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"Vollblutreporter sterben aus": Darum macht Frank Buschmann als Fußball-Kommentator Schluss

Frank Buschmann zieht sich im nächsten Sommer als Fußball-Kommentator zurück. Im Interview mit dem Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) nennt er die Gründe für seine Entscheidung, ab 2023/24 keine Fußballspiele mehr live im TV zu kommentieren.

Kommentator Frank Buschmann
Credit: Imago
  • Frank Buschmann macht 2023 als Fußball-Kommentator Schluss
  • Buschmann: "Drumherum mittlerweile schwierig bis unerträglich"
  • "Buschi" kritisiert fehlende Transparenz bei Bundesliga-Berichterstattung

Frank Buschmann arbeitet seit fast drei Jahrzehnten als Sport- und Fußballkommentator. Aber im nächsten Jahr ist Schluss. Dann zieht sich der 57-Jährige aus der Fußballberichterstattung zurück. Im VDS-Interview nennt er noch einmal seine Beweggründe. 

"Ich finde das Drumherum mittlerweile schwierig bis unerträglich. In dem Moment, in dem ich in der Konferenz bei Sky am Mikrofon bin, liebe ich meinen Job. Aber außerhalb der 90 Minuten sind mir die Leute im Geschäft zu viel geworden, die behaupten, sie machten das alles aus reiner Liebe zum Sport und für die Fans. Das ist verlogen", erklärt Kommentatoren-Legende Buschmann.

Der ehemalige Sport1-Kommentar arbeitet seit einigen Jahren für Sky, wo er die Bundesliga kommentiert. Aber "Buschi" geriet immer wieder in die Kritik. Zum einen wegen seinen enthusiastischen Kommentare und zum anderen wegen umstrittenen Äußerungen gegenüber Hans Sarpei ("dunkler Mann") und Ross Antony ("tut ihm der Popo weh") bei einer TV-Total-Sendung 2014.

Frank Buschmann: "Viele begreifen Unterschied nicht"

Während die einen Buschmann für seine mitreißenden Kommentare lieben, schalten andere den Fernseher ab. Die Art und Weise seiner Kommentierung ist nicht jedermanns Geschmack. Dennoch erfreut sich "Buschi" einer großen Anhängerschaft aufgrund seiner Expertise im US-Sport (NBA, NFL), den er im Gegensatz zum Fußball kaum kritisiert.

"Der Vorwurf, ich sei inkonsequent, weil ich den US-Sport immer heiligsprechen, dem Fußball aber Kommerzialisierung vorwerfen würde, kommt oft. Das liegt daran, dass viele den Unterschied der beiden Sportsysteme nicht begreifen: In den USA spielt sich Sport bis unmittelbar unterhalb des Profibereichs in Schulen und Colleges ab. Das ist Amateursport. Danach geht es den Besitzern von Franchises und den Sportlern darum, das große Geld zu verdienen. Das wird dort aber ganz offen gesagt. Und wenn dabei noch ein großes Spektakel für die Fans abfällt – umso besser", so Buschmann.

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Für seinen Rückzug aus dem Fußball entscheidend war auch die fehlende Transparenz. "Ja. Und zwar auch im Journalismus. Wie oft habe ich gehört: 'Wir müssen ein bisschen vorsichtig sein, wir wollen ja die Rechte wieder kriegen.' Oder: 'Wir wollen ein gutes Verhältnis zu denen.' Natürlich gibt es Abhängigkeitsverhältnisse. Und wenn wir ehrlich sind, weiß das auch jeder. Allein der Umstand, dass die Pressesprecher festlegen, welche Spieler zum Interview erscheinen, ist ein Witz."

 

Frank Buschmann: "Die Vollblutreporter sterben aus"

Auch mit Kritik an Kollegen spart Buschmann nicht. "Reporter bei Streaming-Diensten oder im TV sind oft wahnsinnig weichgespült, weil sie niemandem weh tun wollen. Da ist eine unglaubliche Angst davor, was die DFL, der Klub, der Trainer oder die Spieler denken. Aber dafür ist man nicht Reporter. Dieses Bemühen, niemandem auf die Füße zu treten, tötet jede Leidenschaft. Genau dasselbe gilt, wenn jemand kommentiert wie auf einem Trainerseminar: Das gefällt angehenden Bundesliga-Trainern gut, weil ich ihre komplette Fachterminologie unterbringe, ich kommentiere aber am Gros der Zuschauer vorbei."

"Die Vollblutreporter sterben aus. Und damit auch die, die ein Gespür dafür haben, was großen Sport ausmacht; die, die sich keine Platte machen, ob sich irgendwo bei einem Klub oder in Sozialen Netzwerken einer aufregt, weil sie vielleicht nicht ganz den richtigen Ton getroffen haben. Das ist tragisch. Wer sich mal anhört, wie ich in meinen Anfangsjahren die Basketball-Nationalmannschaft kommentiert habe – das hatte mit Sportjournalismus nur sehr begrenzt zu tun. Das würde ich heute so sicher nicht mehr machen, aber ich war immer aus Leidenschaft Sportreporter. Diese Leidenschaft können sich junge Kollegen kaum noch leisten", so Buschmann.

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