NFL bei RTL: Fünf Wünsche für Football-Übertragungen im deutschen Free-TV
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Es sind nur noch einige wenige Wochen bis zur offiziellen Staffelstabübergabe der NFL-Rechte von ProSieben an RTL. Der NFL-Draft in Kansas City Ende April wird das erste Event sein, was deutsche Football-Fans beim Kölner Privatsender sehen können.
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Während im Hintergrund weiterhin Diskussionen über das Personal brodeln, sucht RTL fleißig Football-affine Produktionsmitarbeiter. Es bleibt ja noch einiges an Vorlauf bis zum Start der Pre-Season im August. Was würde ich mir von dem neuen TV-Partner wünschen?
1. Wunsch an RTL: Angebot für Neulinge, aber mit Tiefgang
Sind wir ganz ehrlich: Viele NFL-Fans mit größerem Interesse am Sport sind schon vor Jahren von ranNFL zu DAZN oder dem GamePass gewechselt. Im Free-TV ist der Anspruch, immer wieder neuen Zuschauern die Regeln, Besonderheiten und spannenden Aspekte von American Football zu erklären, ganz logisch. Das hat ran überragend über Jahre gemacht. Aber für jemanden, der es zum gefühlt hundertsten Mal hört, ist es überflüssig.
Daher würde ich mir wünschen, dass RTL den Sport weiter massentauglich macht, es Neulingen ermöglicht die Faszination der NFL zu verstehen und emotional tief in das schönste Sonntagabend-Vergnügen einzutauchen. Gleichzeitig, und das ist eine Herausforderung, sollen die tiefergehenden Themen nicht verloren gehen.
Die bunten Storys der NFL, die Wow-Momente und Rekorde dürfen nicht fehlen – wie wäre es z.B. den deutschen NFL-Influencer René Bugner (Twitter) und seine fantastischen Zahlenspiele regelmäßig in die Sendung zu integrieren? Ohne ihn wüsste ich zum Beispiel nicht, dass in der ran-Ära die Kansas City Chiefs die meisten Siege aller NFL-Teams hatten oder wie lange die Detroit Lions nicht im deutschen TV zu sehen waren. Solche kleinen Goldstücke dürfen ruhig auch bei RTL gefeatured werden.
2. Wunsch an RTL: Exklusive NFL-Inhalte direkt von der Sideline
Der Wechsel zu RTL ist eine große Chance etwas anders zu machen am Sonntag um 19.00 Uhr. Der größte Schritt wäre für mich, wenn RTL auch in den USA vor Ort mit einem Reporter an der Sideline wäre. Exklusive, eigene Eindrücke würden das TV-Produkt deutlich wertiger machen und ein USP gegenüber der Pay-TV-Konkurrenz sein. Das zu ermöglichen, wäre auf jeden Fall mit Kosten verbunden.
Aber: Mit Sebastian Vollmer und Markus Kuhn wohnen zwei deutsche Ex-Spieler mit TV-Erfahrung immer noch in den USA. Wären die beiden nicht die ideale Besetzung, um abwechselnd vor Ort zu sein und den deutschen Fans ihre Einblicke, Gespräche und die Atmosphäre nach Deutschland zu transportieren? Für mich wäre das ein riesiger Grund RTL einzuschalten.
3. Wunsch an RTL: Es fehlen Frauen im Football
Für mich ist es inakzeptabel, dass die bisherigen deutschen TV-Übertragungen der NFL eine komplette Männernummer sind. Früher bei Sat.1 waren durchaus auch mal eine Andrea Kaiser dabei, in den letzten Jahren war es dann "Männer only". Wir haben auch in Deutschland weibliche NFL-Experten wie Tiziana Höll oder Anna Lenz oder Moderatorinnen mit Football-Bezug wie Ninia LaGrande. Wann sehen wir die vor der Kamera?
Ich glaube, es gibt da draußen viele weibliche Sport-Fans, die genau auf solche Frauen als Vorbild warten und für die solche Sendungen deutlich relevanter werden. Wenn der Anspruch von American Football in Deutschland Mainstream ist, dann sollte das auch in der Berichterstattung abgebildet werden. Und bitte nicht mit dem Argument "Es bewirbt sich niemand" kontern. Bildet aus, castet und findet Frauen mit richtig gutem Football-IQ.
4. Wunsch an RTL: Mehr NFL-Football, weniger Swag
RTL hat in der Vergangenheit nicht nur Fußball gezeigt, sondern auch Skispringen und Formel 1 "groß gemacht". Was mich damals an den Übertragungen immer fasziniert hat, war der unterhaltsame Fokus auf den Sport. Bei Rennen am Hockenheim-Ring ist die Redaktion für Einspieler auch mal zu den Grid-Girls oder den campenden Schumi-Fans gelaufen, aber der Zusammenhang zum Sport ging nie verloren. Es ging immer um die Liebe und Leidenschaft für den Sport.
Die Helden der Football-Übertragungen sind Mahomes, Burrow, Hurts oder Jefferson. Die Aufgabe von RTL muss es sein, diese perfekt in Szene zu setzen, den deutschen Fans näherzubringen und ihre Geschichte zu erzählen. Damit steigt langfristig das Interesse an der Sportart. Ich bin sehr gespannt, wie sie das schaffen und wie sie die bisherigen und neue Faces dafür einsetzen.
5. Wunsch an RTL: Die NFL-Community nicht verlieren
Was hat die NFL und Football in Deutschland bisher so besonders gemacht? Es war die Community, die auf Instagram, Twitter und bei einer Vielzahl von Fan-Treffen so besonders war. Mit dem Wachstum, der Covid-Pandemie und einer gefühlten "Professionalisierung" ist der Faktor Community für mich etwas nach hinten gerutscht. Es geht doch nicht nur darum den Sport zu schauen, sondern um die Rituale, das gemeinsame Schauen und die geteilten Emotionen.
Ich möchte nicht nur die ganzen Snackstadien, Fan-Caves und Food-Komata sehen, sondern die Leidenschaft spüren. RTL wird die größten Möglichkeiten haben, diese Besonderheit des Footballs in Deutschland wieder stärker in den Fokus zu bringen. Die verrückten Fans, Fanclubs und Rituale müssen zelebriert werden. Das ist unser Tailgating, unser Gameday. Das ist vielleicht das Besondere der Kultur von American Football im Gegensatz zu anderen Sportarten.
Was wünscht ihr Euch von RTL zur neuen Saison?
Zur Person: Daniel Jensen produziert beruflich digitale Sportinhalte und ist seit 2020 als Host in der Footballerei vor dem Mikrofon. Seine Liebe zum Football entstand während eines Austauschjahres in Kansas. Am 6. September 2022 ist sein Buch "Patrick Mahomes – Die Unglaubliche Geschichte des NFL-Superstars" erschienen. Wöchentlich berichtet er hier über das erste NFL-Spiel in Deutschland im November.
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