FUSSBALL-WM 2022

Nach WM-Debakel in Katar: Oliver Bierhoff tritt als DFB-Teamchef zurück

Der erste nimmt seinen Hut. Nach dem WM-Aus von Katar in der Vorrunde tritt nun Oliver Bierhoff, bislang Geschäftsführer der Nationalmannschaft, von seinem Amt zurück. Damit endet eine Ära im deutschen Fußball nach dem ultimativen Gipfelsieg in der Talfahrt.

Oliver Bierhoff
Credit: EPA

Was mit dem EM-Aus 2016 begann, findet nach der WM-Schlappe von Katar nun seinen traurigen Höhepunkt und eine (vielleicht nötige) Zäsur.

Vieles läuft schief beim einstigen Aushängeschild des deutschen Fußballs, der Nationalmannschaft der Herren. Oliver Bierhoff, bislang Geschäftsführer der Nationalmannschaft, zieht nun seine Konsequenzen daraus und löst seinen Vertrag mit dem DFB auf.

Damit endet eine Ära, die 2004 begann und ihren Höhepunkt im WM-Sieg von 2014 fand. Seither allerdings stehen nurmehr wenig begeisternde Ergebnisse zu Buche: War es bei der EM 2016 noch das Halbfinale, das gegen England (0:2) verloren ging, schied man bei der WM 2018 bereits in der Gruppenphase aus. Auf die Niederlage im Viertelfinale bei der EM 2021 – erneut gegen England – folgt nun also das erneute WM-Aus in der Vorrunde.

Bierhoff erklärte zu seinem Rücktritt am Montag, er mache "damit den Weg frei für neue Weichenstellungen. Einige Entscheidungen, von denen wir überzeugt waren, haben sich nicht als die richtigen erwiesen. Das bedauert niemand mehr als ich. Dafür übernehme ich die Verantwortung."

Oliver Bierhoff: Vom Quartier-Genius von Brasilien zum gescheiterten PR-Strategen, der "die Mannschaft" etablieren wollte

Entscheidungen, die Bierhoff bekanntermaßen traf, waren jene über die jeweiligen Quartiere der Nationalmannschaft. Wurde er für das abgeschiedene, und erst kurz vor der WM 2014 in Erwartung des DFB-Trosses fertiggestellte, Campo Bahia noch gefeiert, scheiterte Bierhoff vier Jahre später mit einer ähnlichen Formel. Denn auch im ehemaligen Sowjet-Sanatorium Watutinki (zu Deutsch in etwa: "hier im Schatten") am Stadtrand Moskaus suchte Bierhoff jene Abgeschiedenheit, die in Brasilien aus Deutschlands besten Fußballspieler "die Mannschaft" formte.

 

Überhaupt war "die Mannschaft" (im Vorhinein der EM in Frankreich 2016 alternativ auch "La Mannschaft") ein stehender Begriff der Bierhoff-Ära. Er führte ihn ein, quasi als Marketing-DNA des DFB-Teams, doch erzielte damit nicht den erwünschten Erfolg.

Was das Bierhoff-Aus für Hansi Flick bedeutet, ist noch unklar

Nun also, noch vor dem für Mitte der Woche anberaumten Evaluierungsgespräch mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf, nimmt Oliver Bierhoff, der uns als Stürmer mit seinem "Golden Goal" 1996 zum Europameister machte, seinen Hut, löst seinen eigentlich bis 2024 laufenden Vertrag auf und revidiert damit seine Maßgabe von kurz nach dem Ausscheiden am Donnerstag, die EM 2024 in Deutschland als nächstes großes Ziel anpeilen zu wollen.

Was Bierhoffs Rücktritt als Geschäftsführer der Nationalmannschaft für Bundestrainer Hansi Flick bedeutet, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen.


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