Olympische Winterspiele

Alexandra Burghardt versteigert Olympia-Outfit: "Möchte Kindern was zurückgeben"

Von der Tartanbahn in den Eiskanal. Sprinterin Alexandra Burghardt gewinnt bei den Olympischen Winterspielen in Peking zusammen mit Mariama Jamanka Silber im Zweierbob. Im Interview mit Sports Illustrated verrät die Anschieberin, wie's nach Olympia weitergeht.

Mariama Jamanka und Alexandra Burghardt gewinnen Olympiasilber im Zweierbob.
Credit: Imago
  • Alexandra Burghardt versteigert Olympia-Outfit für guten Zweck
  • Leichtathletin und Bobanschieberin Burghardt möchte Kindern etwas zurückgeben
  • Alexandra Burghardt: "Durch Corona hat der Sport bei den Kindern gelitten"

Sports Illustrated: Herzlichen Glückwunsch zur Silbermedaille in Peking. Mit welchen Eindrücken sind Sie von den Olympischen Winterspielen zurückgekommen?

Alexandra Burghardt: Ich bin natürlich sehr glücklich, dass wir bei Olympia im Zweierbob Silber gewonnen haben. Der Plan, den wir im Kopf hatten, ist für uns bestmöglich aufgegangen. Der Mut von Mariama Jamanka ist belohnt worden, dass wir kurz vor den Olympischen Winterspielen ein Team gebildet haben. Diese Silbermedaille fühlt sich für uns wie Gold an. Wir freuen uns riesig darüber.

Sports Illustrated: Dabei war Gold fast zum Greifen nah…

Burghardt: Klar ist Gold für jeden Sportler besser als Silber. Aber man muss ehrlicherweise sagen, dass Laura Nolte und Deborah Levi die ganz Saison weltklasse waren. Die beiden sind bei jedem Wettkampf schneller gewesen als wir. Deshalb ist der zweite Platz eine gewonnene Silbermedaille und keine verlorene Goldmedaille für uns.

Sports Illustrated: Ihr Herz hängt an der Leichtathletik. Sie mussten lange überredet werden, um beim Bobfahren zu starten. Was gab den Ausschlag?

Burghardt: Im September 2021 hatte ich einen Anschubtest in Oberhof. Da wurde ich Zweite. Und es heißt immer, dass die drei schnellsten Anschieberinnen gute Chancen auf einen Olympiastart haben. Zu diesem Zeitpunkt saß ich noch nie in einem Bob und wusste überhaupt nicht, was auf mich zukommt. Deswegen konnte ich erst nach dem Rennen in Innsbruck realisieren, dass mir Bobfahren Spaß macht. Da wusste ich zum ersten Mal, dass ich das schon irgendwie hinbekomme. Die ersten Gespräche gab’s aber schon nach meiner Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Tokio.

Sports Illustrated: Bobfahren ist ein Rennsport. Haben Sie Respekt vor den hohen Geschwindigkeiten in der Eisrinne?

Burghardt: Ich war am Anfang nicht darauf vorbereitet, was mich erwartet. Das ist mir zugute gekommen. Vor meinem ersten Weltcup in Igls habe ich mir überhaupt noch keine Gedanken gemacht. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nichts vom Einsteigen, von der Fahrt und vom Bremsen. Aber Mariama hat mir von Anfang an ein gutes Gefühl gegeben. Sie hat 2018 Olympiagold gewonnen und weiß genau, was sie tut. Bei ihr habe ich mich auf Anhieb sicher gefühlt, auch wenn sie mir von Anfang an gesagt hat, dass man auch stürzen kann. Zum Glück sind wir bislang immer ohne einen Sturz durchgekommen, was nicht selbstverständlich ist. Wenn die Fahrt fehlerfrei ist, merkt man die hohen Geschwindigkeiten gar nicht so. Dann fühlt sich alles wie aus einem Guss an. Wenn man Fehler macht, sind die vielen Banden auch bei geringeren Geschwindigkeiten unangenehm. Aber generell muss ich sagen, dass ich schon ein Geschwindigkeits-Junkie bin.

Alexandra Burghardt
Alexandra Burghardt
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Sports Illustrated: Haben Sie trotzdem ein paar blaue Flecken aus Peking mitgebracht?

Burghardt: Bei den Olympischen Winterspielen war es nicht so schlimm. Bei mir sind es ansonsten weniger die Oberarme, sondern eher die Knie und die Beine, die ein paar blaue Flecken abbekommen, wie auf der schwierigen Bahn in Altenberg. Aber Peking war nicht extrem anspruchsvoll. Die Bobbahn ist sehr, sehr angenehm zum Fahren, denn sie hat kaum Druckkurven.

Sports Illustrated: Beim Bobfahren gehört das Kufenschleifen und das Tragen des Bobs dazu. Macht Ihnen das Spaß als Leichtathletin?

Burghardt: Das sind alles Dinge, die man als Außenstehender gar nicht mitbekommt. Zum Bobfahren gehört eine große Logistik dazu, ebenso wie das Mechanische. Das wusste ich vorher auch nicht. Klar, ich wusste, dass man Kufen schleifen muss. Aber ich muss sagen, das Drumherum hat mir echt Spaß gemacht. Mich hat die Sportart mit all ihren Facetten fasziniert, weil es auch ein Materialsport ist. Das ist etwas ganz anderes als die Leichtathletik. Das ist Teamsport. Man unterstützt sich international gegenseitig, was mich sehr beeindruckt hat.

Sports Illustrated: Sie sind normalerweise Sprinterin. Welche Rolle spielt die Temperatur, wenn sie im Winter beim Bob starten?

Burghardt: Ich muss ehrlich sagen, dass ich davor große Bedenken hatte. Gerade was das Thema Verletzungen betrifft. Diese Bedenken haben sich aber relativ schnell in Luft aufgelöst. Es gibt keinen Luxus an der Bobbahn. Bei den Weltcups gibt es keine Tartanbahn, wo man sich aufwärmen kann. So hatte ich vor den Bobwettkämpfen vorher nie Spikes an. Ich habe mich immer mit Schneehose und Mütze aufgewärmt – uns es ging. Ich habe beim ersten Weltcup gemerkt, dass es warm ist und dass man sich nicht verletzt. Den dünnen Rennanzug hat man wirklich nur beim Wettkampf für ein paar Minuten an. Egal welche Temperaturen jetzt bei Leichtathletik-Wettkämpfen kommen, ich werde es überleben (lacht…).

Sports Illustrated: Ihre Umschulung im vergangenen Herbst zur Bobanschieberin ging recht schnell. Sind Sie ein Naturtalent?

Burghardt: Das Bobanschieben ist vergleichbar mit dem Sprinten. Ich habe viele Jahre damit verbracht, so schnell wie möglich zu laufen. Am Ende ist es das Gleiche mit dem Bob, nur dass man etwas vor sich herschiebt. Ich habe viele gute Leute an meiner Seite, die mir immer wieder zeigen, was ich besser machen kann. Ich bin ein visueller Mensch. Wenn ich etwas gesehen habe, kann ich es relativ schnell umsetzen. Als Anfängerin musste ich aber viel nachdenken und mich konzentrieren, dass ich alles richtig mache.

Sports Illustrated: Wie sehen Ihre Ziele für diesen Sommer aus?

Burghardt: Ich habe mich für die WM 2022 in Eugene und die European Games 2022 in München qualifiziert. Vorher stehen noch die Deutschen Meisterschaften an. Das wird auf jeden Fall ein stressiger Sommer. Über 100 Meter möchte ich gerne meinen Titel verteidigen und die zehn vor dem Komma angreifen. Nach der WM und der EM mache ich erstmal eine lange Pause.

Alexandra Burghardt
Alexandra Burghardt
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Sports Illustrated: Welche anderen Dinge sind Ihnen im Leben noch wichtig?

Burghardt: Meine Familie und meine Hobbys sind in den vergangenen Monaten viel zu kurz gekommen, auch durch die Corona-Pandemie. Nach den Deutschen Meisterschaften habe ich alles eingeschränkt, was möglich war. Ich habe viele Entbehrungen auf mich genommen und auch mein Umfeld hatte viele Entbehrungen durch mich. Ich hoffe, dass ich in Zukunft wieder ein bisschen was aufholen kann. Ich war im vergangenen Jahr sieben Monate nicht zu Hause. Wir haben letztes Jahr einen Hund bei uns in der Familie aufgenommen. Jetzt freue ich mich auf ausgiebige Spaziergänge mit ihm und dass ich meine Medaille ein bisschen herumzeigen kann.

Sports Illustrated: Bei United Charity versteigern Sie Ihre Olympiaausrüstung von Tokio 2021. Wie kam es dazu?

Burghardt: Meine Freundin Caterina Kranz, die 1500-m-Läuferin ist, hatte mich gefragt, was ich mit meiner Olympia-Ausrüstung mache. Ich hatte einen Koffer voller Klamotten und in der Wohnung meiner Eltern stapeln sich mittlerweile meine Sportsachen. Meine Eltern fragen mich jedes Jahr, was wir damit machen. Ich weiß das manchmal selbst nicht. Dann kam die Idee, meine Olympia-Ausrüstung zu versteigern, um etwas Gutes zu tun. Wenn ich Zeit habe, trainiere ich eine Jugendgruppe bei meinem Verein in Burghausen. Durch Corona hat der Sport bei den Kindern gelitten. Darum möchte etwas zurückgeben.

United Charity

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