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Ryan Sheckler: "Der Alkohol war eine einfache Möglichkeit, mich zu verstecken"

Ryan Sheckler ist neben Tony Hawk der größte Star der Skatebord-Szene. Früher Ruhm, Alkohol und Drogen werfen den Kalifornier aus der Bahn. Aber Sheckler ist ein Kämpfer. Sein neuer Film "Rolling Away" zeigt Ryan Sheckler von einer anderen und neuen Seite.

Skateboard-Star Ryan Sheckler (USA)
Credit: Red Bull

Sports Illustrated: Bei Red Bull TV gibt es den neuen Dokumentarfilm "Rolling Away". Warum lohnt es sich, diesen Film über Sie anzuschauen?

Ryan Sheckler: In dem Film geht es um Menschen. Es geht um Sportler. Es geht um Geschäftsleute und Unternehmer. Es geht um die Liebe zum Job. Es geht um die Besessenheit und die Leidenschaft und darum, was man tun muss, um erfolgreich zu sein, egal was passiert. Natürlich möchte ich mich nicht verletzen, aber für meine Liebe zum Skateboarden bin ich bereit es zu tun. Ich bin bereit, mir die Knochen zu brechen. Der Film ist ein Ausschnitt, der zeigt, was ich als Athlet durchgemacht habe, um das Niveau zu erreichen, auf dem ich bin, und was ich durchstehen musste, um auf diesem Level zu bleiben. In diesem Film geht es darum niemals aufzugeben. Und es geht auch darum, dass Scheitern in Ordnung ist und dass Scheitern Teil des Prozesses ist. Es ist also nicht nur ein Film über mich, es ist ein Film über die intensive Energie bei allen Dingen, die wir tun. 

Sports Illustrated: Bei "Rolling Away" geht es auch um Ihr Vermächtnis als Skateboarder. Was war schwerer? Der Weg zum Superstar oder nach ihren Problemen der Weg zurück zur Normalität?

Sheckler: Es war eine lange und gute Reise. Ich hatte immer ein erfülltes Leben. Eigentlich ist es verrückt, denn es fängt gerade erst wieder an. Ich bin vor ein paar Monaten Vater geworden. Das ist das Coolste, was mir je passiert ist. Ich habe eine unglaubliche Frau, ich hatte eine tolle Karriere und habe eine Tochter. Und ich habe eine Menge Geld verdient. Mir geht es wirklich gut. 

Sports Illustrated: Im Jahr 2017 berichtete Sie von Ihrer Alkoholkrankheit. Wie konnte es dazu kommen? War der Druck zu groß oder waren Sie für die Erfolge zu jung?

Sheckler: Es war wahrscheinlich eine Kombination aus beidem. Es hat auch mit meiner Persönlichkeit zu tun. Ich bin ein "Alles-oder-Nichts"-Typ. Ich wollte nicht trinken, um ein bisschen was zu trinken. Ich wollte trinken, um es vollkommen zu spüren. Ich wollte mich verrückt fühlen. Ich wollte Dinge kaputt machen. Ich wollte in Schwierigkeiten geraten. Das ist meine Persönlichkeit. Meine Persönlichkeit ist "Alles oder Nichts". Egal, was ich mache, ob Skaten, Sport oder was auch immer. Wenn ich etwas anfange, bin ich "All-in". Bei mir gibt es nur Vollgas. So ist das auch mit dem Alkohol passiert. Ich war jung und hatte keinen echten Trainer oder einen Lehrer, der mir gesagt hätte: "Hey, du solltest nicht so viel und so oft trinken." Damals prasselten viele Dinge mit dem Ruhm und der MTV-Show auf mich und meine Familie ein. Der Alkohol war eine einfache Möglichkeit, mich zu verstecken. Aber ich bin zu weit gegangen. 

Sports Illustrated: Im Dokumentarfilm kommen Tony Hawk, NBA-Star Klay Thompson und Paul Rodriguez zu Wort. Was verbindet Sie mit diesen Menschen?

Sheckler: Tony Hawk war bei meinem Geburtstag als ich sechs Jahre alt geworden bin. Ich kenne ihn seit meiner Kindheit, was absolut großartig ist. Wir sind jetzt gute Freunde. Wir haben zusammen einen Podcast "Wolf versus Hawk" gemacht.

Klay Thompson ist eine Stadt weiter von meinem Wohnort aufgewachsen. Wir haben uns während der High School gesehen. Da war er ein erfolgreicher Basketballspieler. Wir haben durch ein paar Freunde Kontakt gefunden und haben Zeit miteinander verbracht. Wir hingen zusammen ab und wurden schnell Freunde. Ich wusste immer, dass er in die NBA gehen würde. Das habe ich ihm immer gesagt. Jetzt ist er ein NBA-Superstar und ein Freund aus dem Orange County, der coole Sachen mit dem Basketball macht.

Und Paul Rodriguez ist einer meiner Lieblings-Skateboarder. Paul gab mir Tipps als ich ein Kind war. Er hat mir sehr geholfen. Und so waren die Leute, die in diesem Dokumentarfilm zu sehen sind. Leute, die ich mag und mit denen ich Zeit verbringen will. Ich wollte sie unbedingt dabeihaben und hören, was sie über das Skateboarden zu sagen haben, weil ich als Skateboarder von ihnen fasziniert bin. Ich weiß, was mich antreibt. Aber ist es das Gleiche, was diese Jungs antreibt? Und es stellte sich heraus, es ist so. Wir sind einfach verrückt nach dem, was wir tun. 

Ryan Sheckler (USA)
Ryan Sheckler (USA)
Credit: Red Bull
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Sports Illustrated: Welche Rolle spielte Skateboard-Superstar Tony Hawk in Ihrem Leben?

Sheckler: Im Sinne von Erfolgen auf dem Skateboard war er immer ein Vorbild für mich. Er wollte alles gewinnen. Als die Leute schlecht über ihn redeten oder ihn beschimpften, hätte er aufgeben können, aber er tat es nicht. Er wechselte zum Skaten und es ging ihm besser. Das hat mich wirklich berührt, weil ich viele Jahre lang eine Menge Kritik von der Skateboard-Community einstecken musste und daraus einfach noch besser im Skateboarden geworden bin. Ich sagte nur: "Okay, ich gehe einfach skaten." Wenn man Leid erfährt, kann man das Unrecht beim Skaten vergessen.

Sports Illustrated: In der MTV-Serie "Life of Ryan" wurden Sie für Millionen Teenager zum Superstar. Beschreiben Sie uns, wie Sie die Zeit damals empfunden haben.

Sheckler: Diese Zeit war damals wild. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir keinen Spaß gemacht hat. Als 17-jähriger Junge bin ich in Privatjets um die Welt gereist, habe in den besten Restaurants gegessen und viele Dinge einfach so bekommen. Ich konnte wirklich alles tun, was ich und meine Freunde wollten. Ich hatte immer eine Gruppe von Freunden dabei, mit denen ich alles erlebt habe.

Sports Illustrated: Wie viele Freunde waren das?

Sheckler: Meistens waren immer 15 Leute dabei. Wenn wir im Privatjet unterwegs waren, dann waren es fünf oder sechs Leute, die mit mir reisten. Wenn ich jetzt zurückblicke, muss ich sagen, dass ich ein brutaler verwöhnter Teenager war. Das soll keine Entschuldigung sein, das war die Realität. Ich kannte es nicht anders. Ich kannte kein anderes Leben. Ich habe so jung mit dem Skaten angefangen. Erst war ich sechs, dann acht Jahre alt und mit 13 Jahren wurde ich Profi. Mit 14, 15 Jahren reiste ich um die Welt und plötzlich hatte ich mit 17 Jahren meine Show. Für mich war es eine natürliche Entwicklung. Wenn ich zurückblicke, war das aber nicht normal. Es war überhaupt nicht normal. 

Sports Illustrated: Sie waren schon immer ein Kämpfer. Wenn ein Skateboard-Trick nicht geklappt hat, sind Sie wieder aufgestanden und haben es erneut versucht. Was war Ihre Motivation?

Sheckler: Ich bin sehr hartnäckig und ich kann sehr stur sein. Außerdem habe ich eine starke Verbindung zu Gott. Er sagt mir immer, dass ich fähig bin, auch schwere Dinge zu schaffen, von denen ich dachte, dass sie nicht machbar sind. Ich muss dieser Stimme vertrauen. Ich weiß nur nicht, wann diese Dinge passieren und wie. Aber ich weiß, dass ich es schaffen kann. 

Ryan Sheckler (USA)
Ryan Sheckler (USA)
Credit: Red Bull
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Sports Illustrated: Aufgrund Ihrer medialen Aufmerksamkeit mussten Sie sich von Teilen der Skateboardszene viel Kritik gefallen lassen. Wie sehr hat Sie das getroffen?

Sheckler: Ich bin ein Mensch, ich habe ein Herz und mache mir Gedanken. Ich bin meinen Weg gegangen, der mir vorgegeben wurde. Dann wurde ich dafür gehasst. Mit ein bisschen Hass kann ich umgehen. Aber wenn dich Millionen Menschen hassen, ist es etwas anderes. Es ist schwer, diesen Hass nicht zu spüren. Das schleicht sich langsam ein. Das hat mich damals wütend gemacht. Ich habe diese Wut auf mein Skateboard projiziert. Das hat mir geholfen. Früher hat mir der Hass weh getan. Jetzt ist es mir egal, was die Leute über mich sagen. Wenn mich meine Familie oder meine Freunde kritisieren, ist es etwas anderes. 

Sports Illustrated: Ihr Vater hat für Sie im Alter fünf Jahren die ersten Rampen gebaut. Können Sie uns über die Zeit damals erzählen?

Sheckler: Das war goldene Zeiten. Damals gab es nichts Besseres als das. Es war wie in einem typischen kalifornischen Film, wo alle Kinder draußen auf der Straße sind mit allen Nachbarn. Ein paar Eltern trinken Bier und beobachten, wie ihre Kinder Zeit miteinander verbringen. Es war das typische Kalifornien wie in einem Old-School-Video. Es hat viel Spaß gemacht. Mein Vater baute eine Rampe für uns Kinder. Das war fantastisch. So bin ich aufgewachsen. Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Egal, was wir getan haben, sie standen immer 100 Prozent hinter mir. Als wir uns verletzten sind sie nie ausgeflippt. Sie holten einfach einen Arzt, wir wurden behandelt und machten weiter mit unserem Ding. Wir haben Verletzungen nicht als Hindernis gesehen. Wir betrachteten Verletzungen als einen Lerneffekt und wussten, dass wir zurückkommen. Damals gab es noch keine Sozialen Medien, niemand hatte ein Handy. Das war einfach pur. Es war rein. Man konnte sich 100 Prozent aufs Skaten konzentrieren. Man war genau in diesem Moment drin, was man getan hat. 

Sports Illustrated: Ihre Karriere war ein "Auf und ab" mit Verletzungen und Drogenmissbrauch. Denken Sie, dass es in Zukunft solche Krisen nicht mehr gibt?

Sheckler: Wenn ich weiter so skate wie jetzt, dann hoffentlich nicht. Jetzt bin ich Vater und habe eine Tochter. Ich werde jetzt nicht rausgehen und etwas tun, das völlig lächerlich ist und von dem ich nicht glaube, dass ich es schaffen kann. Aber trotzdem werde ich die Grenzen des Skateboardens für mich selbst weiter verschieben. Ich mache mir keine Sorgen, dass ich mich verletze. Ich denke nicht darüber nach. 

Sports Illustrated: Sind Sie immer noch der "Alles-oder-Nichts"-Typ?

Sheckler: Ja, einhundert Prozent. Das ist eine gute Eigenschaft. Du kannst die Kontrolle erlangen und dich in deinem Leben zu 100 Prozent den Dingen widmen, die wichtig sind. Ich habe eine tolle Beziehung mit meiner Frau. Ich vertraue ihr, ich vertraue Gott, meiner Vaterrolle und meiner Gesundheit. Ich bin Mitglied in einer gemeinnützigen Organisation. Ich helfe Kindern in der Nachbarschaft sowie der Gemeinde. Ich bin immer noch bei der "Sheckler Foundation", wo wir Menschen seit 15 Jahren unterstützen. Ich habe meine "Alles oder Nichts"-Energie ins Gute statt ins Böse übertragen. 

Sports Illustrated: Ihre Rückkehr spiegelt eine geistige und spirituelle Entwicklung wider. Was ist im Leben am wichtigsten? Worauf kommt es wirklich an?

Sheckler: Meine Beziehung zu Christus ist wirklich wichtig. Das ist es, was Türen geöffnet hat, durch die ich gehen konnte. Das Wichtigste für mich sind aber meine Familie und meine Freunde. 

Ryan Sheckler (USA)
Ryan Sheckler (USA)
Credit: Red Bull
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"Rolling Away" - der neue Skateboard-Film über Ryan Sheckler

Skateboard-Star Ryan Sheckler hat eine bewegende Karriere hinter sich. Mittlerweile hat der US-Amerikaner seinen Frieden und eine neue Lebensperspektive gefunden. Der neue Dokumentarfilm "Rolling Away" taucht tief ins Herz des Skateboardens ein. Mit noch nie gesehenem Material wird das Vermächtnis des Skateboarders neu beleuchtet.  

Im Film "Rolling Away" kommen langjährige Begleiter und Vertraute zu Wort wie Tony Hawk, NBA-Star Klay Thompson und Paul Rodriguez. Obwohl sich "Rolling Away" nur auf die letzten drei Jahre von Ryans Leben konzentriert, ist er offen, über die Herausforderungen und Triumphe zu sprechen, die er im Laufe seines Lebens erlebt hat.

 

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