Ski alpin

Lindsey Vonn: Darum kommt in dieser Saison niemand an Mikaela Shiffrin vorbei

Ski-Legende Lindsey Vonn spricht im Interview mit Sports Illustrated über die Auswirkungen des Klimawandels auf ihren Sport, ihre psychischen Probleme und ihre persönliche Prognose für den Gesamtweltcup in dieser Saison.

Die ehemalige Skifahrerin Lindsey Vonn
Credit: Under Armour
  • Lindsey Vonn über Mikaela Shiffrin, den Klimawandel und Mental Health
  • Vonn: "In der Gesamtwertung sehe ich eindeutig Mikaela vorne."
  • Hahnenkammrennen verursacht laut Vonn mehr Emissionen als USA-Trip

Lindsey Vonn ist eine der besten Skifahrerinnen aller Zeiten. Mit Mikaela Shiffrin gibt es im Team USA aktuell eine mehr als würdige Nachfolgerin, die den Weltcup in den vergangenen Jahren nach belieben dominierte. Im Interview am Rande des NFL-Gastspiels in Frankfurt erzählt Vonn, warum sie glaubt, dass sich das auch in dieser Saison nicht ändern wird. Außerdem spricht sie über die Auswirkungen des Klimawandels auf ihren Sport.

 

Sports Illustrated: Die neue Ski-Weltcupsaison hat gerade begonnen. Sehen Sie eine Fahrerin, die Ihre Landsfrau Mikaela Shiffrin im Gesamtweltcup schlagen kann?

Lindsey Vonn: Nein, wahrscheinlich nicht. Es gibt nicht viele Allrounderinnen wie sie, im Gesamtweltcup ist Mikaela eindeutig die Dominanteste. Wenn Sophia Goggia in Riesenslalom und Super-G konsequenter ist, könnte sie eine Chance haben, und ich weiß, dass sie es versuchen wird. Für Sophia gibt es gibt keine Konkurrentin in der Abfahrt – aber in der Gesamtwertung sehe ich eindeutig Mikaela vorne.

Sports Illustrated: Was macht sie so gut?

Vonn: Sie ist sehr konsequent, sie lässt nie nach. In jedem Rennen gewinnt sie oder steht zumindest auf dem Podium. Und wenn es darum geht, den Gesamtweltcup zu gewinnen, dann ist das die Voraussetzung: regelmäßig zu punkten. Bei den Speed-Bewerben ist sie wählerisch, aber die, bei denen sie an den Start geht, macht sie sehr gut.


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Lindsey Vonn: "Weiß nicht, ob wir in zehn Jahren genug Schnee haben werden"

Sports Illustrated: Es wird viel über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Skisport diskutiert. Was sagen Sie dazu?

Vonn: Ich glaube nicht, dass Skirennen das Klima verändern. Manche Leute streiten darüber, ob es die Rennen geben sollte, aber der Planet verändert sich nicht, weil wir den Ski-Weltcup haben – oder eben nicht. Es gab auch Diskussionen, ob man für die Weltcup-Rennen Anfang Dezember wirklich in die USA fliegen muss, aber ehrlichweise sind dort so wenige Zuschauer vor Ort, dass die Emissionen insgesamt deutlich geringer sind als zum Beispiel beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel.  Es gibt auf beiden Seiten gute Argumente, und das Klima wirkt sich zu 100 Prozent auf unseren Sport aus: Die Jahreszeiten verändern sich, die Schneelage verändert sich. Es ist schwer, Rennen zu garantieren. Deshalb sollte man den Zeitplan des Weltcups verschieben. Aber die Bedingungen schwanken so stark, dass es einfach schwierig ist, eine genaue Vorhersage zu treffen. Was genau die richtige Lösung ist, weiß ich auch nicht, aber von allen Sportarten sind wir wahrscheinlich am stärksten vom Klimawandel betroffen. Ich weiß nicht, ob wir in zehn Jahren überhaupt genug Schnee haben werden, um diesen Wettkampfsport aufrechterhalten zu können.

Sports Illustrated: Sie haben kürzlich über psychische Probleme während Ihrer Karriere gesprochen und Ihre Schlafprobleme.

Vonn: Ich hatte damit zu kämpfen, seit ich ein Teenager war. Seit dem Alter von 13 war ich im Prinzip immer alleine unterwegs, ohne meine Familie. Ich litt definitiv unter Depressionen und es war einfacher, wenn ich Rennen hatte, als wenn ich nicht gefahren bin.

Sports Illustrated: Warum?

Vonn: Das Skifahren hat mich glücklicher gemacht, es hat sozusagen eine Lücke in meinem Leben gefüllt. Nach meinem Rücktritt war das viel schwieriger.  Ich arbeite mittlerweile mit einem Therapeuten, das hat mein Leben in vielerlei Hinsicht verändert. Und ich habe Werkzeuge entwickelt und eine Reihe von Fähigkeiten, die mir dabei helfen, mich selbst zu managen und auszubalancieren.

 

Lindsey Vonn: Erfolg macht einsam

Sports Illustrated: Es gibt nicht viele Athletinnen und Athleten, die auf so einem hohen Level und so erfolgreich Sport betreiben. Was würden Sie anderen Sportlern raten, die ebenfalls mit mentalen Problemen zu kämpfen haben?

Vonn: Je erfolgreicher man wird, desto weniger Leute gibt es, mit denen man sich identifizieren kann. Und es wird umso isolierender, je besser man wird. Ich finde es gut, mit anderen Sportlern darüber zu sprechen, das hilft mir. Nicht jeder ist diesbezüglich so offen, aber heutzutage stehen den Sportlern mehr Ressourcen zur Verfügung. Bei mir gab es das damals in dieser Form noch nicht.

Lindsey Vonn mit Under-Armour-Boss Kevin Plank bei einer Podiumsdiskussion in Frankfurt am Main
Lindsey Vonn (rechts) und Under-Armour-Boss Kevin Plank in Frankfurt am Main
Credit: Under Armour
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Sports Illustrated: Sie sind bereits seit 2006 Testimonial für die US-Sportmarke Under Armour. Wie hat sich Ihre Rolle im Laufe der Jahre verändert?

Vonn: Im Moment bin ich Botschafterin für „Project Rock“, die Kollektion von Dwayne Johnson, hier bin ich beim Design der Frauen-Linie involviert. Außerdem spreche ich regelmäßig mit Firmengründer Kevin Plank, wenn es um Innovationen geht. Ich teste viel, vor allem Cold-Gear-Produkte, wenn ich Skifahren gehe.


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