Longines-CEO Breschan: "Zeitmessung im Ski-alpin-Rennsport ist unsere DNA"
- Longines-CEO Matthias Breschan im Interview
- Ski alpin: Longines seit Jahren offizieller Zeitmesser
- Longines-Chef Breschan: "Seit 1924 in diesem Sport tätig"
Sports Illustrated: Können Sie einmal – ganz grundsätzlich – erläutern, wie Zeitmessung im alpinen Skisport funktioniert?
Matthias Breschan: Bei Longines Timing folgen wir dem Reglement des Internationalen Skiverbandes FIS und richten uns danach. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es bei jedem Rennen eine Startlinie und eine Ziellinie gibt. Die gesamte Strecke ist oder wurde während der Sommersaison vom Veranstalter zwischen diesen beiden Punkten verkabelt. Wir arbeiten bereits in der Planungsphase zusammen. An vorher festgelegten Stellen gibt es Schaltstellen, an denen wir dann bewegliche elektronische Zellen zur Erfassung der Zwischenzeiten installieren. Das Gleiche gilt für die Ziellinie. Jedes Mal, wenn der Lichtstrahl der elektronischen Zellen unterbrochen wird, wird die Laufzeit gestoppt. Dank der von uns entwickelten Computertechnologie und Software werden die Zeiten automatisch klassifiziert und der Zwischenrang bekannt gegeben. Unsere Longines-Technologie ermöglicht es uns auch, für jeden Abschnitt die beste Zeit, den Rang, den Vorsprung oder den Rückstand auf die Spitzenzeit zu berechnen und diese den Athleten, der FIS, den Medien und dem Publikum mitzuteilen.
Sports Illustrated: Neben der Zeit: Welche Daten werden außerdem gesammelt?
Breschan: Die Longines Live Alpine Data (LLAD) bietet Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung und die Zeit, die benötigt wird, um 100 Stundenkilometer zu erreichen. Außerdem gibt sie die Länge der Sprünge an. Ansonsten werden zeitlich interessante Steuerelemente gesammelt, die wir intern benötigen.
Sports Illustrated: Wer wertet diese Daten aus, werden sie den Athletinnen und Athleten zur Verfügung gestellt, und wenn ja: Wie nutzen diese sie? Gibt es in diesem Zusammenhang eine direkte Zusammenarbeit mit Sportlern?
Breschan: Wir sammeln und speichern die Daten. Ihre Veröffentlichung wird allen Teams und deren Trainern und Athleten zur Verfügung gestellt. Sie werden zur Rennanalyse sowie zur Athletenvorbereitung genutzt. Außerdem werden Apparate, Sender und Platzierung mit den Endbenützern diskutiert und entwickelt.
Sports Illustrated: Gelegentlich kommt es vor, dass zwei Athletinnen oder Athleten auf die Hundertstelsekunde gleichzeitig ins Ziel kommen – dabei lässt sich die Zeit doch deutlich präziser messen, auf die Tausendstelsekunde. Warum wird das nicht praktiziert?
Breschan: Wir halten uns an das FIS-Reglemente, welches diese Punkte genau bestimmt. Als Beispiel sei die Siegerehrung des Damen-Super-G bei der letzten WM in Méribel erwähnt, wo zwei Athletinnen mit 33 Hundertstelsekunden Rückstand auf die Siegerin Marta Bassino die Bronze-Medaille gewannen. Wir können aber mit Zeitabständen arbeiten, die bis auf die Tausendstelsekunde präzise sind. Solche kleine Zeitabstände bedeuten aber auf der Skipiste nichts mehr.
Sports Illustrated: Slalom, Riesenslalom, Super-G, Abfahrt: Die Disziplinen unterscheiden sich – tut das die Technik auch?
Breschan: Das Prinzip der Zeitmessung ändert sich nicht. Wir sind verantwortlich dafür, dass das ganze Rennen reibungslos gemessen wird und dass die Resultate aller Athleten unparteiisch gestoppt werden. Zusätzlich bieten wir seit den Alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2017 in St. Moritz unsere Longines Live Alpine Data-Technologie (LLAD) bei den Speed-Rennen an. Weitere Entwicklungen sind im Gange.
Sports Illustrated: Bei Events wie etwa der Ski-WM in Frankreich stehen die Athleten unter extremem Druck, einen perfekten Lauf abzuliefern. Ist für das Timekeeping-Team bei diesen Großveranstaltungen der Druck ebenfalls höher?
Breschan: Jedes Rennen ist wichtig, jeder Athlet ist wichtig, die Spannung ist da, bis der letzte Skifahrer das Ziel überquert und die Offiziellen den Wettkampf als abgeschlossen erklären.
Sports Illustrated: Wie wird sichergestellt, dass im entscheidenden Moment, wenn es um Gold geht, die Technik nicht versagt? Wie viele Systeme sind parallel im Einsatz, welche Notfall-Maßnahmen existieren?
Breschan: Unser Quantum Zeitmessung-System besteht aus einem doppelten Hauptsysteme (A und B) mit zwei Paar-Zellen (A und B). Wird der erste Lichtstrahl (A oder B) vom Skifahrer durchgebrochen, erzeugt es einen Puls, der die Zeit auf unserem Hauptsystem (A und B) stoppt. Der Backup (C-System) ist unsere Fotofinish-Kamera auf der Ziellinie. Sie ist unabhängig vom Hauptsystem und die Zielzeit wird vom ersten Körperteil, der die Ziellinie durchbricht, bestimmt. Die Jury validiert die gefahrene Zeit erst am Schluss des gesamten Rennens. Der zweite Backup (System D) ist eine manuelle Zeitmessung mit einem entsprechenden ausgebauten Zeitmessgerät. In diesem Fall sind wir aufgefordert, eine Berechnung mit den Zeiten der zehn vorgefahrenen Fahrern zu machen und dann die entsprechende Korrektur der handgestoppten Zeit durchführen. Diese vier Systeme werden gemäss FIS-Reglement an allen Weltcup- und Weltmeisterschaften-Rennen eingesetzt.
Sports Illustrated: Gibt es im Bereich des Timekeeping noch Raum für Verbesserungen, Innovationen, und wenn ja: Wie könnten diese aussehen?
Breschan: Wir passen unsere Zeitmessgeräte und Systeme immer an die Entwicklung der Technik und Bedürfnisse der Sportdisziplin an. Die elektronischen Zellen haben jetzt zum Beispiel eine Reichweite von bis zu 200 Metern. Die Fotofinish-Kamera kann bis zur Tausendstelsekunde präzise sein.
Sports Illustrated: Welche Rolle spielt das Timekeeping für Longines?
Breschan: Generell gehört Timekeeping seit mehr als 100 Jahren zur DNA von Longines, wobei Tausende von internationalen Wettbewerben auf allen Ebenen als Referenz dienen. Wir haben auch technische Innovationen entwickelt als etablierter Pionier der Hochfrequenztechnik, die wir heute in der Longines Ultra-Chron zugunsten der Präzision eingesetzt haben, hatte unsere Marke schon im Jahr 1914 ihr erstes Hochfrequenzinstrument entwickelt, das die Zeit auf die Zehntelsekunde genau messen konnte. 1916 war Longines sogar in der Lage, auf die Hundertstelsekunde genau zu messen. Wir waren auch die ersten, die die Quarztechnologie in der Zeitmessung eingeführt haben. Timekeeping ist also mit Tradition und Performance oder Leistung verknüpft. Das sind auch die Werte von Longines. Was den alpinen Skisport im Besonderen betrifft, so ist Longines nicht nur seit 1924 in dieser Sportart tätig, sondern seit 2006 auch offizieller Verbandspartner und offizieller Zeitnehmer der FIS auf Weltcup- und Weltmeisterschaftsebene.
Sports Illustrated: Wie groß ist das Team, das für die Zeitmessung verantwortlich ist – und wie wird man Timekeeper bzw. was sind die Voraussetzungen?
Breschan: Ein Timekeeping-Team ist immer von der Größe und Wichtigkeit des Anlasses abhängig. Bei der letzten alpinen Ski-WM in Frankreich waren es 20 Longines-Techniker, begleitet von 29 Kubikmeter Material und ein Gesamtgewicht von 5,4 Tonnen, die auf zwei Austragungsorte verteilt wurden. Ein solches Team besteht aus engagierten Mitarbeitern mit verschiedenen technischen Ausbildungen, die sich gegenseitig ergänzen. Dazu müssen sie stress- und druckresistent sowie mehrsprachig sein, unregelmäßige Arbeitszeiten akzeptieren (Reisen, Wochenendeinsätze, usw.). Ihr Arbeitsplatz ist die weite Welt. Es sind Menschen, die sehr anpassungsfähig und lösungsorientiert sind. Auch wenn auf dem Papier alles gleich aussieht und es Gemeinsamkeiten gibt, so gibt es doch reale Unterschiede, je nach Land, Ort, Menschen, Geografie, Geschichte, wo ein Rennen stattfindet.
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