Kletter-Star Hannah Meul träumt von Teilnahme bei Olympia 2024 in Paris
- Kletter-Star Hannah Meul träumt von Olympia 2024 in Paris
- Hannah Meul: "Das Klettern ist eine meiner größten Lieben"
- Olympische Spiele 2024: Zeitplan, Kalender, Wettkämpfe und Sportarten
Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen Hannah Meul und der Kletterwand. Dabei, und so beginnen gute Liebesgeschichten zumeist, ist die 22-Jährige dieser Liebe eher durch Zufall begegnet.
Meuls große Schwester Klara besuchte bei einem Kindergeburtstag das "Chimpanzodrome", eine Kletter- und Boulderhalle in Frechen. Die kleine Schwester durfte mit – prompt war es um die damals Vierjährige geschehen.
Klettern: Für Meul die natürlichste Art der Fortbewegung
Anfangs musste ihre Trainerin sie zwar mit Keksen davon überzeugen, nur Griffe einer Farbe und damit vorgegebene Routen zu benutzen. Durch die Teilnahme an einem Kids-Cup im Alter von zehn Jahren war ihr Ehrgeiz aber endgültig geweckt. Hannah Meul wurde besser und besser in dem, was sie heute schlicht als "natürlichste Art der Fortbewegung" bezeichnet.
Die Kletterhalle wurde erst ihr Spielplatz und ist heute quasi ihr Wohnzimmer. Bis zu acht Einheiten absolviert sie mittlerweile pro Woche. Die harte Arbeit zeichnet sich aus: Der Durchbruch auf der Weltbühne gelang ihr durch den Finaleinzug beim Weltcup in Brixen 2022. Seither hat die Szene Hannah Meul auf dem Zettel. Bekanntheit über die Szene hinaus erlangte sie im Zuge der Boulder-EM 2022, wo sie sich vor Tausenden Sportfans auf dem Münchner Königsplatz zu Silber hangelte.
Hannah Meul mit Fokus auf Olympia 2024
Nun im Fokus: Olympia 2024. Hannah Meuls "ganz, ganz großer Traum". Jeder einzelne Tag ist darauf ausgerichtet. Auch an Ruhetagen ist der Leistungsgedanke ihr ständiger Begleiter. An denen achtet sie besonders darauf, "runterzukommen". Die Studentin der Sozialen Arbeit findet Entspannung bei "Yoga, gutem Essen und Schlaf, mindestens zehn Stunden". Auf der anderen Seite gehört Leidensfähigkeit unvermeidbar zum Erfolgsrezept. Das Motto ihres Jugendtrainers lautet "Schmerz ist dein Freund". Müde Muskeln, gepumpte Unterarme, schmerzende, blutige Hände – dieser Sport geht körperlich an die Substanz. Häufig sogar unter die Haut. "Das Klettern", sagt die Wahl-Kölnerin, "ist eine meiner größten Lieben und macht mich deshalb verletzlich."
Rückschläge, Misserfolg, Selbstzweifel – sie versucht, auch diesen Schmerz als Bereicherung anzusehen. Ein Sportpsychologe hilft ihr dabei. Auf die Frage, für wie diszipliniert sie sich auf einer Skala von eins bis zehn einschätzt, grübelt sie. Überhaupt nimmt sie sich während des gesamten Interviews Zeit, ernsthaft über die Fragen nachzudenken. „Ich will mir in meinem Potenzial keine Grenzen setzen“, entgegnet sie schließlich.
Meul als "Newcomerin des Jahres 2022" ausgezeichnet
Über 164.000 Instagram-Follower hat Meul mittlerweile, und bei der ZDF-Gala "Sportler des Jahres" wurde sie als "Newcomerin des Jahres 2022" ausgezeichnet. Die Frau aus Frechen wird in Cafés oder in der Bahn immer öfter erkannt. In jeder Kletterhalle wird sie angesprochen. Die wachsende Aufmerksamkeit kommentiert sie so: "Es ist ein unglaubliches Gefühl, wie sehr ich als Person angenommen werde, die eigentlich einfach nur ihren Sport sehr liebt. Das ist auch eine Motivation."
Sie genießt das Rampenlicht – obwohl Klettern in Deutschland weiterhin eine Randsportart ist. Hannah Meul ist auf Sponsoren angewiesen, sie trainiert in kommerziellen Hallen, richtet sich nach den regulären Öffnungszeiten. Der Deutsche Alpenverein (DAV) stünde hier in der Verantwortung, seinen Athletinnen und Athleten eine bessere Infrastruktur zu bieten. Wie es gehen kann, zeigen die USA und Frankreich. Regelmäßiges Training unter Wettkampfbedingungen und Routen, deren Schwierigkeitsgrade Weltcup-Niveau haben. Die Olympischen Spiele in Paris beginnen am 26. Juli, ein bisschen Zeit bleibt also noch.
Klettern zum zweiten Mal olympische Sportart
Ihre Wettkämpfe haben die 22-Jährige schon rund um den Globus geführt. Sie "hat so viel erlebt, damit könnte sie jetzt schon vier Leben füllen", bringt es ihre Mutter Martina auf den Punkt. Frechen und Paris liegen zwar nur 480 Kilometer auseinander, aber Frankreichs Hauptstadt lädt eben auch nicht zu irgendeinem Kletterevent ein. Die Konkurrenz ist groß, Klettern ist nach Tokio 2021 allerdings erst zum zweiten Mal olympisch.
Voraussichtlich im Juni 2024 steht fest, ob Meuls Traum von Olympia wahr wird, ob sie die Qualifikation gemeistert hat. Ihre Chancen schätzt sie als "realistisch" ein. Was sie von ihren Kletter-Freunden und -konkurrenten unterscheidet? Meul sagt: "In dem Moment 100 Prozent präsent zu sein und ihn bis ins Äußerste zu genießen." Der Weg nach Paris wird hart und schmerzhaft. Ein Investment, das Hannah Meul für ihre große Liebe gerne eingeht.
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