Mehr Sport

Biest von Nazaré: So gefährlich sind die gigantischen Wellen vor Portugal

Nazaré ist der legendärste - und wohl gefährlichste - Surf-Spot der Welt. Wir haben ihn in Portugal besucht, um herauszufinden, welche beängstigende Urgewalt hinter den Wellen vor Portugal steckt - und warum sich trotzdem Surfer wie Nic von Rupp ins Wasser stürzen.

Eine Welle vor Nazaré
Credit: Imago
  • Nazaré: Legendärster Surf-Spot der Welt
  • Trotz Gefahr: Surfer wie Nic von Rupp werfen sich ins Wasser
  • Zwischen Wellen und Wahnsinn

Am Abend davor ließ sich alles noch ganz entspannt an. Der gleichnamige Schweizer Uhrenhersteller hatte zum Warm-up der "Tudor Nazaré Tow Surfing Challenge" geladen, das neue Testimonial, der Deutsch-Portugiese Nic von Rupp, plauderte ein wenig über seine Leidenschaft, das Big-Wave-Surfen – und vergaß auch nicht, von seiner Uhr zu schwärmen: "Wenn sie in Nazaré am Arm bleibt, bleibt sie überall dran!" Na dann.

Am nächsten Morgen kam der Wettkampf. Und jeder, der diese Welle nun aus etwas größerer Nähe – wenn auch nur von einem Boot aus – erlebte, verstand, was von Rupp damit gemeint hatte: sich in diesen Wellenwahnsinn zu stürzen, dazu muss man schon besonders gepolt sein. Ob mit oder ohne Uhr am Handgelenk. Und einige Gäste mussten auch erleben, was die Dünung der Welle von Nazaré mit Tapas vom Vorabend so anstellen kann.

Die Welle von Nazaré: Das Biest

Die Welle von Nazaré. Spitzname: das Biest. Man kennt die Bilder, es ist eigentlich immer die gleiche Perspektive: vorn der Leuchtturm, dahinter die dunkelblaue, hochhaushohe Wand aus Wasser, mittendrin, bei Tempo 80, ein ameisengroßer Fliegenschiss von Mensch auf einem Surfbrett. Es wirkt, als würde die Welle gleich den Leuchtturm in Stücke schlagen. Macht sie aber nicht. Ist nur die Perspektive. Und ein Anblick, der allen Surf-Fans die Atmung beschleunigt.

Nic von Rupp, ein durchtrainierter 32-Jähriger mit tiefem Körperschwerpunkt und viel Sonne im Gesicht, erinnert sich an den ersten Besuch hier an Portugals Westküste, 120 Kilometer nördlich von Lissabon: "Mein Vater zog mich weg von den Wellen, so riesig waren die. Viele Surfer kamen damals, schauten sich das an – und gingen wieder. Unsurfbar!"

Nic von Rupp
Nic von Rupp
Credit: PR
x/x

Es fanden sich dann doch ein paar Bekloppte, die den schier aussichtslosen Kampf aufnahmen, und als der Amerikaner Garrett McNamara am 1. November 2011 eine 23,77 Meter hohe Welle ritt und damit im "Guinness-Buch der Rekorde" landete, war das sonst eher unspektakuläre 14.000-Seelen-Städtchen jedem Big-Wave-Surfer ein Begriff.

Viele der besten Surfer sind hierhergezogen, nicht nur McNamara, der an der Praia do Norte sogar geheiratet hat und sich auch mit 55 noch in die Monsterwelle stürzt, sondern auch der aktuelle Weltrekordhalter Sebastian Steudtner aus Nürnberg. Am 29. Oktober 2020 surfte er eine 86 Fuß hohe Welle: 26,21 Meter, höher als das Brandenburger Tor. Natürlich vor Nazaré, wo sonst?

Naturschauspiel: Die Surf-Events in Nazaré ziehen viele Zuschauer an
Naturschauspiel: Die Surf-Events in Nazaré ziehen viele Zuschauer an
Credit: PR
x/x

Dass die Wellen hier so groß sind, ist der Natur zu verdanken. Sie hat einen unterseeischen Canyon entstehen lassen, 5.000 Meter tief, 230 Kilometer lang, der sich zur Küste hin verengt. Wenn in Herbst und Winter der Wind und die Gezeiten das Wasser Richtung Küste drücken, staut sich das Meer dermaßen auf, dass diese einzigartige Welle entsteht. Und das im Gegensatz zu anderen Big-Wave-Spots nicht zwei-, dreimal im Jahr, sondern ständig, ein halbes Jahr lang.

Nic von Rupp: Trotz Rippenbruch beim Surfen

Nic von Rupp, Sohn eines Hamburgers und einer Schweizerin, seit Jahren in Cascais zu Hause, erzählt: "Dieses Jahr war verrückt!" In Erinnerung bleibt vor allem ein Tag: der 8. Januar. "Einer der größten Swells, die ich je gesehen habe! Einer meiner besten Surftage überhaupt!" Er und zwei Kollegen erwischen richtig große Brecher, vielleicht so groß, dass es für den Weltrekord reicht. Das steht jedoch erst Ende des Jahres fest, wenn die Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Messungen vorlegen. "Danach dachte ich: 'Besser, größer, geiler wird’s nicht mehr!' Dann kam der 25. Februar: noch größer! Ich hatte einen Rippenbruch, und der Doktor sagte: 'No way! Du kannst dir die Lungen zerstechen!' Ich meinte: 'Egal. Diese Welle ist es wert!' Und schon wieder hatte ich eine der besten Wellen meines Lebens."

Er weiß, dass es eine sehr dünne Linie zwischen Erfolg und Misserfolg ist, auf der von Rupp und seine Sinnesgenossen wandeln. Vor zwei Jahren wäre in Nazaré beinahe sein bester Kumpel gestorben. Von Rupp stand am Strand und gab ein Interview, als sein Freund stürzte und von der Welle minutenlang wie ein Ball hin und her geworfen wurde, ohne dass jemand eingreifen konnte. Er wurde wiederbelebt, aber eine Big Wave wird er nie wieder surfen können, sagt von Rupp.

"Überleben in demütiger Art": Gefahr allgegenwärtig

Auch diese Bilder kennt man: Immer näher rückt das wild sprudelnde Wassergebirge an den Surfer heran – bis es ihn verschlingt, unter Wasser drückt, herumwirbelt wie im Schleudergang, bis er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Wipe-out. Kaum an der Oberfläche, rollt schon der nächste Brecher herein.

Vier Minuten kann von Rupp in Bewegung die Luft anhalten. Er sagt: "Es fühlt sich an, als würdest du rückwärts auf den Kopf fallen. Du hast keine Ahnung, was passiert. Alles ist so intensiv und gewalttätig – und zugleich ganz natürlich. Es ist Überleben in einer sehr demütigen Art. Ein Wettkampf mit der stärksten, reinsten Form von natürlicher Ausdruckskraft." Warum er sich diesen kalten, grauen Winter-Ozean überhaupt antut? "Ich bin süchtig nach Progression, nach einer besseren Version von mir." Wohl selten hat der Claim eines Sponsors besser gepasst als bei Tudor und Nic von Rupp. Er heißt: "Born to dare – geboren, um es zu wagen".

 

Mehr Sport-News:

Das Exklusiv-Interview mit Boris Becker bei Sat.1 am Dienstagabend ist ein kompletter TV-Flop. Die Einschaltquote liegt im unteren Millionenbereich, was für Sat.1 eine riesige Enttäuschung sein muss. Immerhin zahlte der Sender wohl 500.000 Euro an Becker. 

Bastian Schweinsteiger und ARD-Moderatorin Esther Sedlaczek harmonieren bei der Fußball-WM 2022 in Katar so gut zusammen, dass sich der Fußball-Experte zu einem überraschenden Angebot hinreißen lässt. Sedlaczek verpasst "Schweini" einen Korb.

Bei der Darts-WM 2023 in London gehen 96 Spieler an den Start. Titelverteidiger Peter Wright sowie Darts-Star Michael van Gerwen gehen als Favoriten ins Turnier. Beide starten in Runde zwei. Hier gibt's alle Spiele, Ansetzungen und Ergebnisse.