1. Bundesliga

Frank Buschmann kritisiert TV-Branche: "Mittlerweile schwierig bis unerträglich"

Frank Buschmann attackiert die TV-Branche im deutschen Fußball. In einem Interview mit "Sportjournalist.de" nennt Buschmann die Gründe für seinen Rückzug als Fußball-Kommentator. Dabei nennt er die Branche "mittlerweile schwierig bis unerträglich".

Frank Buschmann attackiert TV-Branche im Fußball
Credit: Imago

Frank Buschmann nimmt sich die TV-Branche im Fußball zur Brust und übt scharfe Kritik. In einem Interview mit "Sportjournalist.de" erklärt er seinen Rückzug als Fußball-Kommentator nach dieser Saison. Dann wird Buschmann keine Bundesliga-Spiele bei Sky mehr kommentieren. 

"Ich finde das Drumherum mittlerweile schwierig bis unerträglich. In dem Moment, in dem ich in der Konferenz bei Sky am Mikrofon bin, liebe ich meinen Job. Aber außerhalb der 90 Minuten sind mir die Leute im Geschäft zu viel geworden, die behaupten, sie machten das alles aus reiner Liebe zum Sport und für die Fans. Das ist verlogen", erklärt Kommentatoren-Legende Buschmann.

Buschmann: Man kann Dinge "kritisch sehen und trotzdem Spaß haben"

Buschmann arbeitet seit fast drei Jahrzehnten als Sport- und Fußballkommentator. Aber im nächsten Jahr ist Schluss. Dann zieht sich der 57-Jährige aus der Fußballberichterstattung zurück. Aber nicht komplett, wie er jetzt bei Instagram postete.

"Zu den Kernaussagen stehe ich auch. Aber die Konsequenz, die ich ziehe, da bin ich so konsequent inkonsequent", meinte Buschmann in einem Instagram-Video. "Es ist nicht einfach. Das ist halt so." Man kann Dinge "kritisch sehen und trotzdem Spaß in diesem Umfeld haben". In diesem Video stellte er fest, dass er Kolleginnen und Kollegen nicht persönlich kritisieren wollte. "Ich habe null über spezielle Personen nachgedacht. Ich habe nur meine Eindrücke geschildert."

Frank Buschmann: "Da ist eine unglaubliche Angst, was DFL und Klubs denken"

"Reporter bei Streaming-Diensten oder im TV sind oft wahnsinnig weichgespült, weil sie niemandem weh tun wollen. Da ist eine unglaubliche Angst davor, was die DFL, der Klub, der Trainer oder die Spieler denken. Aber dafür ist man nicht Reporter. Dieses Bemühen, niemandem auf die Füße zu treten, tötet jede Leidenschaft. Genau dasselbe gilt, wenn jemand kommentiert wie auf einem Trainerseminar: Das gefällt angehenden Bundesliga-Trainern gut, weil ich ihre komplette Fachterminologie unterbringe, ich kommentiere aber am Gros der Zuschauer vorbei."

Der ehemalige Sport1-Kommentar arbeitet seit einigen Jahren für Sky, wo er die Bundesliga kommentiert. Aber "Buschi" geriet immer wieder in die Kritik. Zum einen wegen seinen enthusiastischen Kommentare und zum anderen wegen umstrittenen Äußerungen gegenüber Hans Sarpei ("dunkler Mann") und Ross Antony ("tut ihm der Popo weh") bei einer TV-Total-Sendung 2014.

Buschmann im kommenden Jahr Football-Reporter bei RTL?

Während die einen Buschmann für seine mitreißenden Kommentare lieben, schalten andere den Fernseher ab. Die Art und Weise seiner Kommentierung ist nicht jedermanns Geschmack. Dennoch erfreut sich "Buschi" einer großen Anhängerschaft aufgrund seiner Expertise im US-Sport (NBA, NFL), den er im Gegensatz zum Fußball kaum kritisiert. Hinter den Kulissen wird bereits gemunkelt, dass Buschmann im kommenden Jahr als Football-Experte bei RTL arbeitet. 

"Der Vorwurf, ich sei inkonsequent, weil ich den US-Sport immer heiligsprechen, dem Fußball aber Kommerzialisierung vorwerfen würde, kommt oft. Das liegt daran, dass viele den Unterschied der beiden Sportsysteme nicht begreifen: In den USA spielt sich Sport bis unmittelbar unterhalb des Profibereichs in Schulen und Colleges ab. Das ist Amateursport. Danach geht es den Besitzern von Franchises und den Sportlern darum, das große Geld zu verdienen. Das wird dort aber ganz offen gesagt. Und wenn dabei noch ein großes Spektakel für die Fans abfällt – umso besser", so Buschmann.

Für seinen Rückzug aus dem Fußball entscheidend war auch die fehlende Transparenz. "Ja. Und zwar auch im Journalismus. Wie oft habe ich gehört: 'Wir müssen ein bisschen vorsichtig sein, wir wollen ja die Rechte wieder kriegen.' Oder: 'Wir wollen ein gutes Verhältnis zu denen.' Natürlich gibt es Abhängigkeitsverhältnisse. Und wenn wir ehrlich sind, weiß das auch jeder. Allein der Umstand, dass die Pressesprecher festlegen, welche Spieler zum Interview erscheinen, ist ein Witz."

Frank Buschmann: "Die Vollblutreporter sterben aus"

Auch mit Kritik an Kollegen spart Buschmann nicht. "Die Vollblutreporter sterben aus. Und damit auch die, die ein Gespür dafür haben, was großen Sport ausmacht; die, die sich keine Platte machen, ob sich irgendwo bei einem Klub oder in Sozialen Netzwerken einer aufregt, weil sie vielleicht nicht ganz den richtigen Ton getroffen haben. Das ist tragisch. Wer sich mal anhört, wie ich in meinen Anfangsjahren die Basketball-Nationalmannschaft kommentiert habe – das hatte mit Sportjournalismus nur sehr begrenzt zu tun. Das würde ich heute so sicher nicht mehr machen, aber ich war immer aus Leidenschaft Sportreporter. Diese Leidenschaft können sich junge Kollegen kaum noch leisten", so Buschmann.

 

Mehr Sport-News:

Mit dem NFL Draft 2023 in Kansas City startet eine neue Football-Ära in Deutschland: Nicht mehr Pro7, sondern RTL ist der neue Free-TV-Partner der NFL. Was bedeutet das? Wieso ist die Liga diesen Schritt gegangen? Worauf können sich die Fans einstellen?

Die NFL-Saison und der Super Bowl werden ab 2023/2024 in Deutschland von einem neuen TV-Sender im Free-TV übertragen. Anstatt ProSiebenSat.1 und ran.de wird RTL in Zukunft die beste Football-Liga der Welt zeigen. Was wird aus dem #ranNFL-Expertenteam?

"Coach" Patrick Esume nimmt nach dem Ende von #ranNFL Abschied von der TV-Crew in München. Am Sonntag war Esume zum letzten Mal live im TV-Studio von ProSieben. Die NFL läuft künftig bei RTL. Die Zukunft von Esume ist noch unklar.