MMA

UFC-Star Rakic: "MMA ist die am schnellsten wachsende Sportart der Welt"

MMA-Star Aleksandar Rakic trifft bei der UFC 300 am 13./14. April in Las Vegas auf den erfahrenen Tschechen Jiri Prochazka. Im Interview spricht der 32-jährige Wiener über diesen Kampf, das UFC-Jubiläum und die Zukunft von Conor McGregor.

UFC-Star Aleksandar Rakic
Credit: Getty Images

Sports Illustrated: Am 13./14. April findet mit der UFC 300 das Jubiläums-Event statt. Wann geht die Reise nach Las Vegas los? 

Aleksandar Rakic: Am 5. April fliegen wir nach Las Vegas. Dann sind es noch acht Tage bis zum Kampf. Das passt vom Timing perfekt. Die letzten drei Male habe ich auch in Vegas gekämpft und wir sind auch immer so angereist. Das hat wegen des Jetlags perfekt gepasst. Deshalb machen wir es diese Mal genauso.

Sports Illustrated: Wie schwer ist es, so lange von der Familie getrennt zu sein?

Rakic: Ich habe mich schon daran gewöhnt. Es ist immer schwer, die Kinder nicht zu sehen. Vor allem jetzt, wo ich zum zweiten Mal Papa geworden bin. Aber es sind nur ein paar Tage. Dann bin ich wieder da.

Sports Illustrated: Mit der UFC 300 trägt die UFC zum 300. Mal eine Hauptveranstaltung aus. Wie beurteilen Sie die Entwicklung dieses Sports seit 1993?

Rakic: Die Entwicklung ist fantastisch. MMA ist die am schnellsten wachsende Sportart der Welt. Früher gab es weniger komplette Kämpfer. Heute ist das anders. Es ist schön zu sehen, wie sich der Sport entwickelt hat und wie er auch in Europa groß wird.

Sports Illustrated: Hat MMA dem Boxen den Rang abgelaufen?

Rakic: Ich denke schon, dass MMA sehr interessant geworden ist. Im Boxen gibt es zwar einige interessante Namen, aber nicht so viele wie in der UFC. Mir fallen ein paar Schwergewichtsboxer ein. Aber in der UFC gibt es viel mehr bekannte MMA-Kämpfer.

UFC-Star Aleksandar Rakic
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Sports Illustrated: Was halten Sie vom Show-Kampf zwischen Mike Tyson und Jake Paul?

Rakic: Ich denke, Jake Paul macht einen guten Job. Er promotet sich gut und macht eine Menge Geld. Dieser Show-Kampf wird für beide eine finanzielle Win-Win-Situation sein. Die Leute werden sich die Karten kaufen, weil Mike Tyson eine absolute Box-Ikone ist. Diese Legende wollen alle noch einmal sehen. Aber es wird mehr Show als ein echter Kampf sein.

Sports Illustrated: Sie haben mit 13 Jahren mit Kickboxen angefangen. Was war der Grund, dass Sie damals mit diesem Sport begonnen haben?

Rakic: Ich war als Kind sehr hyperaktiv. Ich habe immer Action gebraucht. Begonnen habe ich mit Fußball, aber das hat mich nicht so erfüllt. Mit 13 Jahren bin ich dann in einen Kickbox-Klub in Wien gegangen. Da haben mich meine Eltern eingeschrieben und seit diesem Tag habe ich nicht mehr mit diesem Sport aufgehört.

Sports Illustrated: Kann man als MMA-Kämpfer von seinen Einnahmen leben?

Rakic: Ich habe zum Glück genügend Sponsoren, die mich unterstützen. Ohne diese Sponsoren wäre es nicht möglich, dass ich mich voll und ganz auf meinen Sport konzentrieren kann. Ich kämpfe nicht jedes Wochenende und wenn man nicht kämpft, verdient man auch kein Geld. Alles in allem kommt man etwa auf vier Kämpfe im Jahr. 

Sports Illustrated: Haben Sie eine Ausbildung absolviert oder zuvor in einem anderen Job gearbeitet?

Rakic: Ich habe Hotelfachmann gelernt und von 2007 bis 2010 in diesem Job gearbeitet. Da habe ich eine Ausbildung gemacht und diese auch abgeschlossen habe. Danach war ich beim österreichischen Bundesheer und später drei Jahre in einem Lager gearbeitet, weil ich nicht zurück ins Hotel wollte. Ich mag diese unregelmäßigen Arbeitszeiten nicht. Ich wollte mich mehr auf mein Training fokussieren.

Sports Illustrated: Bei der UFC 300 kämpfen Sie gegen den Tschechen Jiri Prochazka. Wie stehen die Chancen im größten Kampf Ihrer Karriere?

Rakic: Es wird ein sehr harter Kampf. Jiri Prochazka ist ein Ex-Champion und ein sehr unorthodoxer und unberechenbarer Kämpfer. Aber ich denke, dass ich mich gut auf ihn vorbereitet habe. Ich habe ihn sehr lange studiert. Meine Trainer und ich haben Trainingspartner einfliegen lassen, die ihn versuchen zu kopieren. Wir sind sehr gut auf ihn vorbereitet.

Sports Illustrated: Sind Sie ein Kämpfer, der sich eine Taktik zurechtlegt oder hängt alles davon ab, was Ihr Gegner macht?

Rakic: Eine spezielle Taktik gibt es nicht. Wir haben uns natürlich die Stärken von Jiri Prochazka angesehen, was seine Stärken und Schwächen sind. Das versuche ich auszunutzen. Aber ich muss natürlich auch bereit sein, auf seine Stärken zu reagieren. Diese Stärken muss ich neutralisieren.

Sports Illustrated: Was sind Ihre Stärken und Schwächen?

Rakic: Ich glaube, ich habe in jeder Kampfsportart viel Potenzial. Ich bin gut im Boxen, Kickboxen, Ringen und Jiu Jitsu. Ich würde sagen, dass ich einer der komplettesten Kämpfer in der Top 5 bin. Meine Stärken liegen darin, dass ich sehr diszipliniert bin und im Kampf auf meine Trainer höre. Die sehen die Sachen von draußen besser als ich und geben mir Tipps. Wir sind ein eingespieltes Team. Ich versuche sofort umzusetzen, was sie mir sagen oder zurufen. Wichtig ist, den eigenen Fokus zu behalten. Ich darf Jiri Prochazka keine Sekunde aus den Augen lassen.

Sports Illustrated: In Las Vegas werden 20.000 Zuschauer die Kämpfe verfolgen. Bedeutet das Druck oder eher zusätzliche Motivation für Sie? 

Rakic: Das ist eine zusätzliche Motivation für mich. Zuletzt in Las Vegas waren nur wenige Leute wegen Corona da. Mein letzter Kampf vor so vielen Fans war 2019. Ich freue mich wirklich auf die Zuschauer und die tolle Atmosphäre. Vor 20.000 Fans zu kämpfen, ist eine tolle Sache. So viele Zuschauer hatte ich mal bei einem Kampf in Kanada. Da durfte ich vor 20.000 Leuten kämpfen. Das war ein cooler Kick.

Sports Illustrated: Donald Trump will sich die Kämpfe ebenfalls live in Las Vegas ansehen. Wie beurteilen Sie das? 

Rakic: Das ist mir vollkommen egal. Ich bin bei meinen Kämpfen sehr fokussiert und lasse mich nicht ablenken. Egal, wer im Publikum sitzt. 

Sports Illustrated: Im Mai 2022 haben Sie sich beim Kampf gegen Jan Blachowicz schwer am Knie verletzt. Haben Sie Angst davor, dass so etwas noch einmal passiert?

Rakic: Natürlich gibt es immer das Risiko von Verletzungen. Aber mein Knie ist wieder in Ordnung und ich habe keine Angst, dass ich mich erneut am Knie verletze. Meine Operation ist zwei Jahre her und ich bin wieder 100 Prozent fit und bereit. Das Knie ist wieder stabil. Deshalb spielt das in meinem Kopf keine Rolle mehr. 

Sports Illustrated: Conor McGregor hat einmal gesagt, dass Verlieren für ihn keine Option ist und in seinen Gedanken nicht vorkommt. Denken Sie genauso?

Rakic: Natürlich denkt man daran, was passiert, wenn dich dein Gegner zu Boden ringt oder ausknockt. Da muss man realistisch bleiben. Es ist ein Kampf. Dein Kontrahent ist auch fit und möchte nicht verlieren.  Aber ich wandle meine Gedanken immer in positive Dinge um. Wenn ich getroffen werde und einen Wirkungstreffer erhalte, versuche ich so schnell wie möglich aus dieser Situation rauszukommen.

Sports Illustrated: Wird Conor McGregor irgendwann ins Oktagon zurückkehren oder ist er zu alt?

Rakic: Die Gespräche laufen offenbar mit ihm. Wahrscheinlich wird er noch einmal zurückkommen. Ich würde mich sehr freuen für ihn. Conor McGregor hat diesen Sport auf ein anderes Level gebracht. Dafür sollte man ihm Respekt zollen. Er hat den Sport groß gemacht. Wenn man Leute in Deutschland oder Österreich, was MMA ist, wissen das viele nicht. Aber Conor McGregor kennen alle.

Sports Illustrated: Wer ist für Sie der größte MMA-Kämpfer aller Zeiten und warum?

Rakic: Jon Jones und Georges St-Pierre sind für mich absolute Ikonen. Hinzu kommen Anderson Silva und Jose Aldo. Aber Jones und St-Pierre sind meine Favoriten. In meiner Kindheit waren Mirko Krokop und Fedor Emelianenko meine Idole. 

UFC-Star Aleksandar Rakic
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Sports Illustrated: Sie sind in Wien geboren. Warum kämpfen Sie statt der österreichischen unter der serbischen Nationalflagge?

Rakic: Ich habe fünf Mal unter der österreichischen Flagge gekämpft. Das waren meine ersten fünf UFC-Kämpfe. Ich war sogar in den Top 10 mit der österreichischen Flagge. Aber in Österreich interessieren sich leider nicht so viele Leute für diesen Sport. Meine Wurzeln sind serbisch und in Serbien ist MMA viel populärer. Ich bekomme aus Serbien unfassbar viel Unterstützung. Deshalb möchte in den Leuten dort etwas zurückgeben. Ich bin mittlerweile auch serbischer Ehrenpräsident des MMA-Verbandes. Aber ich bin auch Wien und Österreich sehr dankbar, was sie mir gegeben haben. Ich werde Wien immer in meinem Herzen haben. Aber jetzt habe ich mich entschieden, unter der serbischen Flagge zu kämpfen.

Sports Illustrated: Warum spielt MMA in Österreich keine so große Rolle?

Rakic: Ich würde sagen, momentan liegt Österreich sogar hinter Deutschland, wo es im Jahr ein paar MMA-Events gibt. In Stuttgart oder Köln waren die Hallen immer ausverkauft. Ich denke, dass die Menschen in Serbien sich mehr für den Kampfsport begeistern können. Sie lieben diesen Sport. Die Balkan-Mentalität ist eine komplett andere als die in Österreich. Das bedeutet aber nicht, dass wir es nicht in Österreich schaffen. Ich werde versuchen, dass ich MMA in Österreich noch größer machen kann.

Sports Illustrated: Obwohl Sie ein knallharter MMA-Fighter sind, besitzen Sie auch einen weichen Kern. Wie verträgt sich Sensibilität mit der Urgewalt der UFC?

Rakic: Es ist immer gut, eine gewisse Balance zu haben. Zu Hause bin ich nicht der Kämpfer Aleksander Rakic. Da bin ich entspannt mit den Kindern. Das ist für mich ein Muss und ein guter Ausgleich. Wenn ich dann zum Training gehe, ist das eine andere Sache.

Sports Illustrated: Sehen Sie Ihren Sport auch als "sozialen Auftrag" an? Wollen Sie junge Menschen inspirieren und von Ihrem Sport begeistern? 

Rakic: Ich sehe mich als Botschafter. Man sollte mit den Jungs und Mädels reden. Ich möchte für sie ein Vorzeigeathlet sein. Ich vertrete meinen Sport und falle nicht durch Eskapaden auf. Ich möchte einen guten und gesunden Lebensstil vorleben. Das zeige ich auch durch meine Posts bei Social Media.

Sports Illustrated: Wie sieht Ihr Ernährungsplan aus?

Rakic: Ich ernähre mich gesund. Aber ich esse auch Fleisch. Manchmal auch ein Stück Pizza, einen Burger oder eine Cola. Letztendlich macht die Dosis das Gift. Vor den Kämpfen ernähre ich mich aber nur gesund mit Fleisch, Fisch, Gemüse, Reis, Nudeln und ein wenig Brot. Das gibt es kein Schweinefleisch, aber dafür viel Obst. 

Sports Illustrated: Wenn Sie sich einen künftigen Wunsch erfüllen könnten, welcher wäre das?

Rakic: Ich möchte gerne UFC-Champion werden. Das ist mein sportlicher Wunsch. Mein privater Wunsch ist, dass ich und meine Familie gesund bleiben. Wenn das so ist, bin ich der glücklichste Mensch der Welt.

UFC 300 bei DAZN live im TV und Livestream

Wer Aleksandar Rakic bei UFC 300 live erleben möchte, kann das bei DAZN tun. Dafür zeigt die Sport-Plattform sogar extra die Prelims der einzigartigen Fight Card. Und das sogar wahlweise mit US-amerikanischen Originalkommentar oder deutschem Live-Kommentar.

Generell können MMA-Fans bei DAZN so viel packendecKampfsport-Events live erleben, wie bei keinem anderen Anbieter. Neben der UFC überträgt DAZN auch ausgewählte Events von OKTAGON MMA sowie die komplette PFL, PFL Europe und Bellator.



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