Zocken und zechen bald vorbei? Las Vegas plant Imagewechsel zur Sportstadt
Inhalt
- Imagewandel in Las Vegas: Von der Glücksspiel- zur Sport-Metropole
- Nach NHL und NFL, plant Vegas auch mit NBA, MLB und Formel 1
- Die Kolumne von Jürgen Schmieder und mehr in der neuen Sports Illustrated
NATÜRLICH SIEHT DIESES Gebilde neben dem legendären Strip von Las Vegas aus wie der Todesstern aus „Star Wars“; keine Sorge, MSG Sphere soll keine Planeten zerstören, sondern was ganz anderes: Sin City selbst. Ja, richtig gelesen: Sie wollen ganz dringend weg von diesem Image der sündigen Stadt, das sie jahrzehntelang bewusst gepflegt haben. Grandios dargestellt in der Frank-Sinatra-Version von „Ocean’s 11“, wie eine typische Vegas-Nacht zu laufen hat: hochprozentiger Drink an der Bar, Silberdollar in einen Spielautomaten, Zimmerschlüssel ins Dekolleté einer atemberaubenden Frau – wobei angemerkt sei, dass die Frau diesen Schlüssel schon damals in den Müll geworfen hat.
Imagewandel in Las Vegas: Sin City soll Sports City werden.
Die überdimensionale Zwei-Milliarden-Dollar-Kugel im „Venetian Resort“ ist eines der Symbole für diese Veränderung: MSG steht für Madison Square Garden. Es ist kein Zufall, dass die Betreiber der legendären Arena in New York, der berühmtesten Sport- und Konzerthalle der Welt, diesen Kugel-Ableger für 17.500 Zuschauer nicht in Los Angeles oder Tokio errichtet haben, sondern in Vegas: Sin City soll Sports City werden.
... And it comes in every color. 🤩 pic.twitter.com/UHGGGKhGtj
— MSG Sphere (@msgsphere) January 26, 2023
Die anderen Symbole: die Arena in Laufweite zum „New York-New York“-Hotel. Der Eishockey-Verein Golden Knights trägt dort seine Heimspiele aus, mit der Kampfsport-Organisation UFC gibt es einen langfristigen Vertrag. Dann das schwarze Stadion-Schmuckstück, man muss vom Strip aus nur über eine Brücke laufen; dort spielen seit 2020 die Raiders, der legendäre Footballverein, davor in Oakland und L. A. beheimatet; im kommenden Jahr wird dort der Super Bowl ausgetragen. Was bereits heuer passiert: Formel 1 in Vegas, die Boliden werden über den Strip brettern.
Sport-Boom in Vegas: nach NHL und NFL, sollen auch Formel 1 und NBA in die Zocker-Metropole kommen
Las Vegas ist bekannt dafür, seinen Besuchern zu geben, was immer die wollen; und weil viele heute etwas anderes wollen als noch vor ein paar Jahren, gibt es nun völlig andere Attraktionen als jene, die man aus Filmen und Erzählungen kennt. Das Motto früher lautete: „What happens in Vegas, stays in Vegas“ – was andeutete, dass man hier Sachen erlebte, die anderswo verboten oder zumindest moralisch fragwürdig sind. Sie haben es geändert in: „What happens in Vegas, only happens here.“ Also: einzigartige Erlebnisse, dazu gehört als fester Bestandteil der Unterhaltungsbranche nun mal Profisport. Football, Eishockey und Formel 1 haben sie schon, das Frauen-Basketballteam Aces hat den Titel gewonnen. Ein Männer-Verein soll folgen; NBA-Chef Adam Silver sagte kürzlich, dass Vegas ganz oben auf der Liste der möglichen Städte stünde.
Es gibt freilich, es ist schließlich Vegas, noch eine ganz andere Vision. Der Baseballklub A’s ist unzufrieden mit der Stadion-Situation in Oakland. Wie wäre es denn mit einem neuen Stadion in Las Vegas, das so konstruiert ist, dass beim Formel-1-Rennen die Boxengasse da durchführt? Ein Rennen über den Strip, durch ein Baseballstadion: Bei allem Respekt vor der Historie in Europa, aber so was gäbe es dann doch nur in Vegas.
Las Vegas: Keinen Bock mehr auf Roulette, jetzt wird auf Sport gewettet
Der Fokus auf den Sport bedeutet freilich nicht, dass sie alles aufgeben, wofür Vegas berühmt und berüchtigt ist. Wie gesagt: Sie geben den Leuten, was die wollen. Der neueste Trend: Wetten auf Sportereignisse statt Zocken beim Roulette, weil die Leute glauben, dass Erfolg weniger von Glück als von Ahnung abhängt. Es gibt im Footballstadion deshalb eine Sportwetten-Lounge, und downtown hat ein neues Hotel eröffnet mit sechs Swimmingpools und 530-Quadratmeter-Leinwand, auf der mehrere Spiele live zu sehen sind; per App kann man beim Planschen im Pool darauf wetten.
Der wahre Grund für den Wandel nämlich ist so alt wie Vegas selbst: Keine Stadt auf diesem Planeten ist besser darin, zu wissen, wofür die Leute Geld ausgeben. Man kann das traurig finden, aber es ist nun mal so, dass in kaum einer Branche mehr Geld steckt als im Profisport, und deshalb planen sie schon den nächsten Todesstern: in London.
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