Tennis

Die Thronfolgerin: Noma Noha Akugue hat ein anderes Vorbild als Steffi Graf

Tennisspielerin Noma Noha Akugue aus Deutschland besitzt viel Talent. Ihr Vater ist großer Fan von Steffi Graf, was einer der Gründe war, warum er seine Tochter im Alter von drei Jahren zum Tennis brachte. Andrea Petkovic traut Akugue sogar die Top 10 in der WTA zu.

Noma Noha Akugue
Credit: Imago

Wären die sportlichen Anfänge von Noma Noha Akugue ein bisschen anders verlaufen, stünde sie heute vielleicht im Boxring anstatt auf dem Tenniscourt. Doch ihr Vater Roland Obazelu war nicht nur Boxer und Sparringspartner für einige Schwergewichtskämpfer im Hamburger Universum-Boxstall, sondern auch großer Fan von Steffi Graf – und drückte der kleinen Noma im Alter von drei Jahren zum ersten Mal den Schläger in die Hand.

Und es war sehr schnell allen bewusst: Dieses kleine Mädchen ist richtig gut. Mit 13 (!) gewann sie ihr erstes Frauenturnier, bei ihrem ersten Profiturnier war sie 14 Jahre alt – und ihr Weg führt weiter steil nach oben. Manche Beobachter sehen in ihr bereits den künftigen Star im deutschen Frauentennis. "Ich weiß, dass ich Talent habe", sagt die Linkshänderin, die bei ihren Matches immer ein schwarzes Haarband als Glücksbringer am linken Handgelenk trägt.

Noma Noha Akugue: Ihr großes Vorbild ist Naomi Osaka

Einen besonderen Erfolgsdruck verspürt sie aber nicht – auch wenn die Aufmerksamkeit in den vergangenen Monaten zugenommen hat. "Eigentlich ist alles ganz normal und so wie vorher. Es sind viele Augen auf mich gerichtet, aber ich versuche, mich nur auf mein Tennis zu konzentrieren und nicht auf die Erwartungshaltungen."

Die Willensstärke hat sie von Vater Roland Obazelu geerbt, der zusammen mit Mutter Miriam 1993 von Nigeria in die Nähe vom Hamburg kam – in jenem Jahr, in dem Steffi in Wimbledon, bei den French Open und bei den US Open triumphierte. Doch nicht Steffi Graf ist das große Vorbild seiner Tochter, sondern die Japanerin Naomi Osaka. Wie die ehemalige Weltranglistenerste und viermalige Grand-Slam-Gewinnerin setzt Akugue bei den Matches ein Pokerface auf.

Tennisspielerin Noma Noha Akugue 
Tennisspielerin Noma Noha Akugue 
Credit: Sports Illustrated
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"Naomi Osaka ist ruhig auf dem Platz und auch außerhalb. Aber ihre Spielweise ist sehr aggressiv. Ich denke, in diesen Punkten besitzen wir eine gewisse Ähnlichkeit", sagt Akugue, die während der Matches nur selten eine emotionale Regung zeigt. Viel lieber spielt sie ihre physischen Stärken aus. Mit schnellen Vor- und Rückhandschlägen setzt Akugue ihre Gegnerinnen von der Grundlinie permanent unter Druck.

DTB-Ass Akugue hat im Moment keinen Plan B

Beim WTA-Turnier am Hamburger Rothenbaum 2023 preschte sie als Wildcard-Spielerin bis ins Finale vor – erst dann war Schluss. Hätte Akugue gewonnen, wäre sie die erste Deutsche seit Steffi Graf 1992 gewesen, die beim Traditionsturnier in Hamburg als Siegerin vom Platz gegangen wäre.

Ihr Ziel ist klar: Akugue will in die Tennis-Weltklasse. Einen Plan B für ihre Karriere hat sie momentan nicht, die Fernschule hat sie unterbrochen, um sich ganz auf den Sport zu konzentrieren. Was ihr, als wir Ende September mit ihr sprechen, fehlt: ein neuer Coach. Benjamin Ebrahimzadeh, der sie zuvor trainierte, war ins Team des Österreichers Dominic Thiem gewechselt.

"Bis jetzt habe ich noch nicht den richtigen Trainer gefunden", sagt Akugue. Beim Turnier am Hamburger Rothenbaum kümmerten sich zuletzt Bundestrainerin Barbara Rittner und ihre Mentorin Andrea Petkovic um sie. Auf der Tribüne: Nomas Freund Kofi, der bei vielen Turnieren dabei ist. "Ich freue mich, wenn er Zeit hat und zu meinen Spielen kommt. Es bedeutet mir sehr viel, wenn er da ist", sagt Akugue. Sie braucht diese Nähe, denn sie muss sich wohlfühlen, um Erfolg zu haben.

Akugue arbeitet mit Sportpsychologen zusammen 

Auch bei den US Open sprang Rittner als Interimstrainerin ein, in New York scheiterte Akugue jedoch in der ersten Qualifikationsrunde. Dennoch attestiert ihr Rittner alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere – wenn Akugue weiter an ihrem Aufschlag arbeitet, öfters ans Netz geht und ihr Potenzial noch konstanter abruft. Mentorin Petkovic sieht sogar das Potenzial für die Top Ten in der Weltrangliste.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, zumal Akugues Karriere nicht frei von Rückschlägen ist. 2021 verletzte sie sich an der Schulter und konnte neun Monate kein Tennis spielen.

An ihrer mentalen Stärke arbeitet sie seit Februar mit einem Sportpsychologen. "Wir reden viel, auch über den Druck und wie es mir auf dem Platz geht. Wenn ich ein Problem habe oder wenn mich etwas beschäftigt, kann ich immer zu ihm gehen", sagt Akugue. 

Abseits des Platzes ist sie eher schüchtern, sensibel und introvertiert. Auch an die vielen Medientermine muss sich Akugue noch gewöhnen, weshalb ihre Managerin Interviewanfragen mit Bedacht auswählt. Schließlich, das vergisst man bei Akugues zahlreichen Erfolgen gelegentlich, ist sie immer noch ein Teenager: Sie hört Rap, shoppt im Internet, dreht TikTok-Clips. Also all das, was man als 19-Jährige eben so tut – wenn sie nicht, so nebenbei, an der ganz großen Tennis-Karriere bastelt.



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