U21-WM Handball

U21-Star Lichtlein bei Sports Illustrated: "So kann weiterer Handball-Hype entstehen"

Nils Lichtlein von den Füchsen Berlin ist MVP der U21-WM im Handball. Im Interview lässt er das Turnier noch einmal Revue passieren, spricht über die Qualität seiner Generation und den Stellenwert des Handballs in Deutschland.

Handballer Nils Lichtlein während eines Spiels bei der U21-WM
Credit: Imago
  • Nils Lichtlein im Interview mit Sports Illustrated
  • Handball: Deutsche U21 gewinnt WM-Titel
  • Füchse-Spieler Lichtlein: "Haben die KO-Spiele gerockt"

Nicht nur im Fußball, auch im Handball steht 2024 eine Heim-Europameisterschaft an. Der DHB-Nachwuchs hatte mit der U21-WM schon heuer sein großes Heim-Turnier und macht Lust auf das Turnier der A-Nationalmannschaft: Die deutsche U21 gewann vor heimischer Kulisse in der Berliner Max-Schmeling-Halle prompt den Titel.

Als MVP des Turniers ausgezeichnet wurde Nils Lichtlein, Neffe von Torhüter Carsten Lichtlein. Für ihn war das Finale in Berlin auch im engeren Sinne ein Heimspiel: Bereits in jungen Jahren war Lichtlein aus seiner Regensburg nach Berlin gewechselt, wo Bundesligist Füchse Berlin und Zweitligist VfL Postsdam unter Macher Bob Hanning eine erfolgreiche Talentschmiede aufgebaut haben. Lichtlein, mittlerweile für die Füchse in der Bundesliga aktiv, gehört damit zu einer neuen Generation Handballer, die schon früh den teils weiten Weg von ihren Heimatvereinen zu den Leistungszentren gingen.

 

Im Interview mit Sports Illustrated lässt der MVP das Turnier noch einmal Revue passieren und spricht auch über die Qualität seiner Handballer-Generation und den Stellenwert des Handballs in Deutschland.

Nils Lichtlein: "Danke an alle, die in die Hallen gekommen sind"

Sports Illustrated: Herzlichen Glückwunsch nochmal zum Titel! Wie haben Sie das Turnier, noch dazu ja ein Heim-Turnier, erlebt?

Nils Lichtlein: Die Fans waren super. Da muss man einfach Danke sagen an alle, die in die Hallen gekommen sind, aber auch vor dem Fernseher zugeschaut haben. Die Hauptrundenspiele gegen Kroatien und Frankreich waren mit die härtesten für uns. Wir haben zwar immer phasenweise guten Handball gezeigt, haben aber nie geschafft, das Spiel zuzumachen am Ende. Glücklicherweise haben wir daraus gelernt und sobald wir in Berlin ankamen, wollten wir das Ganze auch gewinnen. Klar wollten wir das von Anfang an, aber wie realistisch das war, haben wir in Berlin gemerkt. Auch dort war die Atmosphäre fantastisch und alles war super organisiert. Und dann haben wir die KO-Spiele gerockt. 

Sports Illustrated: Sie haben gerade schon das heimische Publikum gelobt. Wie viel macht das aus?

Lichtlein: Vor den Spielen erzeugt das ein bisschen Druck, weil man Freunde und Familie nicht enttäuschen will. Man ist grundsätzlich nervöser. Im Ausland kennt einen niemand. Wie man abschneidet, ist zwar auch wichtig, aber nicht so für den deutschen Handball wie es jetzt bei einer Heim-WM war. Im Spiel war es pure Freude. Die Fans haben uns teilweise getragen. Sobald die ersten Minuten liefen, haben wir einmal den Funken gezündet und dann hat die ganze Halle gebrannt. 

Sports Illustrated: Wie stark hat sich das noch verändert während des Turniers, nachdem es immer besser lief? 

Lichtlein: Am meisten gemerkt hat man den Unterschied zwischen Halbfinale und Finale. So wie ich das gehört habe, wurden am Ende des Halbfinals so viele Tickets gekauft, dass die Halle fürs Finale voll war und dann wurden nochmal einige Plätze freigegeben und direkt verkauft. Als wir das erfahren haben, haben wir es erstmal nicht geglaubt, dass wir vor voller Max-Schmeling-Halle spielen dürfen. Das ganze Aufsehen innerhalb der Zeit wurde immer größer. Klar muss man das auch einordnen, dass es uns zugutekam, dass die Fußballer bei ihrer U21-EM einfach nicht so gut abgeschnitten haben und wir daher nicht die Aufmerksamkeit dem Fußball opfern mussten. Es ist einfach schön zu sehen, dass wir mit unserer U21, die sonst nicht so viel Aufmerksamkeit bekommt, so einen Hype generieren können. 

Sports Illustrated: Wie geht es denn jetzt für Sie persönlich weiter in den nächsten Wochen und Monaten?

Lichtlein: Erst war ich ein paar Tage mit den anderen Füchse- und Potsdam-Spielern, die auch bei der WM waren in Marbella. In der verbleibenden freien Woche fliege ich dann nochmal mit meiner Freundin nach Griechenland in den Urlaub. 

Sports Illustrated: Sind die Ziele für die neue Saison schon gesteckt oder steht jetzt erst einmal der Urlaub im Vordergrund?

Lichtlein: Jetzt steht der Urlaub im Vordergrund. Ich glaube, die Saisonziele werden bei uns so wie jedes Jahr sein: Wir wollen uns verbessern. Das heißt, im Gegensatz zur letzten Saison einfach noch eine Schippe drauflegen und nach Möglichkeit oben angreifen.  

Nils Lichtlein: "Wir haben eine unglaubliche Qualität an Spielern"

Sports Illustrated: Zusätzlich zum Gewinn des WM-Titel wurden sie auch noch persönlich ausgezeichnet, als MVP. Wie viel bedeutet Ihnen das?

Lichtlein: Die Mannschaftsleistung steht mit Abstand über allem. Natürlich freut es mich enorm, als MVP ausgezeichnet worden zu sein, und ich hoffe, dass ich die Selbstsicherheit in die neue Saison mitnehmen kann. Aber mein Ziel war es nicht, ins All-Star-Team zu kommen, sondern mir ging es darum, so gut es geht, mein Team voranzubringen. Und das habe ich gemacht. 

Sports Illustrated: In den vergangenen Jahren wurde häufig kritisiert, dass es im deutschen Handball nicht mehr die großen Superstars gibt. Was macht Sie als Mannschaft aus?

Lichtlein: Ich glaube nicht, dass es direkt Superstars gibt. Wir haben eine unglaubliche Qualität an Spielern. Ich glaube, das Besondere an diesem Jahrgang ist, dass es so viele Top-Spieler gibt. Wir hatten nur Spieler aus der 1. und 2. Bundesliga dabei, die bei ihren Vereinen wirklich auch alle spielen und das hat man gemerkt. Wir haben außerdem eine super Teamchemie. Jeder versteht sich mit jedem. Und dann kann Großes passieren. 

Sports Illustrated: Mit Blick auf die anstehende Heim-EM: Wie schätzen Sie das Umfeld in Deutschland ein? Kommt da jetzt etwas ins Rollen oder wird man sich einfach immer plagen müssen gegen den Fußball?

Lichtlein: Ich denke nicht, dass wir Konkurrenz zum Fußball sind, das muss man ehrlich sagen, leider. Aber ich habe 2019 die Heim-WM miterlebt und gesehen, wie viel da schon ging. Und ich glaube, jetzt, auch durch einen solchen Titel, wie wir ihn im Sommer gewonnen haben, wird mehr Fokus auf den Handball gelegt. Im kommenden Januar kann wieder genauso ein Hype entstehen. 


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