Fußball

Jamal Musiala: Flicks größtes Versprechen für die Zukunft ist gerade einmal 19 Jahre alt

Die deutsche Nationalmannschaft begeistert die Fans wieder. Zumindest eine Halbzeit lang. In den ersten 45 Minuten gegen die Niederlande zeigt das Team von Bundestrainer Hansi Flick einen ansprechenden Fußball. Mit Jamal Musiala ragt ein Spieler besonders heraus.

Bundestrainer Hansi Flick und Jamal Musiala beim Testspiel in Amsterdam.
Credit: Imago
  • Jamal Musiala ist Flicks größtes Zukunftsversprechen
  • Musiala ist erst 19 Jahre alt - hat aber schon viel erlebt
  • Flick hat großen Anteil, dass Musiala für Deutschland spielt

Deutschland meldet sich zurück auf der internationalen Fußballbühne. Beim ersten wirklichen Test gegen einen starken Gegner deutete die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick an, in welche Richtung sich der Fußball unter dem Ex-Bayern-Trainer entwickeln wird. 

Es wird wieder nach vorne gespielt. So wie es Flick beim FC Bayern in seiner zweijährigen Amtszeit getan hat und damit in der Saison 2019/20 sechs Titel gewann. Sein taktische Konzept mit einem 4-2-3-1-System lässt Flick auch bei der Nationalmannschaft spielen, die er kurzerhand entstaubte. 

Nach der Übernahme des Trainerstuhls von Joachim Löw hat Flick einmal kräftig durchgelüftet. Acht Siege und ein Remis - so lautet die beeindruckende Bilanz von Flick, seitdem er am 1. August 2021 neuer Bundestrainer wurde. Seit diesem Zeitpunkt geht es spielerisch voran.

Das hat mehrere Gründe. Zum einen nimmt Flick alle Spieler mit ins Boot. Zum anderen kommuniziert er ausführlich mit ihnen. Diese Stärke hat ihm bereits bei Bayern Erfolg gebracht - und kann auch ein entscheidender Faktor im Hinblick auf die WM 2022 sowie die Zukunft des DFB-Teams werden.

Hansi Flick lobt Jamal Musiala: "Das war herausragend"

"Das war ein sehr gutes Spiel von zwei Mannschaften, die Fußball spielen wollen. Wir haben 60 Minuten guten Fußball gespielt", erklärte Flick nach dem 1:1 beim Testspiel gegen die Niederlande. "Wir wollen den Weg weitergehen, weil ich glaube, wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg."

Auf diesem Weg könnte ausgerechnet ein Spieler zum Zukunftsversprechen werden, den Flick bereits aus München kennt: Jamal Musiala. Der Mittelfeldspieler zog im Zentrum elegant die Fäden, verteilte und verteidigte die Bälle - dass es eine wahre Freude, Musiala dabei zuzuschauen.

"Jeder hat gesehen, was für eine Qualität er hat. Im Ballbesitz weiß er sich gut durchzusetzen und Raum für die eigene Mannschaft zu erspielen. Er ist im Eins-gegen-Eins sehr gut. Er kann Bälle gut vorbereiten. Was er auch in der Defensive geleistet hat, war herausragend", erklärte Flick. 

Wenn man bedenkt, dass Musiala am 26. Februar gerade erst seinen 19. Geburtstag feierte, kann man nur erahnen, was dieser Fußballer - vorausgesetzt er bleibt gesund - noch alles auf den Rasen zaubern wird. Zwar nahm in Flick in der 69. Minute aus dem Spiel, aber nicht weil er schlecht war. 

Musiala ist erst 19 Jahre alt, hat aber viel schon erlebt

Im Gegenteil. Flick weiß, wie er mit seinen Talenten umgehen muss und gönnte dem Youngster eine "Auszeit". Als er Musiala vom Feld nahm, schloss Flick ihn in die Arme und erklärte ihm fast eine Minute die Gründe für die Herausnahme - und verteilte wohl auch ein dickes Lob. 

Musiala kämpfte und rackerte im Mittelfeld. Die Weiterentwicklung von Musiala war deutlich erkennbar, der auch in München eine immer wichtigere Rolle spielt. Der FC Bayern hat mit ihm einen Glücksgriff gemacht, als ihn Bayerns Chefscout Marco Neppe 2019 vom FC Chelsea an die Isar lotste.

"Er ist clever, schnell, technisch stark und kann auf der Zehn, aber auch auf der Neun spielen", erklärte sein ehemaliger Berater Bradley Hudson-Odoi damals gegenüber Sport1. Einige vergleichen seine eleganten Bewegungen auf dem Platz bereits mit Superstar Zinedine Zidane. 

Jamal Musiala zaubert im DFB-Trikot gegen die Niederlande.
Jamal Musiala zaubert im DFB-Trikot gegen die Niederlande.
Credit: Imago
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Um die Klasse des Franzosen zu erreichen, der in seiner Karriere alles gewann und 1998 Fußball-Weltmeister wurde, ist es noch ein langer Weg. Aber Musiala hat schon einmal die Voraussetzungen, um zum wichtigsten deutschen Spieler zu werden, obwohl er vom Körperbau äußerst schmächtig ist. 

Diesen Nachteil macht er mit seiner Technik, seiner Antizipation und seinem überragenden Ballgefühl wett. Hinzu kommt, dass er für sein Alter bereits viel in seinem Leben erlebt hat. Nachdem Musiala im hessischen Fulda aufwuchs, ging er im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie nach England.

Nationalmannschaft hat ersten echten Härtetest bestanden

Auf der Insel spielte er beim FC Chelsea alles kurz und klein. Musiala war der beste Jugendspieler und wurde mit 13 Jahren für die englische U15-Nationalmannschaft nominiert. Bei der U17 führte er die "Three Lions" als Kapitän auf den Platz. Umso bedeutender war, dass sich Musiala für Deutschland entschied.

Lange Zeit war unklar, ob Musiala weiter für England oder für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen wird. Dank Flick, der im Hintergrund offenbar mit die entscheidenden Fäden zog, entschied sich Musiala gegen England und für das Land, in dem er 2003 in Stuttgart geboren wurde. 

"Jeder Einzelne hat die Qualität, um das Team zu bereichern. Der Kader wird immer größer. Das ist für uns Trainer hervorragend, wenn man die Auswahl hat an Qualität. Für uns ist es eine gute Situation", erklärte Flick nach dem Remis in Amsterdam - wohl wissend, dass er alle Spieler mit ins Boot nimmt.

In den ersten 45 Minuten glänzte sein Team. Deutschland zeigte tollen Offensiv-Fußball, stellte die Bemühungen aber ab der 55. Minute ein. Einer guten ersten Halbzeit folgte eine schlechte zweite. Hier muss Flick ansetzen, damit sein Team die vorhandene Qualität über 90 Minuten abrufen kann.

Wenn das gelingt, ist wieder mit Deutschland zu rechnen. Vielleicht noch nicht im Kampf um den WM-Titel in Katar - aber die Entwicklungskurve geht nach oben. Flicks Team hat den ersten Härtetest - trotz eines umstrittenen Elfmeters (71.), der nicht für die Niederlande gegeben wurde - bestanden.

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