Tennis

"The Sports Bra" – einzigartige Bar in den USA zeigt ausschließlich Frauensport

Sind das die letzten Tage des Patriarchats? Das wohl nicht, aber ein Anfang. Eine Bar in Portland – sie trägt den Namen "The Sports Bra" – zeigt ausschließlich Frauensport. Die Besitzerin sagt, sie habe nicht gegen Männersport, doch dafür gäbe es genug andere Orte.

Arike Ogunbowale
Credit: Getty Images
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Inhalt

  • Bar "The Sports Bra" in Portland zeigt ausschließlich Frauensport
  • Bar-Besitzerin Nguyen: "Habe nichts gegen Männersport, aber gibt genügend andere Orte dafür."
  • Weniger als 10 Prozent der Sport-TV-Übertragungen in den USA zeigen Frauensport

IM AMERIKANISCHEN FERNSEHEN ist gerade ein Werbefilm zu sehen, der viel verrät über das Zusammenspiel von Sport und Medien, und damit auch viel über Gesellschaft und Gleichberechtigung. Man hört einen Kommentator, der völlig ausrastet angesichts dessen, was vor seinen Augen passiert – doch man sieht nichts, nur den schwarzen Bildschirm und diese Worte: „Am 1. April 2018 traf Arike Ogunbowale einen der tollsten Last-Second-Würfe der Geschichte, doch den haben Sie wahrscheinlich nicht gesehen, weil weniger als zehn Prozent der Sport-TV-Übertragungen in den USA Frauen zeigen.“

Ab Minute 4 gibt's den Buzzer Beater von Arike Ogunbowale zu sehen

Es war das Endspiel der College-Meisterschaft im Basketball, Notre Dame gegen Mississippi State, das Spiel des Jahres; und sowas schaut man gewöhnlich in einer rappelvollen Kneipe mit anderen, die ebenfalls mitfiebern und dann beim letzten Wurf ordentlich eskalieren. 

Jenny Nguyen aber kauerte damals in der Ecke einer Sportsbar mit Freunden, auf nur einem Bildschirm war dieses Spiel zu sehen: „Wir sind ausgerastet, jeder in der Bar fragte: ‚Was ist denn da los?‘ Es war ja kein Ton an. In diesem Moment haben wir festgestellt: Wir sind es gewohnt, Frauensport so zu gucken: in einer Ecke, allein, ohne Ton.“

Die Lösung von Nguyen: eine Bar, in der nur Frauensport gezeigt wird und in der das auch gepflegt und gefeiert wird. In Portland gibt es deshalb seit Frühling „The Sports Bra“, und es geht um viel mehr als nur ein Wortspiel aus Sportsbar und Sport-BH. „Es soll ein Ort sein, an dem sich Leute verstanden und repräsentiert fühlen“, sagt Nguyen: „Wir sind jeden Tag rappelvoll, und ich glaube, dass wir an der Schwelle eines dramatischen Wandels stehen.“

Jenny Nguyen vor ihrer Bar "The Sports Bra":

 

Sport ist nicht immer eine Meritokratie – die Besten sind nicht immer die, die auch das meiste Geld kriegen. Am meisten verdienen Sportler, deren Disziplinen die höchsten Einnahmen generieren. Das sind nun mal jene, die Leute in Stadien und vor Fernseher locken. Es ist nicht immer gerecht, beim Tennis zum Beispiel gucken viele die Partien von Nick Kyrgios nicht nur wegen sportlichen Spektakels, sondern aus Neugier, wann der Pausenclown ausrastet. 

Es ist Kapitalismus in Reinform, und Umsatz war bislang oft die Begründung, warum Frauen deutlich weniger verdienten als Männer – der einstige FIFA-Chef Sepp Blatter regte ja mal an, dass Frauenfußball mehr Umsatz generieren würde, wenn Spielerinnen engere Klamotten trügen. 

Der neue Tarifvertrag im US-Fußball ist ein wichtiger Schritt in Richtung Gender Equality im Sport

Nur: Im US-Fußball setzte die Frauen-Nationalelf zuletzt oft mehr um als die Männer – weil sie trotz geringerer Prämien viel erfolgreicher waren als die Männer und weil mehr Leute zusahen. Sie sind amtierender Weltmeister, das Finale 2019 sahen 14,3 Millionen Amerikaner. Die Männer dagegen verpassten die Qualifikation zur WM 2018. Der neue Tarifvertrag im US-Fußball besagt, dass Frauen und Männer die gleichen Gehälter und Prämien kriegen, dass sie auch an Einnahmen aus TV-Verträgen und von Sponsoren beteiligt werden. Das ist ein wichtiger Schritt, aber nur der erste.

Es ist zuletzt viel über US-Basketballerin Brittney Griner debattiert worden. Die ist in Russland verhaftet worden, weil man Haschisch-Öl im Gepäck entdeckt hatte. Was zu kurz kam: Griner muss überhaupt nur in Russland spielen, weil sie in der US-Liga nicht genug verdient.

Jenny Nguyen: "Habe nichts gegen Männersport; aber ich glaube, dass es genügend andere Orte dafür gibt."

Es geht um Sichtbarkeit, und das führt zurück zu „The Sports Bra“. Sportarten können sich in Zeiten von Streaming von der TV-Allmacht lösen. Man kann heutzutage gucken, was man will, wann man will. Bilder von Frauensport sind verfügbar, es braucht nur noch mehr Orte wie diese Bar von Jenny Nguyen, deren Lieferanten – ob Rindfleisch, Bier oder Spirituosen – alle Frauen sind. Sie zeigt keinen Männersport; die herrliche Erklärung dafür ist die Umkehr eines Satzes, den man viel zu oft über Frauensport gehört hat: „Ich habe überhaupt nichts gegen Männersport; aber ich glaube, dass es genügend andere Orte dafür gibt.“ 

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