"Born to Windsurf"

Windsurf-Legende Björn Dunkerbeck: "Weltrekord von 105 km/h ist möglich"

Surf-Legende Björn Dunkerbeck ist mit 42 WM-Titel einer der besten Profisportler aller Zeiten. Ab 1988 besiegt er Robby Naish und dominiert das Surfen mehr als ein Jahrzehnt. Sports Illustrated spricht mit ihm über seine Karriere und seinen neuen Film "Born to surf".

Surfer-Legende Björn Dunkerbeck
Credit: Imago

Sports Illustrated: Als Kind haben Sie das Surfen in der Mistral-Surfschule Ihrer Eltern in Bahia Feliz gelernt. Was macht die besondere Faszination dieses Sports aus?

Björn Dunkerbeck: Surfen ist so faszinierend, weil es so abwechslungsreich ist. Ich stand im Sommer 1978 zum ersten Mal auf einem Brett mit einem Aluminiummast und einem drei Quadratmeter großen Segel. Auf einem kleinen Deich neben unserer Surfschule in Faro de Maspalomas habe ich das Surfen gelernt.

Sports Illustrated: Mit 17 Jahren haben Sie bereits fünf Sprachen gesprochen. War das ein Vorteil für Sie?

Dunkerbeck: Absolut. Meine Mutter ist aus Dänemark und mein Vater aus Holland. Damals war ich acht Jahre alt, als sie weggegangen sind und eine Surfschule auf Gran Canaria eröffnet haben. Mit neun Jahren konnte ich mir bereits etwas Taschengeld beim Windsurfen dazuverdienen. Wenn Surfer abgetrieben sind, habe ich sie zurückgeholt. Das waren Deutsche, Österreicher, Franzosen, Schweizer und Spanier. Dadurch habe ich die vielen Sprachen gelernt.

Sports Illustrated: War das Surfen in den 1980er/1990er Jahren anders als heute? Was hat sich verändert?

Dunkerbeck: Windsurfen war in den 1980er und 1990er Jahren die Mutter aller Fun-Sportarten. Damals war das Windsurfen riesengroß in Deutschland, in Holland und in Frankreich. Es gab viele Menschen, die surfen lernen wollten. Dieser Sport war sehr populär. Viele surfen immer noch, viele haben Kitesurfen oder Foil Surfing angefangen. Aber Windsurfen ist die Mutter dieser Sportarten.

Sports Illustrated: Mit 42 WM-Titeln sind Sie einer der erfolgreichsten Profisportler aller Zeiten. Warum waren Sie lange Zeit unschlagbar?

Dunkerbeck: Mein großer Vorteil war, dass meine Eltern eine Surfschule auf Gran Canaria hatten als ich noch sehr jung war. Da konnte ich 365 Tage im Jahr Windsurfen. Mir hat das damals schon wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich war im Alter von sechs bis 14 Jahren tausende Stunden auf dem Wasser. Bis zu acht Stunden am Tag. Das hat mich geprägt und stark gemacht. Dann habe ich meine ersten Junioren-Meisterschaften gewonnen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich Talent habe und mich weiter anstrengen muss.

Surfer-Legende Björn Dunkerbeck
Surfer-Legende Björn Dunkerbeck
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Sports Illustrated: Wie groß war Ihr Ehrgeiz?

Dunkerbeck: Ich wollte mich immer mit den Besten messen und gewinnen. Selbst heute kann heute bei einem Brettspiel mit meinen Kindern nicht verlieren, so groß ist mein Ehrgeiz. Aber wer verliert schon gerne? Ob beim Surfen oder beim Kinderfußball. Ich wollte immer vorne dabei sein.

Sports Illustrated: Ihr größter Konkurrent war Robby Naish, den sie ab 1988 regelmäßig besiegten. Wie war Ihr Verhältnis?

Dunkerbeck: Wir haben uns sehr früh im Leben kennengelernt, da war ich gerade einmal 13 Jahre alt. Er war mit 19 Jahren damals schon ein Mann und ich ein kleiner Junge. Das war ein Riesenunterschied. Ein paar Jahre später bin ich die ersten größeren Rennen mitgesurft. Er hat schnell erkannt, dass ich ein großes Talent bin. 1986 sind wir die ersten Finalläufe gegeneinander gefahren. Ab 1988 habe ich ihn das erste Mal vom Thron gestoßen und zwölf Mal hintereinander die Gesamt-WM gewonnen.

Sports Illustrated: Robbie Naish und Sie waren eher introvertierte Charaktere. Haben Sie überhaupt miteinander gesprochen?

Dunkerbeck: Wir sprechen mittlerweile alle paar Monate über WhatsApp miteinander. Früher war das anders. Da waren wir Konkurrenten und jeder hat sich mehr auf sich selbst konzentriert. Ich war noch ein Kind, als ich ihn kennengelernt habe. Robby war damals schon sehr ehrgeizig. Es hat ihm natürlich nicht gefallen, dass ein Kind von den Kanarischen Inseln kommt und genauso gut ist. Da herrschte eine gewisse Kälte zwischen uns. Aber in den vergangenen 20 Jahren haben wir viele Sachen zusammen unternommen.

Sports Illustrated: Ihre Spitznamen waren Terminator und Iceman. Haben Sie diese Namen gemocht?

Dunkerbeck: Ich war halt groß gewachsen und hatte mit Mitte 20 alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Damals habe ich nicht mit jedem geredet, weil ich mir eine gewisse Distanz erhalten wollte. Ich war wie ein Terminator. Ich habe mich auf die wichtigen Sachen konzentriert, um meine Aufgaben zu erledigen.

Sports Illustrated: 2014 haben Sie ihre Karriere beendet. Was war der schönste und was war der schwierigste Moment, wenn Sie zurückblicken?

Dunkerbeck: Ich war 30 Jahre auf der Profi-Tour unterwegs. Diese Zeit mit den vielen Siegen werde ich nie vergessen. Ich habe mit Robby Naish und Anders Bringdal alle Topleute geschlagen. Mit 15 Jahren bestritt ich 1984 meine erste World-Cup-Regatta. 1987 bin ich Vize-Weltmeister geworden und 1988 habe ich zum ersten Mal die WM-Gesamtwertung gewonnen. Umso schwerer die Bedingungen waren, umso besser war ich. Ich wollte immer alles dominieren.

Björn Dunkerbeck: "Weltrekord von 105 km/h ist auf jeden Fall möglich"
BBjörn Dunkerbeck: "Weltrekord von 105 km/h ist auf jeden Fall möglich"
Credit: Red Bull
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Sports Illustrated: Surfen ist ein Hochgeschwindigkeitssport. Hatten Sie in Ihrer Karriere Angst vor hohen Wellen und Verletzungen?

Dunkerbeck: Angst vor Verletzungen hatte ich nicht. Als ich auf den Riesenwellen gesurft bin, habe ich vorher geübt, dass ich zwei Minuten die Luft anhalten kann. Auf diese Monsterwellen muss man perfekt vorbereitet sein. Meine einzigen schweren Verletzungen waren mal eine ausgerenkte Schulter beim Snowboarden und ein versehentlicher Schuss mit einer Harpune in meinen Fuß.

Sports Illustrated: 2021 haben Sie die Schallmauer von 100 km/h mit dem Surfbrett geknackt. Wie haben Sie diesen einzigartigen Moment erlebt?

Dunkerbeck: Das war eine Herausforderung. Aber ich habe gemerkt, dass mein Material gut ist und das ich das kann. Wenn der Wasserkanal perfekt hergerichtet ist, die Windrichtung und die Windstärke stimmen, kann man die 100 km/h-Marke knacken. Viele haben gesagt, dass ich zu alt dafür bin. Aber ich bin topfit. Ich fühle mich wie 35. Wenn ich nach meiner bakteriellen Infektion wieder aus dem Krankenhaus bin, werde ich es 2024 wieder versuchen, über 100 km/h auf dem Surfbrett zu segeln.

Sports Illustrated: Die absolute Spitzengeschwindigkeit lag bei 103,67 km/h. Wo liegt die physische und physikalische Grenze für die absolute Höchstgeschwindigkeit beim Surfen?

Dunkerbeck: Die 103,67 km/h sind im Moment die Grenze. Aber wir lernen dazu und umso besser der Kanal vorbereitet ist, desto schneller kann man fahren. Hinzu kommt das Material, mit dem man weitere Fortschritte macht. In den 1980er Jahren waren 30 Knoten die Grenze – jetzt sind wir bei über 50 Knoten. Wenn alles perfekt ist, kann man noch schneller surfen. Ein neuer Weltrekord mit 105 km/h ist auf jeden Fall möglich.

Björn Dunkerbeck
Björn Dunkerbeck
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Sports Illustrated: Im Kinofilm "Born to Windsurf" wird Ihre eindrucksvolle Karriere gezeigt. Was bedeutet Ihnen dieser Film?

Dunkerbeck: Der Film ist sehr schön geworden. Es ist ein großer Mix aus meiner frühen Karriere, meinen erfolgreichen Jahren und meiner Familie. Mein erster Sohn ist mittlerweile auch Profi-Winsurfer und Jugendweltmeister. Leider konnte ich bei der Film-Premiere in München nicht live dabei sein, weil ich eine bakterielle Infektion im Bein bekommen habe. Aber es lohnt sich auf jeden Fall, sich diesen Film anzuschauen.

Sports Illustrated: Wenn Sie sich den Film sehen. Welchen Menschen und Sportler sehen Sie in sich selbst? Wie würden Sie diesen Surfer beschreiben?

Dunkerbeck: Ich sehe einen Jugendlichen, der auf dem Surfbrett zu einem erwachsenen Mann reift und später Familienvater wird. Und ich sehe einen charakterlich starken Typen, der auch ein bisschen emotional ist.

Sports Illustrated: Sie haben das Surfen von Ihrem Vater gelernt. Was bedeutet es Ihnen, dass Sie Ihr Wissen an Ihre Kinder weitergeben konnten?

Dunkerbeck: Ich habe vier Kinder, die alle surfen. Das macht mich wirklich stolz.  Meine Kinder sind sehr erfolgreich und genauso zielorientiert wie ich. Manchmal kann ich meine Kinder nicht vom Wasser holen, weil sie so viel Spaß haben.

Sports Illustrated: Robby Naish ist 60 Jahre und Sie 54. Haben Sie Angst vorm Altwerden?

Dunkerbeck: Nein, vor dem Älterwerden habe ich keine Angst. Ich möchte 111 Jahre alt werden und dann immer noch surfen. Dafür muss man sich mit positiven Leuten umgeben, sich gesund ernähren und Spaß haben. Das Windsurfen hält mich jung.  

Neuer Film mit Björn Dunkerbeck: "Born to Windsurf"

Der neue Kinofilm "Born to Windsurf" zeigt die spannende Lebensgeschichte von Björn Dunkerbeck. Mit 42 WM-Titeln ist er der erfolgreichste Profisportler aller Zeiten. Trotz einer schweren Hüftoperation kämpft er sich zurück an die Weltspitze, um den Windsurf-Speed-Weltrekord mit der magischen 100 km/h Schallmauer zu brechen.

 

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