Tennis

Dominic Thiem: "Ich will wieder dahin zurückkommen, wo ich schon einmal war"

Dominic Thiem ist seit einigen Wochen zurück auf der ATP-Tour. Im Interview mit Sports Illustrated spricht der Österreicher über das schwierige Comeback nach seiner Handverletzung, seine Ziele für die French Open in Paris und Kumpel Alexander Zverev.

Tennis-Profi Dominic Thiem
Credit: Imago
  • Dominik Thiem im Interview mit Sports Illustrated
  • Thiem nach Handverletzung auf ATP-Tour zurückgekehrt
  • Tennis-Profi Thiem traut Alex Zverev die Nummer 1 zu

Sports Illustrated: Wie geht’s Ihrer verletzten Hand? Haben Sie noch Schmerzen?

Dominic Thiem: Meiner Hand geht es gut. Ich habe keine Schmerzen mehr. In den letzten drei Wochen nach meiner Covid-19-Infektion habe ich jeden Tag trainieren können und habe bei drei Turnieren meine ersten Matches auf der ATP-Tour gespielt. Obwohl ich noch kein Match gewonnen habe, spüre ich, dass ich auf einem guten Weg bin und jeden Tag Verbesserungen sehe.

Sports Illustrated: Wie hart war die Zeit, als Sie aufgrund Ihrer Verletzung nicht spielen konnten?

Thiem: Es war sehr hart. Die Wochen, in denen ich eine Schiene um die Hand hatte, waren nicht so schlimm, weil ich wusste, dass ich nichts machen kann.  Am härtesten war die Zeit, als ich wieder zu spielen angefangen habe. Das hätte ich mir leichter vorgestellt. Am Ende hat es zehn Monate gedauert, ehe ich mein Comeback starten konnte. Alle anderen hatten in dieser Zeit einen Schläger in der Hand und haben Turniere gespielt. Bei mir wurde der Rückstand auf alle anderen Topspieler immer größer. Diesen Rückstand aufzuholen, bin ich jetzt gerade dabei. Hoffentlich schaffe ich das in absehbarer Zeit.

Sports Illustrated: Auf welchem Level befinden Sie sich körperlich? 

Thiem: Ich bin körperlich in einer besseren Verfassung. Ich habe extrem viel Fitness gemacht, als ich verletzt war. Mit der rechten Hand habe ich nicht machen können, aber alles andere war voll belastbar. Da habe ich die Zeit richtig gut genutzt. Bei meiner rechten Hand ist alles verloren gegangen. Normalerweise ist meine rechte Hand doppelt so groß wie meine linke. Nach der Verletzung war sie nur noch halb so groß.

Tennis-Profi Dominic Thiem
Tennis-Profi Dominic Thiem
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Sports Illustrated: Was hat diese Verletzung mit Ihrem Kopf gemacht?

Thiem: Ich will wieder dahin zurückkommen, wo ich schon einmal war. Ich bin in jedes Match hineingegangen und habe gewusst, dass ich gewinnen kann, wenn ich meine Topleistung abrufen kann. Das war bei jedem Turnier so. Wenn ich gut gespielt habe, konnte ich weit kommen oder das Turnier gewinnen. Davon bin ich jetzt sehr weit weg. Aber die Erinnerungen daran, wie sich die Erfolge damals angefühlt haben, sind eine große Motivation für mich weiter hart zu arbeiten, um wieder nach oben zu kommen.

Sports Illustrated: Welche Ziele haben Sie bei den French Open?

Thiem: Ich versuche in diesem Jahr so viele Turniere wie möglich zu spielen, um Spielpraxis zu sammeln. Vor den French Open habe ich noch ein Turnier. Auch wenn die Ergebnisse bis jetzt noch nicht stimmen, habe ich von Turnier zu Turnier einen Fortschritt gesehen. Ich hoffe, dass es beim Turnier in Genf noch besser wird. Mein Ziel ist es, dass ich bei den French Open wieder halbwegs konkurrenzfähig bin. Ich bin bei den French Open nicht gesetzt. Deshalb kann in der ersten Runde ein absoluter Topstar warten. Aber ich werde alles tun, dass ich kein Kanonenfutter bin.

Sports Illustrated: Wie viele Shirts stellt Ihnen Ihr Sponsor Adidas bei den French Open zur Verfügung?

Thiem: Das ist von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Jeder Spieler kann sich aussuchen, wie viele Shirts er benötigt. Ich nehme meistens zwölf. Das ist so eine Zahl, die ich mir angewöhnt habe. Das ist nicht zu wenig und nicht zu viel. Ich bin zwar nicht abergläubig, aber das hat schon ein paar Mal gut funktioniert. Dabei bleibe ich auch.

Sports Illustrated: Bei einem Comeback kann es manchmal lange dauern. Sind Sie ein geduldiger Mensch?

Thiem: Ich bin sowohl ein geduldiger als auch ein ungeduldiger Mensch. Auf der einen Seite weiß ich, dass es noch nicht so gut funktioniert. Andererseits will ich beim Training oder bei den Matches auf dem Platz, dass die Dinge funktionieren. Dann ist es für mich schwer zu akzeptieren, wenn ich Fehler mache, die ich sonst nicht gemacht hätte. Da bin ich schon sehr ungeduldig. Aber generell bin ich in einer guten Balance.

Sports Illustrated: In der Weltrangliste sind Sie aus den Top 100 gefallen. Schmerzt Sie das?

Thiem: So funktioniert die Rangliste, wenn man zehn Monate nicht auf der ATP-Tour spielt. Wenn man nicht spielt, wird man so weit zurückfallen. Das war mir von Beginn an klar. Deshalb ist es gut, dass es die Protected Rankings gibt. Somit habe ich bis zum Ende des Jahres die Chance, dass ich bei fast allen großen Turnieren mitspielen kann. Wenn ich es schaffe, gute Leistungen zu bringen, komme ich in der Rangliste wieder nach vorne. Wenn nicht, dann muss ich mich von unten raufkämpfen.

Sports Illustrated: Welche Rolle spielt ein Sponsor wie Adidas, der Ihnen in der schweren Zeit zur Seite steht?

Thiem: Sehr wichtig. Wir sind seit elf Jahren zusammen. Natürlich war das jetzt das größte Tief. Aber es hat schon vorher Phasen gegeben, wo ich nicht so gut gespielt habe. Dann kamen wieder extrem tolle Phasen. Es ist richtig schön, wenn man so eine lange Zeit zusammenarbeitet und durch alle guten und schlechten Zeiten miteinander geht. Als ich verletzt war, war ich ein paar Mal bei Adidas in Herzogenaurach. Vergangene Woche war ich bei Real Madrid gegen Manchester City auf Einladung meines Sponsors. Da habe ich Karten von Adidas bekommen. Das ist ein Traum, wie mich Adidas immer unterstützt hat.

Sports Illustrated: Welchem Team drücken Sie im Champions-League-Finale die Daumen?

Thiem: Ich bin eigentlich Chelsea-Fan. Aber ich drücke Real Madrid im Finale die Daumen. Mit David Alaba hat Real einen tollen Fußballer aus Österreich in seinem Team. Mit Toni Kroos habe ich zuletzt einen Podcast gemacht, das ist ein richtig netter Typ. Zu beiden Spielern habe ich eine Beziehung. Deshalb hoffe ich, dass Real Madrid die Champions League gewinnt.

Sports Illustrated: Sie sind mit Alex Zverev befreundet. Wie beurteilen Sie seine sportliche Entwicklung?

Thiem: Im letzten Jahr hat Alex Zverev unglaublich gespielt. Mit seinem Sieg bei Olympia und den ATP-Finals hat er alles überragt. Er war einer der Spieler, mit den bedeutendsten Titeln in der vergangenen Saison. Dieser Erfolg hat ihn wahnsinnig unter Druck gesetzt, weil er die Chance hatte die Nummer eins zu werden. Dann hat er zu Beginn des Jahres bei den Australian Open nicht so gut gespielt und auch danach. Die Matches werden schwieriger, auch weil die anderen so gut spielen. Kein Konkurrent weicht einen Zentimeter zurück. Dann kommen Rafael Nadal sowie Novak Djokovic wieder zurück und mit Carlos Alcaraz gibt es plötzlich einen neuen Spieler. Es ist richtig schwierig im Tennis, deshalb war der Druck für Zverev sicherlich schwer zu verarbeiten. Aber wenn alles gut läuft, traue ich ihm die Nummer 1 absolut zu. Außerdem hoffe ich, dass er bald ein Grand-Slam-Turnier gewinnt.

Dominic Thiem und Alexander Zverev
Dominic Thiem und Alexander Zverev
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Sports Illustrated: Sie engagieren sich bei der Organisation "Parley for the Oceans" für saubere Ozeane und die Umwelt. Wie wichtig ist Ihnen diese Aufgabe?

Thiem: Für mich ist "Parley" eine unglaublich gute Sache, die sich mit dem Plastikproblem in den Meeren beschäftigt. Dieses Thema interessiert mich sehr und die Zusammenarbeit mit „Parley“ und Adidas ist immer intensiver geworden. Danach habe ich in Australien 2019 zum ersten Mal in Tenniskleidung gespielt, die aus Plastik aus den Ozeanen hergestellt wurde. Seither spiele ich die meiste Zeit in den recycelten Sachen. Ich finde es klasse, dass Adidas als eine der ersten großen Firmen mit den Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt hat. Für mich ist das eine Riesensache.

Sports Illustrated: Würden Sie sich wünschen, dass sich noch mehr Sportler für die Umwelt engagieren?

Thiem: Es werden immer mehr. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass wir vor allem im Tennis noch mehr für die Umwelt tun. Ich denke nur an die vielen Reisen der Tennis-Profis im Jahr sowie dem ganzen Müll, der bei einem Turnier anfällt. Da wäre es wichtig, dass wir uns alle zusammentun und die Situation verbessern. Möglichkeiten gibt es viele, der Umwelt etwas Gutes zu tun. Ich bin sehr guter Dinge, dass sich das in naher Zukunft alles zum Besseren wendet.

Sports Illustrated: Was ist Ihr größter Wunsch für die Zukunft?

Thiem: Ich wünsche mir, dass meine Familie, meine Freunde und ich gesund bleiben. Sportlich will ich so schnell wie möglich mein altes Leistungslevel wieder erreichen.

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