Quarterback-Legende Namath über Joe Burrow: "Er wirft wie Tom Brady"
Sports Illustrated: Haben Sie schon mal von Joe's Club gehört?
Joe Namath: Ich hatte das noch gehört, bis es herauskam. Ich weiß nicht, wer das recherchiert hat. Aber ich habe es letzte Woche zum ersten Mal erfahren.
Sports Illustrated: Bei all den großen Quarterbacks in der Geschichte der NFL gab es nur zwei, die sowohl den Titel am College und in der NFL gewonnen haben.
Namath: Das ist erstaunlich. Es fällt mir wirklich schwer, das zu glauben. Ich schätze, es war einfach eine Frage des Glücks, ein paar Joe’s waren zur richtigen Zeit im richtigen Team. Dass Montana viermal gewonnen hat, ist einfach bemerkenswert.
Sports Illustrated: Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an den Super Bowl III im Jahr 1969 zurückdenken?
Namath: (lacht...) Mann, wir haben die Meisterschaft gewonnen! Ein Traum wurde wahr. Wenn man von unten anfängt, will man es einfach nur ins Team schaffen. Das nächste Ziel ist es, die Meisterschaft zu gewinnen. Und da ich das in der High School und mit meinem College-Programm geschafft habe, war ich sehr glücklich. Aber insgesamt war es immer eine Teamleistung.
Sports Illustrated: Dachten Sie als Sie die Baltimore Colts besiegt haben, dass es immer so weitergehen würde?
Namath: Man hat sicherlich die Absicht, die Jahre danach weiter zu dominieren. Ja, ich hatte immer daran geglaubt, dass wir das können. Aber wir haben einfach nicht gut genug gespielt. Wir hatten nicht die richtigen Voraussetzungen, oder ich habe nicht so gut gespielt. Wir konnten nicht mit der Konkurrenz mithalten, aber wir haben es auf jeden Fall immer versucht. Ich bin nie in ein Spiel gegangen, um zu verlieren.
Sports Illustrated: Wann sind Sie zum ersten Mal auf Joe Burrow aufmerksam geworden?
Namath: Das erste Mal habe ich ihn gesehen, als er bei der Louisiana State University (LSU) gespielt hat. Das ganze Team war beeindruckend. Er hat nicht so viel gemacht, wie man es von ihm bei den Profis erwartet. Er bewegte sich kaum auf seinen Füßen. Ich habe nicht gesehen, dass er so flink ist. Aber ihn im College zu beobachten, war für mich eine erste Vorahnung, wie gut er den Ball wirft. Ich habe ihn wachsen sehen. Er ist klug. Er hat alle Eigenschaften, die die Jungs in der Vergangenheit hatten, die Jungs, die Meisterschaften gewonnen haben. Wenn er das Team von Cincinnati dazu bringen kann, sich zu verbessern, werden sie mehr als nur eine Meisterschaft gewinnen.
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Sports Illustrated: Haben die Bengals eine Chance gegen die Los Angeles Rams?
Namath: Ich würde sie gerne gewinnen sehen. Aber ich tippe nicht gegen die Rams, weil ich Matthew Stafford mag. Das ist für mich das alte AFL-Ding. Bei Burrow beobachte ich auch die Kopfbewegung. Er zögert nicht. Es ist schön zu sehen, wie er sich mit seinen Möglichkeiten bewegt. Er hat eine schöne Art, die Geschwindigkeit seiner Pässe zu ändern. Er kann alles werfen, genau wie Tom Brady.
Sports Illustrated: Sie haben mit so viel Stil gespielt. Was halten Sie von Burrow als Person?
Namath: Was die Zigarren angeht, hat mich meine Tochter Jessica darauf angesprochen, als er zum ersten Mal rauchte. Ich sagte: "Nun, Schatz, das ist nicht neu." Es war eine Tradition, dass Trainer und Manager Zigarren verteilten, wenn wir Tennessee geschlagen hatten. Bei der LSU gab es wahrscheinlich die gleiche Tradition. Ich kann nicht glauben, dass sie ihn jetzt rauchen lassen, aber Gott segne ihn. Er ist happy. Das erinnert mich an früher.
Namath: Wenn man einige Jahre zurückblickt, sind die Athleten größer, stärker und schneller geworden. Sie sind bessere Sportler. Sie trainieren das ganze Jahr. Früher konnte man das nicht. Man hatte keinen Ernährungsberater. Man hatte keine Leute, die einem ständig dabei halfen, das Beste aus sich herauszuholen - sowohl körperlich als auch mental. James Naismith hat den Basketball erfunden. Daran habe ich schon oft gedacht. Als ich in der High School war, konnte ich einen Basketball werfen. Als ich in Alabama war, konnte ich einen Basketball beidhändig in den Korb stopfen. Das war einer der größten Nervenkitzel, den ich je hatte. Ich glaube nicht, dass Naismith sich jemals vorgestellt hat, dass das Spiel mit so viel Dreiern gespielt wird, wie es heute der Fall ist. Oh, mein Gott! Sie sind körperlich so begabt und mental müssen sie stark sein. Das ist heute eine ganz andere Sache.
Sports Illustrated: Haben Sie sich jemals gefragt, wie Ihre Karriere verlaufen wäre, wenn Sie so trainiert hätten?
Namath: Vielleicht am Anfang. Ja, ich wünschte, ich hätte das gehabt. Aber die Jungs mussten in unserer Zeit auch arbeiten gehen. Wir hatten Teamkollegen, die 10.000 Dollar verdienten. Aber manchmal konnten wir erst mittags trainieren, weil einige Jungs morgens zur Arbeit mussten. Jetzt gibt es vielleicht 20 verschiedene Leute, die als Assistenten aufgeführt sind. Heutzutage ist alles viel besser.
Sports Illustrated: Was halten Sie davon, dass der Super Bowl in Los Angeles stattfindet?
Namath: Das Gebiet in Los Angeles ist eine ganz andere Welt im Vergleich zum Rest des Landes. Du hast den Glamour, du hast die glitzernden Sachen, die dort passieren.
Sports Illustrated: Wie lautet Ihr Tipp für das Spiel zwischen den Bengals und den Rams?
Namath: Jedes von den beiden Teams kann gewinnen. Die Mannschaften können sich nur selber schlagen. Als ich noch ein Neuling im College war, habe ich bei der ersten Besprechung von Coach Bear Bryant nicht verstanden, wovon er überhaupt sprach. Er sagte: "Ich werde Euch beibringen, wie ihr aufhört, euch selbst zu schlagen." Deshalb weiß ich, dass beide Teams triumphieren können. Sie sind beide gut genug, um den anderen zu schlagen. Aber sind sie auch gut genug, um Fehler zu vermeiden?
Sports Illustrated: Würden Sie einen weiteren Joe im Club begrüßen?
Namath: Ja. Das wäre ein Spaß. Es würde Cincinnati auch Spaß machen, den Super Bowl zu gewinnen.
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