Manuel Baum über Transfers: So entstehen Marktwerte und Ablösesummen

• Manuel Baum erklärt, wie Marktwerte von Fußballspielern zustande kommen
• Marktwert und weitere Faktoren: Davon hängt die Ablöse bei Transfers ab
• Beispiel Enzo Fernandez: Darum kostete er Chelsea so viel Geld

Dieser Transfersommer wird wild. Eine ganze Reihe an Spitzenklubs will – oder muss – Spieler verkaufen: der FC Barcelona, der FC Chelsea, Paris Saint-Germain. Außerdem drängen viele Profis von sich auf einen Tapetenwechsel. 

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Eine entscheidende Rolle bei Transfers spielt der sogenannte Marktwert des Spielers. Doch wie kommt dieser überhaupt -zustande? Wichtigster Faktor ist natürlich der Spieler selbst. Transfermarkt.de ist internationale Referenz, was das Thema angeht. Sie bezieht extrem viele Faktoren in die Berechnung des Marktwerts ein: unter anderem Alter und Potenzial des Spielers, dessen sportliche Leistungen in Verein und gegebenenfalls Nationalmannschaft, auch das Niveau der Liga. Wichtig sind auch Erfahrung, die Verletzungshistorie, ebenso softere Faktoren wie der Marketingwert des Spielers. Und natürlich die Zahl und Reputation der Interessenten.

Enzo Fernandez erhöht Marktwert während WM um 20 Millionen

Sehen wir uns das am Beispiel des argentinischen Mittelfeldspielers Enzo Fernandez an. Vor der WM im vergangenen Winter galt der damals 21-Jährige bei Benfica Lissabon als extrem starker Spieler, der auch in seiner Zeit bei River Plate zuvor kaum verletzt war. Andererseits mangelte es ihm ein wenig an Erfahrung. Machte im November 2022 einen Wert von 35 Millionen Euro. 

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Dann kam der Sieg mit Argentinien in Katar – und Fernandez konnte sich nicht nur auf allerhöchster sportlicher Ebene beweisen, sondern wurde außerdem als bester junger Spieler des Turniers ausgezeichnet, was einen Boost für das Marketingpotenzial bedeutete. Wert nach der WM: 55 Millionen Euro.

Ablöse wird von weiteren Faktoren außer Marktwert beeinflusst

Doch neben diesem Marktwert wird die Ablöse von Umständen beeinflusst, die nichts mit dem Spieler direkt zu tun haben. Dabei geht es um Fragen wie: Kann der neue Verein eine Kaufoption ziehen oder wird der Spieler nur ausgeliehen? Erwirbt der neue Klub nur einen Teil der Transferrechte? Beinhaltet der Vertrag eine Ausstiegsklausel, eine Rückkaufoption oder eine Weiterverkaufsbeteiligung? Auch Dinge wie Vertragslänge und Boni können die Ablöse beeinflussen. 

Zum Beispiel Fernandez: Er hatte im Sommer 2022 erst seinen langfristigen Vertrag bei Benfica unterschrieben. Nach der WM wollte Chelsea ihn aber unbedingt – und zwar kaufen, nicht leihen. Es war also klar: Das wird teuer.

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Auch die Dringlichkeit des Transfers wirkt sich also auf die Summe aus, ebenso Zeit- oder Erfolgsdruck. Ein weiterer wichtiger Posten: das Gehalt, das der Spieler fordert. Enzo Fernandez befand sich bei Benfica erst im zweiten Profivertrag – das Gehalt war für Chelsea also gut zu stemmen. Was den Deal erschwerte: Chelsea wollte Fernandez dringend für die Rückrunde. Benfica war dagegen nicht auf das Geld aus dem Verkauf angewiesen, konnte also aus einer dominanten Position heraus verhandeln, was den Portugiesen oft erfolgreich gelingt. Am Ende kam der Deal zustande – wurde aber teuer: Chelsea musste 121 Millionen zahlen. Ein extremes Risiko: Im Moment liegt Fernandez’ Marktwert bei 85 Millionen, nach nur drei Siegen aus 18 Einsätzen wird er wohl zunächst nach unten angepasst. 

Manuel Baum ist Nachwuchs-Chef bei RB Leipzig und hat bereits Schalke 04 und den FC Augsburg in der Bundesliga trainiert. Hier beantwortet er regelmäßig Fragen rund um den Fußball. Haben Sie auch eine Frage? Dann schreiben Sie sie uns gerne per E-Mail an info@sportsillustrated.de

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