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Snowboard-Star Chloe Kim: Die Frau, die in Halfpipe schwerelos Grenzen verschiebt

Snowboard-Superstar Chloe Kim ist das Nonplusultra in der Halfpipe. Die Geschichte der 22-jährigen US-Amerikanerin ist faszinierend, die in ihrer Karriere bereits zwei Mal olympisches Gold gewann. Sports Illustrated hat Kim in Beaver Creek besucht.

Chloe Kim bei Olympia 2022 in Peking
Credit: Getty Images

Chloe Kim streift sich im Flocken­wirbel die Handschuhe über, zupft sich die Skihose zurecht und zieht die Skibrille ins Gesicht. Im frischen Pulverschnee gleitet sie auf ihrem Board über die Kuppe des Hangs und nimmt ein paar lockere Schwünge auf der Strecke in Beaver Creek, die die Schwei­zer Uhrenmarke Breitling extra für sein Tes­timonial präparieren ließ. 

Das ist klar, nichts Alltägliches, aber was ist schon alltäglich an dieser Frau, fragt man sich – in diesem Mo­ment hebt Chloe Kim ab, sie fliegt, dreht sich um die eigene Achse. Ob schon mal jemand so elegant auf einem Snowboard aussah?

Auf dem Snowboard gibt's keine Bessere als Chloe Kim

Mit gerade einmal 22 Jahren ist Chloe Kim eine Ausnahmeerscheinung, eine der besten Snowboarderinnen aller Zeiten. Bereits mit 17 Jahren gewann sie Olympiagold in der Halfpipe, als jüngste Snowboarderin überhaupt. 2022 in Peking triumphierte sie zum zweiten Mal. Es hätte der Hattrick sein können, doch die Spiele 2014 hatte die US-Amerikanerin verpasst – weil sie mit 13 Jahren zu jung war. Das Mindestalter für eine Teilnahme an den olympischen Snowboard-Wettbewerben liegt bei 15 Jahren. Hätte Kim in Sotschi starten dürfen, sie hätte wohl gewonnen, denn es gibt in ihrer Sportart keine Bessere.

Vater Jong Jin war es, der ihr gigantisches Potenzial schnell erkannte. Der Hobby-Snowboarder packte seine kleine Tochter im Alter von vier Jahren auf den Rücksitz seines Honda Pilot, schnallte sie fest und fuhr mit ihr ins Mountain High Resort, etwa eine Stunde von Los Angeles entfernt. Zwei Jahre später nahm sie an den ersten Wettkämpfen teil. "Dann wollte mein Vater, dass ich bessere Trainingsmöglichkeiten bekomme", erzählt Kim, als wir sie nach der Snowboard-Session zum Gespräch treffen.

Snowboard-Olympiasiegerin Chloe Kim in Peking 2022
Snowboard-Olympiasiegerin Chloe Kim in Peking 2022
Credit: Sports Illustrated
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"Wir sind fast jedes Wochenende fünf Stunden nach Mammoth Mountain gefahren. Dort habe ich die ganze Saison trainiert." Heutzutage verschiebt sie die Grenzen in ihrem Sport und zeigt Tricks, die sich viele männliche Athleten nicht trauen. "Manchmal habe ich schon ein bisschen Angst, aber ich kann mir diese Angst nicht erlauben. Meistens bin ich im Autopilot-Modus und sage meinem Körper, was er tun muss", sagt Kim, deren sportliche Dominanz beeindruckt.

Chloe Kim gehört All-Star Squad von Breitling an

2018 stand sie als erste Frau bei Olympischen Spielen einen Back-to-back-1080er-Sprung mit drei vollen Umdrehungen in der Luft. Wenige Monate später schaffte sie einen Frontside Double Cork 1080 – einen Flip, bei dem sie sich während der Drehung zweimal in der Luft auf den Kopf stellt. Beim Olympia-Finale 2022 wagte sie sich zum allerersten Mal an einen Cab 1200 heran, den sie fast schaffte. "Es ist fantastisch, wenn man einen Moment in der Luft steht. Man denkt, die Zeit hält für einen Augenblick an. Aber die Zeit steht niemals still", sagt Kim, die im Schnee anscheinend schwerelos die Grenzen verschiebt. "Für mich bleibt die Zeit eher stehen, wenn ich am Start bin. Dann warte ich eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich in die Halfpipe kann."

Während viele andere Snowboarder beim Training Airbags benutzen, verzichtet Kim darauf. "Ich mache das nicht. Wenn ich einen Sprung geschafft habe, obwohl ich vielleicht ein bisschen Angst hatte, macht mich das stolz." Im Winter trainiert sie fast jeden Tag. Dann steht sie fünf bis sechs Stunden auf dem Snowboard. Wenn die Saison zu Ende ist, hält sich Kim fünfmal die Woche mit Cardio-Training und Yoga fit.

Snowboard-Star Chloe Kim aus den USA in Beaver Creek.
Snowboard-Star Chloe Kim aus den USA in Beaver Creek.
Credit: Sports Illustrated
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Zusammen mit Fußball-Superstar Erling Haaland von Manchester City, Basketball-Ass Giannis Antetokounmpo von den Milwaukee Bucks und Jaguars-Quarterback Trevor Lawrence gehört Kim der All-Star Squad von Breitling an – einem Kreis der weltbesten Athleten, auch das ist ein Beweis ihrer sportlichen Ausnahmestellung. "Darauf bin ich sehr stolz. Wenn man sich mit Sportlern wie ihnen trifft, wird einem bewusst, wie hart man gearbeitet hat, um ganz nach oben zu kommen. Viele können sich nicht vorstellen, wie viel Arbeit hinter dem Erfolg steckt. Dass man wirklich alles für seinen Sport gibt und auf viele Dinge verzichtet."

Snowboard-Star hatte es als Tochter südkoreanischer Eltern nicht immer leicht

Einerseits genießt Kim zwar den Ruhm und das Rampenlicht, sagt aber auch: "Ich träume manchmal von einem ganz normalen Tag, an dem ich zehn komplett andere Sachen erledige. Aber mich treibt die Liebe zu meinem Sport an. Ich liebe Snowboarden. Ich habe diesen Sport auch gemacht, weil es die einzige Chance war, viel Zeit mit meinem Vater zu verbringen. Diese Zeit hatten meine Schwestern so nicht, weil er ein viel beschäftigter Mann ist."

Genauso wichtig wie Vater Jong Jin ist Kims Mutter Boran. Wenn Kim von den Wettkämpfen nach Hause kommt, schaut meistens ihre Mutter bei ihr vorbei. "Wir sprechen über alles oder schauen uns Filme an. Manchmal hängen wir einfach nur rum oder gehen shoppen, so wie das beste Freundinnen tun. Meistens kocht meine Mutter auch Koreanisch für mich. Wenn ich zu Wettkämpfen fahre, gibt sie mir koreanisches Essen mit. Dann fühle ich mich fast wie zu Hause. Sie ist die Beste", sagt Kim.

Chloe Kim
Chloe Kim
Credit: Sports Illustrated
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Als Tochter südkoreanischer Eltern in den USA hatte sie es nicht immer leicht, sagt sie: "Ich hatte in meiner Kindheit niemanden, zu dem ich aufschauen konnte. Keiner hat so gelebt wie ich oder hatte die gleiche Geschichte." 

Chloe Kim wischt sich Schnee aus dem Gesicht und lacht

Hinter der strahlenden Fassade der vielfachen Winter-X-Games-Siegerin steckt eine sensible Athletin, die sich 2019 ausgebrannt fühlte. Nach ihrem Knöchelbruch machte Kim damals eine Pause und schrieb sich an der Princeton University ein. Sie entschied sich fürs College, um– so lautete zumindest der Plan – ihrer eigenen Berühmtheit zu entkommen. Doch mit Beginn der Covid-19-Pandemie und dem vorübergehenden Ende des Präsenzunterrichts im März 2020 entschloss sie sich zum Comeback auf dem Snowboard.

Im selben Jahr nahm sie an der TV- Show "The Masked Singer" in den USA teil. "Das war ein riesiger Spaß. Ich habe in meiner Wohnung das Singen geübt. Ich war so aufgeregt, dass ich bei der Show mitmachen durfte. Ich liebe singen. Aber ich bin ein bisschen schüchtern. Deshalb war das Singen hinter der Maske so toll für mich", sagt Kim, die ihre innere Ruhe und ihren Mittelpunkt offensichtlich wieder gefunden hat.

Beim Snowboarden in Beaver Creek strahlt Kim im weißen Snowboard-Outfit. Auch wenn ihr nicht alle Sprünge perfekt gelingen. Beim letzten Versuch in der Halfpipe hebt Kim ab, dreht sich 180 Grad um die eigene Achse – und fällt bei der seitlichen Landung mit dem Gesicht in den Schnee. Kim wischt sich die Flocken von der Skibrille und lacht.

 

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