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Mein großer Traum: "Pascal Wehrlein gewinnt mit Porsche WM in der Formel E"

Formel-E-Pilot Pascal Wehrlein geht ambitioniert in seine zweite Saison mit TAG Heuer Porsche. 2022 will der Rennfahrer mit seinem Team nach dem WM-Titel greifen. Das erklärt der 27-Jährige im Interview mit Sports Illustrated zum Saisonstart in Saudi-Arabien. 

Credit: Getty Images

Sports Illustrated: Die neue Formel-E-Saison startet in Saudi-Arabien. Kann Porsche dieses Jahr seinen ersten Sieg einfahren?

Pascal Wehrlein: Ich hoffe, dass es 2022 klappt. Wir waren im vergangenen Jahr beim Rennen in Mexiko schon einmal vorne, aber uns wurde der Sieg aufgrund eines Formfehlers aberkannt. Vom Speed und vom Potenzial her wissen wir, dass Porsche konkurrenzfähig ist. Das Team ist noch relativ neu in der Formel E. Im ersten Jahr konnten wir noch nicht so viele Daten sammeln. Im vergangenen Jahr bin ich neu dazugekommen. Es braucht immer ein bisschen Zeit, bis alle Rädchen ineinandergreifen. Aber jetzt können wir angreifen.

Sports Illustrated: Alle E-Rennwagen haben 20 KW mehr Power bekommen. Kommt Ihnen diese Mehrleistung entgegen?

Wehrlein: Am Ende ist es für alle gleich und es macht keinen großen Unterschied. Auf der Strecke sind die Fahrer jetzt eine halbe bis zu einer Sekunde schneller. Dafür verschleißen die Reifen im Rennen mehr. Aber das sind minimale Sachen, die sich ändern.

Sports Illustrated: Als Formel-E-Pilot ist man nicht wie in der Formel 1 auf "Schienen" unterwegs. Wie stark muss man als Pilot eingreifen, um das Auto sauber auf der Strecke zu halten?

Wehrlein: Dieses Gefühl, das Auto auf der Strecke zu halten, steckt in mir drin. Ich tue mich leicht mit den Umstellungen. Ich bin in meiner Karriere vorher in der Formel 1 und der DTM gefahren. Das sind alles komplett unterschiedliche Fahrzeuge, deshalb fällt es mir nicht schwer, meinen Fahrstil an die unterschiedlichen Strecken anzupassen. Manche Strecken in der Formel E haben mehr Grip, manche weniger wie in Diriyah, weil hier so viel Sand und Staub ist. Aber mir macht es Spaß, das Auto am absoluten Limit zu bewegen.

 

Sports Illustrated: Wie anspruchsvoll ist die knapp 2,5 km lange Strecke in Diriyah?

Wehrlein: Die Strecke in Saudia-Arabien ist eine der schwersten. Es ist ein typischer Stadtkurs ohne Auslaufzonen. Der mittlere Sektor mit den vielen schnellen Kurven ist sehr spannend. Auf der Ideallinie ist der Grip gut. Aber sobald man etwas neben die Ideallinie auf den Sand kommt, ist es wie Glatteis.

Sports Illustrated: Wie finden Sie das richtige Maß zwischen Vollgas und Vorsicht auf der Strecke?

Wehrlein: Ich versuche immer das Beste aus jeder Situation zu machen. Bereits am Start muss man das Risiko abschätzen und schauen, ob man zu Beginn gleich einen Platz mehr oder weniger gutmacht. Dadurch könnte man das ganze Rennen riskieren und die ganze Arbeit, die das Team ins Auto gesteckt hat. Da kommt es immer auf die Situation an. Das sind Entscheidungen, die man innerhalb einer Zehntelsekunde trifft. Dann hofft man, dass die Entscheidung richtig ist (lacht…).

Pascal Wehrlein
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Sie sind ein Rennfahrer, der sich selbst extrem unter Druck setzt. Ist das immer ein Vorteil?

Wehrlein: Das ist eher positiv für mich. Dadurch kann ich das Maximale aus mir herausholen. Wenn kein Druck und kein Ehrgeiz da sind, lehnt man sich vielleicht zurück. Mir sind der Druck und der Ehrgeiz extrem wichtig. So war ich immer schon. Ich war nie zufrieden mit einem zweiten Platz. Ich habe dann so lange daran gearbeitet, bis es geklappt hat.

Sports Illustrated: Sind Sie ein Perfektionist?

Wehrlein: Was meinen Beruf und meine Leidenschaft fürs Rennfahren betrifft, bin ich ein Perfektionist. Aber zu Hause auf dem Tisch muss das Besteck nicht gerade liegen.

Sports Illustrated: In der letzten Saison sind Sie WM-Elfter geworden. Zu Platz eins haben „nur“ 20 Punkte gefehlt. Was ist Ihr Ziel für 2022?

Wehrlein: Ich möchte dieses Jahr versuchen, in die Top 3 zu fahren und den WM-Titel anzugreifen. Ohne die Disqualifikation 2021 in Mexiko hätten wir den Titel geholt. Letztes Jahr war es super eng. Das alte Qualifying-Format hat die Weltmeisterschaft künstlich spannend gehalten. Jetzt ist es anders. Die K.o.-Duelle finde ich super spannend. Jeder Fahrer hat die gleiche Chance nach vorne zu kommen. Die besten Teams werden sich im Vergleich zum vergangenen Jahr vom Rest des Feldes absetzen.

 

Sports Illustrated: Der neue K.o.-Modus kommt Ihnen als Fahrer entgegen. Wie stehen die Chancen auf einen Sieg zum Saisonauftakt?

Wehrlein: Ich werde alles geben. Porsche ist gut vorbereitet. Das gesamte Team ist hochmotiviert. Wir haben viel Zeit ins Auto investiert, was wir dieses Jahr besser machen können. Ich fühle mich sehr wohl – und somit haben wir alle Zutaten beisammen, dass wir diese Saison vorne dabei sein können.

Sports Illustrated: Welche Überschrift würden Sie nach der Saison über sich gerne lesen?

Wehrlein: Meine Wunsch-Überschrift wäre: "Pascal Wehrlein gewinnt den WM-Titel mit Porsche"

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