayern und ein Bildschirm, der mit etwa acht mal vier Metern größer ist als ein Fußballtor. Der Screen, den Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann an der Säbener Straße installieren ließ, hängt seit 2022 am Trainingsplatz. Der riesige Fernseher verfügt über Kameras, auf dem Schirm laufen Szenen der letzten Trainingsminuten ab. So können Übungsleiter fast in Echtzeit Fehler (und Lösungen) zeigen, zum Beispiel im Stellungsspiel.

Beispiel 2: Anbieter wie das US-Start- up QB Sim möchten NFL-Spielern, vor allem Quarterbacks, dank VR-Game das wiederholte Üben erleichtern: Spielmacher können sich unabhängig von Zeit, Ort und Mitspielern Spielzüge einprägen. Zudem trainieren die Akteure so mit deutlich weniger Verletzungsrisiko.

Videowand beim FC Bayern
Videowand beim FC Bayern
Credit: Sports Illustrated
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Tech für muskuläre Symmetrie: Sensoren in der Hose

Stichwort Verletzung. Der Nebenspieler der Regeneration ist die Prävention. Beispiel Spitzen-Basketball: "Es gibt nichts Frustrierenderes als Verletzungen und Spiele, die dadurch entschieden werden, dass Spieler nicht zur Verfügung stehen", sagt Commissioner Adam Silver auf einer NBA-Tech-Schau in Las Vegas im Sommer 2022.

Strive heißt eines der Start-ups, das bei diesem Event den Status quo seiner Technologie vorstellt. "Ich möchte, dass meine Lieblingsspieler so lange wie möglich spielen", sagt Gründer Nikola Mrvaljevic, selbst einst Basketballer in Montenegro. Er präsentiert ein unauffällig aussehendes Paar Shorts mit einer Technologie, die auffällige Ergebnisse liefert. Eingenähte Sensoren messen elektrische Signale, die kontrahierende Muskeln abfeuern. Auf dieser Basis errechnet Strive einen Muscle-Score.

Wer sich damit 20 Minuten lang bewegt, bekommt einen detaillierten Report, wie rund welcher Gesäß- oder Oberschenkelmuskel aktuell läuft. Die Technologie deckt auf, was Mrvaljevic „Ineffizienzen“ nennt, Unausgeglichenheiten – und deren mögliche Folgen. Wenn der rechte hintere Oberschenkelmuskel schwächer ist, kompensiert vielleicht der linke unbewusst. Der Spieler kann zwar weiterhin beschleunigen und abbremsen, aber wie lange? "Es sind Schwachstellen wie diese, die irgendwann zu einer Verletzung führen können", sagt Mrvaljevic.

Radprofi Chris Froome
Radprofi Chris Froome
Credit: Getty Images
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"Für mich ist entscheidend zu wissen, was in meinem Körper vor sich geht, was mein Auge nicht sieht", schrieb jüngst Jrue Holiday von den Milwaukee Bucks auf seinem Instagram-Kanal. Er hatte eben seine Partnerschaft mit Strive bekanntgegeben. Für Sportler wie ihn bedeutet die Einführung von Technologien neue Kernfragen im Training: Laufe ich noch symmetrisch? Feuern meine Beinmuskeln bei der 20-Meter- Beschleunigung in gleichem Maße?

Wie aber weiß die Hose, wann Holiday wie schnell war? Damit er Antworten darauf bekommt, arbeitet Strive mit Kinexon zusammen. Das Münchner Start-up erfasst Geschwindigkeiten und Positionen der Profis. In Kombination mit dem Muscle-Score ergibt das Antworten auf Fragen wie: Nach wie vielen Metern beginnt welcher Oberschenkelmuskel abzubauen? Oder: Wie reagiert welcher Gesäßmuskel auf welche Beschleunigung oder abrupten Richtungswechsel?

Hintergrund dieser Tests ist auch der Blick auf die Strapazen über die gesamte Saison. Beispiel aus der Arbeit von Kinexon: Deren Technologie erfasst ins- gesamt 180 verschiedene Datensätze, aus denen sich Coaches je nach Philosophie einige auswählen – zum Beispiel das Verhältnis von kurzfristiger zu langfristiger Belastung. Viele folgen der Lehre, wonach beide Arten nie zu weit auseinanderliegen sollten. "Die Trainer wollen dann von uns in Echtzeit wissen, wann der definierte Belastungskorridor verlassen wird", erklärt Maximilian Schmidt, einer der Gründer von Kinexon. "Wir sind in diesem Fall die Warnlampe."

Radprofi Chris Froome
Radprofi Chris Froome
Credit: Sports Illustrated
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Tech für Ernährung: Sensor am Arm

Von der Trainingshalle raus aufs Rad und zu Chris Froome. Der kenianisch-britische Radrennfahrer setzt Technologien ein, um seine Ernährungsstrategie individuell zu definieren. Die Methode hinter der Strategie ist das kontinuierliche Messen seines Glukose-Niveaus im Körper. Dazu klebt ein Sensor am Oberarm, der alle 60 Sekunden den Zuckerspiegel misst und diese Daten zum Beispiel an sein Smartphone schickt.

Vorteil für Athletinnen und Athleten wie Froome: Sie wissen, ob sie vor dem Training individuell ausreichend gegessen haben. Und während der Anstrengung werden sie präzise informiert, wann sie wieder Kohlenhydrate zu sich nehmen sollten. Der Unterschied zu einer Zeit ohne Technologie: Damals bestimmten Faust- regeln grob die Menge der Nahrungsaufnahme (Radfahren: 70 bis 100 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde), heute treffen Profisportler solche Entscheidungen auf Basis von Daten. Das ist wichtig, denn "beim Stoffwechsel sind wir alle Schneeflocken", sagt Phil Southerland, Gründer von Supersapiens, dem Unternehmen hinter den Glukose-Sensoren.

Bei aller Individualität, eines ist bei allen Menschen gleich: Je mehr und rascher wir Kohlenhydrate zu uns nehmen, desto höher und schneller steigt der Blutzuckerspiegel, desto voller läuft der Benzintank unseres Körpers. Aber wie voll genau? Der viermalige Tour-de-France- Sieger findet die Antworten dank der Sensoren. "Er stellte fest, dass er umso mehr Gewicht behielt, je öfter sein Glukosewert in die Höhe schnellte", erzählt Southerland. Je stabiler er also seinen Blutzuckerspiegel hielt, desto leichter war es für ihn, sein Gewicht zu optimieren. Denn sein Ziel war: gesund, sanft abnehmen. Also etwas weniger tanken, als er verbrauchen würde.

Auf Basis der Sensor-Daten änderte er die Reihenfolge der Nährstoffe, erst die Proteine, dann Kohlenhydrate, sodass er die gleiche Menge an Kalorien zu sich nehmen konnte, aber weniger Glukosespitzen, also Druckbetankungen, verursachte. Zudem wusste er dank Daten nun präziser, wann er die richtig harten Trainingstage absolvieren konnte und nach welchem Intervall er vielleicht vorzeitig aufhören sollte. Einfach, weil er nun angezeigt bekam, wann seine Tanknadel auf Null steht.

Dieses Prinzip nutzt auch ein anderer Ausdauer-Athlet: Der Norweger Gustav Iden, amtierender Ironman-Champion. Er setzt auf die Glukose-Überwachung vor allem an Ruhetagen. Die Herausforderung an diesen Tagen, an denen Ausdauersportler wie Iden kaum bis gar nicht trainieren, liegt in einem Stoffwechsel, der noch weiter läuft. Sie haben also erhöhten Hunger. Erste Gefahr: Sie nehmen zu viel zu. Nummer zwei, und das passierte Iden, erzählt Southerland: Er wachte nachts aufgrund von Unterzucker-Symptomen auf, er schlief also weniger – und erholte sich so schlechter. Dank Technologie wusste er später besser, wie er seinen Snack vor dem Einschlafen dosieren sollte.

Tech für die weibliche Biologie: App und KI

Die richtige Dosis ist auch für Julia Mayer relevant. Denn Österreichs schnellste Frau über 10.000 Meter verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Sie will bei den Olympischen Spielen 2024 im Marathon starten. Auch sie beobachtet laufend ihren Zuckerspiegel, zum Beispiel um zu wissen, ob sie vor dem ersten Training frühstücken soll. Sie nutzt Sensoren von Supersapiens und Libre Sens, um die Datenqualität zu überprüfen. "Ich bin ein Nerd", sagt sie. Daher ist sie begeistert, als ihr Trainer eines Tages eine künstliche Intelligenz vorschlägt, die ihr helfen soll, Anstrengungen auf ihre weibliche Biologie anzupassen. Denn Mayer hatte einst ein Problem mit ihrem Körper.

Sie erzählt, wie sie früher die Pille nahm, die ihre hormonellen Symptome unterdrückte. "Ich spürte meinen Körper kaum." Wie sie 2019 mit dem Laufen begann, das Verhütungsmittel absetzte, aber selten fühlte und wusste, ob die erhöhte Temperatur nun auf einen Eisprung zurückzuführen ist. Zudem verlor sie überraschend schnell an Körperfett, irgendwann blieb ihre Periode aus. Ihr Trainer reagierte, er brachte Wild.AI ins Spiel. Die App errechnet Tipps zur Trainingsintensität oder erklärt individuelle Symptome auf Basis einer KI und den eingegebenen Daten der mittlerweile fast 50.000 Nutzerinnen: Wann war die letzte Menstruation, wie gut haben Sie letzte Nacht geschlafen?

Marathonläuferin Julia Mayer
Marathonläuferin Julia Mayer
Credit: Sports Illustrated
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Julia Mayer passt ihr Training nun technologisch gestützt ihrem Zyklus an. Die Folge: "Ich begann meinen Körper zu spüren." Sie fühlt nun zunehmend, wie sehr sich ihr Körper jede Woche verändert. Dass sie in den ersten beiden Wochen des Zyklus "im Prinzip trainieren kann wie ein Mann". Dass mit dem Eisprung erhöhte Temperaturen und schnellerer Puls einhergehen – Symptome, die klassische Tracker als Krankheit interpretieren. Und dass in dieser Phase ein leichteres Training, eine kühlere Schlafumgebung und mehr Nahrungsaufnahme wichtig sind, weil "der Körper ohnehin im Stress ist".

Die Folge: Nach nun zwei Jahren Dateneingabe und Befolgen der KI läuft Julia Mayers Biologie meist wie ein Uhrwerk. Sie kann nun ganz gut vorhersagen, in welcher Zyklusphase sie bei welchem kommenden Wettkampf sein wird – und wie sie sich darauf vorbereiten kann.

Tech der Zukunft: Aufwärmen mit VR? 

Technologie küsst Sport, da ist der Weg nicht weit zu Videospielen. Patrick Davitt ist Leiter des Studiengangs Sportphysiologie an der Saint Joseph’s University in den USA. Als Direktor des Human Performance Lab im Fach Health Science arbeiten er und sein Team aktuell an einer Studie, die eine weitere, eine spielerische Zukunft von Tech und Sport skizzieren könnte.

Davitt ist Teil einer neuen Forschungsbewegung, die die Leistung von Sportlern in der virtuellen Realität quantifiziert und sie mit den Fähigkeiten im Kraftraum oder auf dem Spielfeld in Beziehung setzt. So will er zum Beispiel herausfinden, ob VR-Games als Aufwärmübung das kognitive Training und generell sportliche Leistungen verbessern.

Vorbild ist dabei die Theorie der sogenannten Post-Aktivierungs-Potenzierung, wonach Muskeln besser arbeiten, wenn sie vorher gezielt aktiviert wurden – zum Beispiel durch ein Krafttraining am Abend vor dem Spiel. Aber kann das auch neuronal funktionieren, zum Beispiel mit dem Spieleklassiker Whac-A-Mole? Hier müssen Spielende möglichst schnell Maulwürfe treffen, die ihren Kopf aus einem zufälligen Loch herausstrecken.

Vorteil der digitalen Version ist der anpassbare Schwierigkeitsgrad: Trainer variieren Geschwindigkeit und Anzahl der Maulwürfe. Beschleunigen solche Spiele anschließend die Zeit, die das Gehirn braucht, um einen Reiz wahrzunehmen und das Signal an den Muskel auszusenden? Die ersten Ergebnisse von Davitts Forschungsteam: Unabhängig vom anfänglichen Fitnessniveau der Probanden "deuten die ersten Daten tatsächlich auf diese Vorteile hin", sagt der Wissenschaftler, betont aber: "Die Forschung befindet sich in der Phase der Pilotstudie, in der wir methodische Feinheiten erarbeiten."

So variiert er zum Beispiel noch die Dauer der VR-Trainingseinheiten oder deren Häufigkeit pro Woche. Dennoch lautet seine Vision: "Spieler, die ihre Leistung um einen Bruchteil eines Prozents steigern wollen, schaffen das in Zukunft mit VR, ohne sich umziehen oder das Wohnzimmer verlassen zu müssen."

Stichwort Wohnzimmer: Liegt Erling Haaland in Zukunft also nicht nur mit Tech-Hose, sondern auch mit VR-Brille abends auf dem Sofa? Vermutlich nicht, denn auch der Einsatz von Tech hat Grenzen, vor allem, wenn er in "Optimierungswahn" übergeht, wie es Marc Weitl von Cardioscan formuliert. Aber werden Technologien zum Beispiel Verletzungen vorhersagen? "Wer so etwas aktuell behauptet, der lügt", sagt der Strive-Chef Nikola Mrvaljevic. So weit ist die Zukunft also nicht. Noch nicht.

Beinsystem Normatec: Im Liegen den Muskelkater auspumpen Viele Profisportler verbringen damit ihren Fernsehabend auf der Couch: Die Luftkammern der Stiefel von Fuß bis Hüfte üben abwechselnd Druck auf die Muskeln aus, was die Regeneration beschleunigen soll. Etwa 1.000 €, HYPERICE.COM

 

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